Jubiläumsausstellung zum Werk Walter von Loms in Köln

Seit 1972

Das Ungers Archiv für Architekturwissenschaft zeigt vom 17. September bis zum 12. Oktober eine Jubiläumsausstellung mit ausgewählten Bauten des Architekten Walter von Lom (geöffnet Mo – Fr 11.00 – 16.00 Uhr). Die Eröffnung der Andreas Denk kuratierten Ausstellung findet am Sonntag, den 16. September 2018, um 12 Uhr in der Belvederestraße 60 in Köln-Müngersdorf statt. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir an dieser Stelle erneut die Würdigung von Andreas Denk für Walter von Lom zu dessen 80. Geburtstag im Juli dieses Jahres.

Walter von Lom ist achtzig Jahre alt geworden. Das Alter kann man kaum glauben, wenn man ihm begegnet: Der Kölner Architekt ist stilsicher, auf eine selbstverständliche Weise präsent, generös, beredt und mit einer besonderen Sorte von Humor begabt. Eine Begegnung mit ihm ist in Architekturkreisen nicht unwahrscheinlich: Von Lom ist vermittels seiner offenbar nie nachlassenden Umtriebigkeit wahrscheinlich einer der bestvernetzten Architekten seiner Generation. Das passt, denn noch heute treibt ihn die Sorge um die Lebensqualität in den Städten und ihrer Architektur um.

Walter von Lom, Wohn- und Bürohaus Rheingasse 14-16, Köln 1974, Foto: Helmut Stahl

Nach Studium und fast sieben Jahren Arbeit im Büro von Joachim Schürmann hat sich Walter von Lom 1972 in die Selbständigkeit begeben. Ein bedachter Schritt, denn in dieser Zeit hatte sich der gebürtige Krefelder vom Meister emanzipiert. Nicht von ungefähr gelang ihm gleich zu Anfang seiner Solokarriere mit dem Bau seines eigenen Hauses in der Kölner Rheingasse und mit dem Gewinn des Wettbewerbs um die Sanierung des Marktplatzes von Lemgo ein prestigeträchtiger Doppelerfolg. Die Einpassung der Neubauten an die Umgebung – im Format, mit aufgelöster Fassade, mit Traufhöhe und der Dachform – war die große Stärke seines Entwurfs, die eine kluge Jury in Ostwestfalen offenbar erkannte. Von Lom sei der Meister einer „Kunst der Lücke“, schrieb man damals – und meinte damit seine neue Haltung eines rücksichtsvollen Umgangs mit der Umgebung: „Der Spiegel“ formulierte 1978: „Der Kölner Architekt Walter von Lom nimmt immer und überall Rücksicht – auf Kirche und Kommune, Renaissance und Gründerstil, sogar auf den Wald.“

Walter von Lom, Sanierung und Ergänzung Marktplatz Lemgo, 1973-1977, Foto: Helmut Stahl

Dieses von Sorgfalt geprägte Bauen im Bestand war damals – in der Spätzeit des Bauwirtschaftsfunktionalismus und vor dem Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 – etwas ganz Besonderes. Für seine Haltung kassierte von Lom in den ersten fünf Jahren seiner Tätigkeit fünf Preise und sechs Wettbewerbssiege. Trotzdem, so lobte eines der Juryurteile, ahme er nicht historisierend alte Bauformen nach, sondern füge sich mit Ausdrucksmitteln der Gegenwart ein. Der Wettbewerb ist in den folgenden Jahren der Büroblüte Walter von Loms wesentliches Akquisemittel geblieben. Er hat an mehr als 250 Verfahren teilgenommen, und dabei gut bei der Hälfte der Ausschreibungen einen Preis oder Ankauf erzielt. Das St.-Vincenz-Altenzentrum in Köln, die Zentralwäscherei in Bedburg-Hau, die Magazine des Freilichtmuseums in Kommern, das Institut für Weltwirtschaft in Kiel, Kontorhäuser in Hamburg, das Bergbaumuseum in Mechernich, eine Erweiterung der Berliner Großsiedlung Marzahn und schließlich die großartige Restaurierung des Kölner Museums für Angewandte Kunst zeigen die Bandbreite und nationale Verbreitung des Werks Walter von Loms.

Walter von Lom, LVR-Freilichtmuseum, Kommern 1974-1977, Foto: Helmut Stahl

Nicht zu vergessen sind seine ehrenamtlichen Aktivitäten, denen er teilweise noch heute anhängt: Von 1987 bis 1991 war er Vorsitzender des BDA Köln, 1996 bis 1999 Präsidiumsmitglied des BDA, er ist Mitglied im DASL, im Deutschen Werkbund NW und seit 2003 Vorsitzender des Architekturforums Rheinland. Wenn man ihn heute fragen würde, was ihn in seiner beruflichen Laufbahn am meisten geärgert hat, würde er wahrscheinlich darauf verweisen, dass es ihm nicht richtig gelungen ist, sein Büro in eine prosperierende Zukunft „nach von Lom“ zu führen. Die Ideenschmiede liegt in einem umgebauten historistischen Haus auf römisch-mittelalterlichen Grundmauern direkt neben seinem Wohnhaus. Ein gläsernes Treppenhaus führt zwei Etagen tief in die historischen Kellergewölbe im Kölner Boden, das ist – auch metaphorisch – von Loms Welt, und einer seiner besten Bauten. Vor kurzem hat er einen Teil der Fläche an drei Absolventen der Kölner TH gegeben, über deren erste Erfolge als Architekten er sich fast genauso freut wie über seine eigenen.

Walter von Lom, Holz- und Touristikzentrum, Schmallenberg 1990-1993, Foto: Helmut Stahl

Jetzt gerade befindet sich der vielseitig Interessierte wieder einmal auf einer Reise: Durch Russland und Sibirien bis nach Grönland wird der just frisch verheiratete jugendliche Greis fahren – und dabei sicherlich nicht nur hedonistischen Veranlagungen frönen: Das Erleben wird dem stets um eine realistische Einschätzung des eigenen Tuns bemühten Walter von Lom wieder für eine Reflexion darüber nutzen, was er selbst gemacht und entworfen hat, welche Bedeutung es aus der zeitlichen Distanz hat – und was es eigentlich jetzt zu tun gäbe. Herzlichen Glückwunsch!

Andreas Denk

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