Tatort

Kolonnaden und Fassaden

Gesucht wird wieder ein Bauwerk, das in der Architekturgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine besondere Rolle spielt – sei es durch eine außergewöhnliche Eigenschaft, eine ungewöhnliche Geschichte oder eine spezifische Merkwürdigkeit. Lösungsvorschläge können per E-Mail an redaktion[at]die-architekt.net eingereicht werden. Zu gewinnen gibt es das Buch „Baukultur mit Bestand“ von Stefan Kurath. Einsendeschluss ist der 1. Juni 2025.

Die Ursprünge dieses Gebäudes reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als hier ein Kollegium für eine katholische Ordensgemeinschaft errichtet wurde. Für den imposanten Neubau, der neben einer Kirche auch ein Kloster sowie großzügige Höfe und Gärten umfasste, mussten über 30 Bürgerhäuser sowie eine kleine Kirche weichen, was in der Bevölkerung für Unmut sorgte. Zwei Jahrhunderte später kam es zur Aufhebung des Ordens, dessen Mitglieder unter anderem Opfer verschiedener Verschwörungstheorien wurden. Es folgte eine lange und abwechslungsreiche Phase öffentlicher Nutzung: von militärischer und polizeilicher Einrichtung über Bibliothek bis hin zu universitären Zwecken.

Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Gebäudes zerstört. Der für den Wiederaufbau beauftragte Architekt entschied sich für eine teilweise Rekonstruktion unter größtmöglicher Erhaltung der verbliebenen Fassadenfragmente. Ergänzt wurde dieser Teil durch einen Neubau, der als Geschäftshaus für einen Bekleidungshersteller konzipiert wurde und dessen Fassadengestaltung sich an den historischen Bau anlehnte. Der Neubau erhielt nicht nur einen Innenhof, sondern auch eine großzügige Kolonnadenzone, die sich zur Fußgängerzone der Stadt öffnet.

Foto: Fentriss

Im Jahr 2013 überließ das Bundesland, in dessen Besitz sich das gesamte Ensemble befand, es einem österreichischen Immobilienkonzern im Rahmen eines 65-jährigen Erbbaurechts für 240 Millionen Euro. Ein anderer Interessent – die katholische Kirche – konnte sich nicht durchsetzen. Die Planungen für das Gebäude sahen eine Mischung aus hochpreisigem Einzelhandel, Gastronomie, Büros und Wohnungen vor. Kurz darauf wurde ein Architekturwettbewerb ausgelobt, den ein Schweizer Architekturbüro für sich entscheiden konnte. Die Diskussionen mit der Stadt waren von Spannungen geprägt; unter anderem versuchte der neue Besitzer, die Geschäftsflächen durch eine erhebliche Verkleinerung der öffentlichen Kolonnadenzone zu vergrößern. Nachdem der Umbau bereits begonnen hatte, geriet das umstrittene Immobilienunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten und meldete Insolvenz an, die Baustelle wurde gestoppt. Vom Nachkriegsbau existiert nur noch die denkmalgeschützte Fassade. Derzeit ist ungewiss, wie es mit dem Bau weitergeht.

Um welches Gebäude handelt es sich, in welcher Stadt befindet es sich, und welcher Architekt war für den Wiederaufbau sowie den Neubau verantwortlich? Elina Potratz

Bei dem Tatort aus Heft 1 / 2025 handelt es sich um die Kreishandelsschule, heutige Schiller-Realschule Schwäbisch Gmünd, die 1954 nach dem Entwurf von Günter Behnisch und Bruno Lambart entstand. 1955 folgte das Mädchengymnasium (heute Hans-Baldung-Gymnasium) und 1957 das Kreisverbandsgebäude (Landratsamt Ostalbkreis) in unmittelbarer Nachbarschaft. Gewinner des Buchpreises ist Axel Winckler.

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