Tatort

Eins von 70

Gesucht wird wieder ein Bauwerk, das eine besondere Rolle in der Architekturgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt oder gespielt hat – sei es durch eine besondere Eigenschaft, eine ungewöhnliche Geschichte oder eine spezifische Merkwürdigkeit. Lösungsvorschläge können per E-Mail (redaktion[at]die-architekt.net) eingereicht werden. Zu gewinnen gibt es das Buch „Form Follows Love. Intuitiv bauen – von Bangladesch bis Europa und darüber hinaus“ (Birkhäuser), signiert von der Autorin Anna Heringer. Einsendeschluss ist der 2. April 2025.

Unser diesmaliger Tatort ist ein eher unbekanntes Werk eines weitbekannten Architekten. Das Gebäude steht im Südwesten der Republik am Rande einer kleinen Stadt – und das nicht allein: In einem Radius von einem viertel Kilometer, gruppiert um ein Polizeirevier, mit dem sie thematisch aber nichts gemein haben, liegen drei Bauten, die zu den frühesten Projekten des Architekten und seines damaligen Partners gehören und in den 1950er-Jahren realisiert wurden. Der Tatort wurde als Bildungseinrichtung geplant und wird nach wie vor als solche genutzt, wenn auch in etwas anderer Art. 

Foto: Theresa Jeroch

Obwohl nur der zweite Wettbewerbsrang und entgegen der einstimmigen Empfehlung des Preisgerichts, das die Planung eines Regierungsbaumeisters vorzog, entschied sich der Kreistag damals, diesen Entwurf umzusetzen. Er sieht einen viergeschossigen Hauptbaukörper vor, der mit Rücksicht auf eine eventuelle Lärmbelästigung zehn Meter hinter die Flucht der – heute eher mäßig frequentierten – Straße zurückgesetzt ist. Die Unterrichtsräume sind zur Vorderseite ausgerichtet und werden durch breite Flure mit Aufenthaltsqualität erschlossen. Rückseitig, also gen Westen, grenzt rechtwinklig ein dreistöckiges Nebengebäude an, das die zweite Seite des Pausenhofs rahmt. Vorn wiederum, gleichsam als Torhaus, bildet ein zweigeschossiger Bau den Zugang von der Straße aus. Das Erdgeschoss des Torhauses war ursprünglich für die Wohnung des Hausmeisters gedacht, heute sind dort Sitzungsräume untergebracht. Das großzügig durchfensterte Obergeschoss hingegen birgt in sich einen ausgedehnten Saal, der durch Steckwände kleinteilig untergliedert werden kann. Es ist mit einem Parallel- beziehungsweise Grabendach ausgestattet und ragt hofseitig sowie südlich über den Unterbau heraus. Die Öffnung im Erdgeschoss war durch eine Pergola mit dem Eingang des Haupthauses verbunden. 

Gleich ums Eck liegt das Projekt, das im darauffolgenden Jahr verwirklicht wurde – auch dieses eine Bildungseinrichtung, wie im Übrigen insgesamt 70 Bauten des Architekten, ein großer Teil seines ungefähr 150 Werke umfassenden Œuvres. Zwei Jahre später folgte das letzte der drei, das im weiteren Sinne als Verwaltungsgebäude bezeichnet werden kann. 

Wir würden gern wissen, um welches Gebäude es sich handelt und wann es von wem gebaut wurde – es gilt dabei, nicht den damaligen Büropartner zu vergessen. Zusatzpunkte gibt es für das Erraten der zwei angesprochenen benachbarten Bauten.
Theresa Jeroch

Beim Tatort aus Heft 6 / 2024 handelt es sich um das Fünfgiebelhaus in Rostock, das 1986 von einem Team um den leitenden Architekten Peter Baumbach errichtet wurde. Die markante Dachform steht in historischer Tradition von Rostocker Giebelhäusern, die schon 1586 auf der Vicke-Schorler-Rolle eindrucksvoll dokumentiert wurden. Gewinnerin des Buchpreises ist Anne Schmedding.

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