…und die Abfälligkeit des Menschen

Das Müllparadigma

Nur über das Verständnis des Mülls können wir die Ausschlusslogiken unserer Zeit verstehen. Denn Müll kommt in der industrialisierten Moderne eine paradigmatische Bedeutung zu. Müll als die „Kehrseite der Dinge“ ist überall und nimmt stetig zu.(1) Seine Entsorgung erweist sich neben der Klimakrise und ihren Folgen als eines der größten Probleme der Zukunft. Die These, dass das Konzept des Mülls eine paradigmatische Bedeutung einnimmt, geht über den Fakt einer weltweiten Vermüllung hinaus: Sie behauptet, dass unser gesamtes Denken und Handeln von einer Logik des Mülls beeinflusst wird. Doch was meint das? Inwiefern kann das Konzept des Mülls als ein Paradigma verstanden werden? Und welche konkreten Auswirkungen ergeben sich daraus?

„Abfall ist eine Kulturtechnik, eine metaphorische Superkontrolle, bereichs- und gegenstandsunspezifisch. Es ist ein Machtdispositiv. Alles kann Abfall werden.“(2)

Als Müll bezeichnen wir Dinge, denen wir keinen Wert mehr zusprechen. Semantisch wird er mit Schmutz und Krankheiten konnotiert. Dabei ist kein Gegenstand an sich Müll. Wie die Ethnologin Mary Douglas zeigt, ist Müll das Ergebnis einer kulturellen Zuschreibung.(3) Ein Objekt wird dann als Müll bezeichnet, wenn es sich am falschen Ort befindet. Müll, so Douglas, ist ein „matter out of place“. Dinge, die in dem einen Kontext als sehr wertvoll betrachtet werden, erweisen sich in einem anderen als wertlos. Nichts macht dies deutlicher als die Kunst. Die Frage, „Ist das Kunst oder kann das weg?“, steht beispielhaft dafür. Sobald wir etwas als Kunst deklarieren, werden die Objekte zeitlos, egal, ob es sich wie bei Marcel Duchamp um ein Pissoir, oder wie bei Joseph Beuys um ein ranziges Stück Butter in der Ecke handelt. Ob etwas als Müll gilt oder nicht, hängt also wesentlich von der sprachlichen und räumlichen Inszenierung des Gegenstands ab.
Die Zuschreibung von Müll nimmt deswegen in unserer Gesellschaft eine wichtige Funktion ein. „Abfall ist“, so Manfred Faßler, „ein innergesellschaftlich definiertes und Gesellschaft definierendes Ordnungsmuster hoher Beweglichkeit. Er gehört zu den Normalitätsstandards, die sich in langfristigen Prozessen herausbilden, deren verhaltensbildenden und -kontrollierenden Auswirkungen allerdings nicht kausal geplant respektive beabsichtigt sind.“(4) Das Konzept des Mülls ist in diesem Sinne ein konstitutives Außen oder Negativ, um das sich eine Ordnung etabliert. Die Deklaration von Müll erweist sich als eine Grenzziehung zwischen Ordnung, Sauberkeit, Wert, Kontrolle und Sicherheit auf der einen Seite und Unordnung, Schmutz, Wertlosigkeit, Kontrollverlust und Gefahr auf der anderen. Wie die Geschichte zeigt, ist diese Grenze äußerst fragil und wird nicht nur kontinuierlich hinterfragt, sondern auch immer wieder neu gezogen. Aufgrund dieser Fragilität, so die Kulturwissenschaftlerin Laura Moisi, „gibt es immer wieder die Bemühungen, kulturelle Unterscheidungen zu verankern, zu erneuern und zu bestärken. Die Kategorien Schmutz und Abfall entstehen, so gesehen, aus einem Bedürfnis nach Kohärenz und Orientierung.“(5) Müll, so die damit verbundene Implikation, muss beseitigt werden.

Ein veränderter Blick auf den Müll

Es mag überraschen, aber dieses Konzept von Müll im Sinne eines problematischen Abfalls, den es zu beseitigen gilt, ist noch relativ jung. Wie der Historiker Ludolf Kuchenbuch gezeigt hat, etablierte sich die heutige Semantik erst im Zuge der Hochindustrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts.(6) Zwar gab es auch schon in der Antike und im Mittelalter eine intensive Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Abfalls und seiner Beseitigung, aber aufgrund der biologischen Beschaffenheit und verhältnismäßig geringen Mengen des anfallenden Abfalls wurde er als Teil eines biologischen Kreislaufs verstanden und weniger als Problem.

