Modulares, serielles Bauen als Rettung?
Der Großteil der heutigen Bauproduktion basiert auf Unikaten, entworfen für den jeweiligen Ort, als Antwort auf die Anforderungen der Nutzer, in der für Klima und Region angepassten Bauweise, gebaut von Hand wie vor 50 Jahren. „Der Bausektor hat sich aufgrund des geringen Handlungsdrucks der letzten Jahrzehnte zu lange einer konsequenten Produktivitätssteigerung entzogen. Das ist aktuell mitentscheidend für den massiven Markteinbruch aufgrund zu hoher Baufinanzierungskosten“, erklärt Thomas Kirmayr, Fraunhofer-Allianz Bau.
Geringere Kosten dank modularem, seriellem Bauen?
Im Vergleich zur traditionellen Bauweise, bei der jede Phase linear und direkt vor Ort ausgeführt wird, ist die Modulbauweise schnell und kostengünstig. Durch Standardisierung und Optimierung der Bauprozesse minimiert sie die Gefahren von Lieferkettenunterbrechungen ebenso wie die Risikofaktoren auf Baustellen. Anders als noch in den 1970er-Jahren zeichnet sie sich heute durch eine hohe Anpassungsfähigkeit an individuelle Gestaltungswünsche aus.
Sind Nachhaltigkeit und Modulbau ein Perfect Match?
Ein weiterer großer Vorteil: Die Modulbauweise kann Umweltbelastungen wie hohen Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß reduzieren. Das gelingt durch gezielte Konstruktionsprinzipien, die später Trennung, Rückbau und Wiederverwendung der Materialien erleichtern. Modulares, serielles Bauen ist für Achim Hannott, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Fertigbau, eine zukunftsfähige Lösung für den Spagat zwischen Wohnungsmangel und Klimaschutzzielen: „Was bei Wohnhäusern in Holzfertigbauweise seit Jahrzehnten bewährt ist, wird heute auch bei großen Wohn- und Objektbauten, bei Bestandserweiterungen und bei der Quartiersentwicklung immer stärker nachgefragt. Modulares, serielles Bauen setzt auf Skaleneffekte, die Bauvorhaben durch wiederkehrende Prozesse und Produkte schneller und kostengünstiger machen.“ Die sinnvolle Vernetzung von digitalen Anwendungen, Prozessen und Daten im Werk bei Vorfertigungsprozessen und auf der Baustelle ist heute schon gelebte Praxis. Robotikanwendungen, die Mauern bauen, Wände verputzen oder präzise Bohrlöcher für Unterkonstruktionen setzen, werden als Maßnahmen zur Erhöhung der Qualität eingesetzt und sind zugleich ein Anreiz für eine neue Generation Fachkräfte.
Drei Fragen an Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer Messe München
Vom 13. bis 17. Januar 2025 findet in München die BAU – Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme statt. Ein Kurzinterview mit dem Geschäftsführer der Messe München, Reinhard Pfeiffer, zum Leitthema „modulares, serielles Bauen“.
Der Begriff „modulares, serielles Bauen“ wird oft als Rettung des Wohnungsbaus genannt. Welche Bedeutung hat für Sie diese Bauweise?
Das modulare und serielle Bauen besitzt ein sehr großes Potenzial und kann einen großen Beitrag für günstigeres Bauen und somit auch bezahlbaren Wohnraum leisten. Die Vorteile liegen in der Produktion der Module. Mithilfe von digitalen Werkzeugen und Prozessen entstehen diese Bauteile in der Vorfertigung mit hoher Qualität und ermöglichen gleichzeitig einen effizienten Materialeinsatz.
Welche Rolle nimmt Holz als Baustoff ein?
Holz darf man als den Baustoff der Zukunft bezeichnen. Es ist ein nachwachsender Rohstoff, der ohne großen Aufwand angebaut und vor allem regional genutzt und verarbeitet werden kann. In Bezug auf modulares und serielles Bauen ist das natürlich ein großer Pluspunkt. Außerdem erleichtert Holz als Baustoff das Recycling.
Die Baubranche leidet zunehmend am Fachkräftemangel. Wie kann eine Messe wie die BAU hier unterstützen und Menschen für die Arbeit in diesem Bereich gewinnen?
Sicherlich trifft der Fachkräftemangel den Bau bzw. das Handwerk vermeintlich stärker, da viele junge Menschen heutzutage ein Studium vorziehen und keine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf wählen. Deshalb rücken wir unter anderem mit dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes Handwerksberufe während der Weltleitmesse BAU in den Fokus. Zum Beispiel zeigen Zimmerer, Maurer oder Fliesenleger live und hautnah ihr Können und geben einen Einblick in die Arbeitswelt des Handwerks.