Einfach nur einfach?
Zur Komplexität von Reduktion
Ein Gegenstand oder ein Vorgang gilt dann als einfach, wenn er durch wenige Parameter bestimmt wird oder nur wenige Regeln braucht, um beschrieben zu werden. Mit unterschiedlichen Definitionen zieht sich die Forderung nach Einfachheit durch die gesamte Architekturgeschichte. Schon Vitruv und Leon Battista Alberti erklärten, geschult an der antiken Rhetorik, Klarheit zum bestimmenden Prinzip. Später, in der Aufklärung, wird Einfachheit zu einem zentralen Motiv in der Theorie, in der Klassik tritt sie uns als die Winkelmannsche „Einfalt“ gegenüber. Ob sich nun die Reformarchitektur vom Historismus abwendet oder die Moderne zu vorgeblich neuen Ufern aufbricht: Stets wird Einfachheit gefordert, meist aus einer Gegenposition zur jeweils gängigen Architektur – oft verstanden als Rückgriff auf vermeintlich bessere Zeiten.
Auch heute gilt Vereinfachung als Ausweg aus der allgegenwärtigen Krise. Die Welt ist kompliziert, für viele zu kompliziert. Was läge da näher als die Dinge einfacher zu machen. Weniger Bürokratie? Wer wäre dagegen! Einfache Häuser? Gelten als wahr, eindeutig und gesund – billiger und langlebiger sollen sie sowieso sein. Einfachheit verspricht elementares Erleben und eine selbstverständliche Verbindung mit den Kreisläufen der Natur.
Was also hindert uns daran, die Welt zu vereinfachen? Handelt es sich dabei überhaupt um ein erstrebenswertes und erreichbares Ziel oder eher um eine naive, unerfüllbare Sehnsucht? Taugt die Idee wirklich als Reformgedanke oder ist Einfachheit lediglich ein neues, raffiniertes Kampfwort gegen das Establishment? Nichts ist komplexer als das Einfache. Diese Ausgabe möchte versuchen, sich diesem vielschichtigen Thema zu nähern, um einen Beitrag zu einer uralten, jedoch ewig jungen Debatte zu leisten. Andreas Hild
Die Architekt 2/25 „Einfach nur einfach? Zur Komplexität von Reduktion“ bestellen
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