Kunst von Andreas Schlüter

Barockes Berlin

Wer denkt beim Thema barocke Architektur nicht zuerst an Dresden oder den Süddeutschen Raum, Rom oder Paris? Aber Berlin? Nicht doch – wüst und leer muss es dort um die Barockzeit gewesen sein! Doch es gab auch hier barocken Glanz, bestes Beispiel ist das monumentale Berliner Schloss. Abwesende Barockgebäude liegen nicht etwa in einer besonders unproduktiven Phase im 17. und 18. Jahrhundert begründet, sondern sind schlicht den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg geschuldet.

Eine Ausstellung im Berliner Bode-Museum widmet sich nun dem Künstler, der das barocke Gesicht der Hauptstadt ganz besonders geprägt hatte: Andreas Schlüter. Er war wesentlich verantwortlich für die Erweiterung des Renaissanceschlosses zum monumentalen barocken Kubus, für dessen Fassaden und den figürlichen Schmuck. Über die Jahrhunderte war er ein wenig in Vergessenheit geraten – und letztlich ist es der Rekonstruktion des Schlosses in Form des Humboldt-Forums mit der Barockfassade und dem Schlüterhof zu verdanken, dass wir heute wieder über ihn sprechen.

Barocke Architektur wurde oft als Mittel der Selbstverherrlichung der absolutistischen Monarchen eingesetzt, wie wir es von Versaille oder dem Dresdner Schloss und dem Zwinger kennen. In dieses Deutungsmuster passt es auch, dass Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der seit dem Regierungsantritt 1688 seine Krönung zum ersten König von Preußen strategisch vorbereitete (das sollte ihm 1701 auch gelingen), Andreas Schlüter nach Berlin holte, um der zukünftigen Residenzstadt zum standesgemäßen künstlerischen Niveau zu verhelfen. Der ursprünglich unter dem polnischen König wirkende Schlüter war auf Reisen nach Frankreich, Italien und in die Niederlande mit den Werken Michelangelo Buonarotti und Gian Lorenzo Bernini in Berührung gekommen, die sein Schaffen von da an nachhaltig beeinflussten. Später sollte er den Beinamen „Michelangelo des Nordens“ erhalten.

Eines seiner ersten Projekte in Berlin war das Zeughaus, das heute das Deutsche Historische Museum beherbergt. Gebaut über mehrere Jahrzehnte unter verschiedenen Architekten, schmückte Schlüter die Fensterverdachungen der Straßenfront und des Innenhofes mit allerlei Kriegsgerät und den Köpfen sterbender Krieger aus. Der Formenreichtum, die Individualität der Gesichter und die lebendige Emotionalität, die sie transportieren, beeindrucken noch heute.

Neben seiner Tätigkeit für die Schlossbauhütte ab 1699 schuf Schlüter auch Plastiken. Eine Kopie seiner bekanntesten plastischen Arbeit, dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, dessen Original im Ehrenhof vom Charlottenburger Schloss steht, empfängt die Besucher im Bode-Museum. Schlüter war ein Allround-Künstler, das zeigen die ausgestellten Exponate, die von monumentalen Originalfiguren des einstigen Schlüterhofes über Graphik und Gemälden hin zu raumausstattenden und kunsthandwerklichen Arbeiten reichen und deren opulente Pracht auch dem Laien die vielseitigen Begabungen des Künstlers vermitteln.

Schlüters letzte Jahre in Berlin waren von einem Skandal begleitet: Bei der später so genannten Münzturmkatastrophe versagten seine ingenieurtechnischen Fähigkeiten, der Turm stürzte beinahe in sich zusammen und Schlüter fiel nach einem weiteren vermasselten Projekt, dem königlichen Lustschloss in Freienwalde, beim König in Ungnade. Der Künstler kehrte Preußen den Rücken und wandte sich erneut gen Osten, wo er bis zu seinem Tod 1714 unter dem Zar Peter dem Großen in Sankt Petersburg arbeitete und auch dort seine Spuren hinterließ.

Red.

SCHLOSS BAU MEISTER. Andreas Schlüter und das barocke Berlin
4. April – 13. Juli 2014
Eintritt Sonderausstellung und Bode-Museum: 12,- Euro / ermäßigt 6,- Euro
Onlineshop: 11,- Euro / ermäßigt 5,50 EUro
Öffnungszeiten: Mo geschlossen, Die – Mi, Fr – So 10.00-18.00 Uhr, Do 10.00 – 20.00 Uhr
Bode-Museum
Museumsinsel Berlin
Am Kupfergraben
10117 Berlin

Fotos: Bundesarchiv_B_145_Bild-P014762, bpk / Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P., Antje Voigt, Wien, Graphische Sammlung Albertina

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