Elendsviertel in Jakarta, Indonesien, Foto: Jonathan McIntosh, CC BY 2.0

Die Gründe für die semantische Veränderung des Müllkonzepts sind vielfältig und ergeben sich sowohl aus qualitativen als auch quantitativen Veränderungen des anfallenden Abfalls im Zuge der Industrialisierung. Mindestens vier Entwicklungen waren dabei ausschlaggebend: Erstens entstanden mit der Erfindung neuer Materialien auch neue Formen des Abfalls. Die Halbwertzeiten der künstlich hergestellten Stoffe überstiegen die der biologisch-abbaubaren Produkte. Der anfallende Abfall konnte nicht wie zuvor in den natürlichen Zyklus eingegliedert, sondern musste gesondert verarbeitet werden. Zweitens begannen toxische Abfälle der Industrie nicht nur die Umwelt zu vergiften, sondern auch die Gesundheit der Menschen zu gefährden. Drittens wurde die Bevölkerung durch die im Zuge der Industrialisierung rapid wachsenden Städte mit einer zuvor nicht gekannten Masse an Fäkalien und Haushaltsabfällen konfrontiert, die aufgrund der Erfindung des Kunstdüngers nicht länger zur Weiterverwendung gebraucht werden konnten. Und viertens nahm aufgrund der wachsenden Produktivität durch die maschinelle Produktion auch der Bedarf an neuen Absatzmöglichkeiten zu. Um die hergestellten Produkte zu verkaufen, und damit die Industrie am Laufen zu halten, galt es, die Nachfrage zu steigern. Es entwickelte sich ein neuer Konsumethos, der das Ideal der Langlebigkeit, Pflege und Reparatur der Produkte hinter sich ließ und das Neue zum leitenden Maßstab aller Dinge machte. Die Kehrseite dieser Entwicklung war ein wachsender Berg an vermeintlich wertlosem Müll.

Durch diese Faktoren rückte die Thematik des Abfalls als Problem immer mehr in den Fokus der gesellschaftlichen Debatte. Es entstand ein neues Müll- und Hygienebewusstsein: Müll und Schmutz wurden zum Problem, das es zu beseitigen galt. Dies führte zu einer Neustrukturierung der städtischen Infrastruktur und zu neuen Beseitigungspraktiken: Es entstanden moderne Kanalisationssysteme, Abfalleimer wurden eingeführt und Müllabfuhren eingerichtet. Zugleich wurden die Menschen für Müll und Schmutz als Ausgangspunkt von Krankheiten sensibilisiert. Paradoxerweise verschwand mit zunehmendem Erfolg dieser Maßnahmen jedoch nicht nur der Müll, sondern auch das gesellschaftliche Verantwortungsgefühl für dessen endgültige Beseitigung. Ganz im Sinne des Sprichworts „aus dem Auge aus dem Sinn“, war alles gut, solange der Müll weg war.

Aufgrund eines global agierenden Marktes, und einer damit zusammenhängenden weltweiten Produktion, ist Müll inzwischen jedoch zu einem globalen Problem geworden. Es kommt zu einer regelrechten Vermüllung des Planeten. Obwohl das Problem bekannt ist, können es sich nur die ökonomisch reichen Nationen leisten, es nachhaltig anzugehen. Und auch das geschieht mehr schlecht als recht. Zwar recyceln diese Länder zunehmend Rohstoffe, trotzdem wird ein großer Teil ihres Abfalls einfach verbrannt oder in ökonomisch ärmere Länder verschifft. Was dort mit dem Müll passiert, spielt oft keine Rolle. Die Konsequenz ist, dass die ökonomisch armen, häufig ehemals kolonialisierten Länder mehr und mehr zur Müllhalde unseres Wohlstands werden.

Einteilung in Wert und Wertlosigkeit

Doch wenn davon gesprochen wird, dass Müll das paradigmatische Kulturprinzip der Moderne geworden ist, meint das mehr als die Vermüllung unseres Planeten. Die Einteilung der Welt in Müll und Nicht-Müll oder Wert und Wertlosigkeit durchzieht unser gesamtes gesellschaftliches und politisches Denken. Müll ist, wie Moisi angelehnt an Jaques Rancière argumentiert, paradigmatisch für die „Idee einer Aufteilung des Sinnlichen“, die nicht nur die Handlungen, sondern die ganze Existenz von Menschen in achtenswert oder nicht achtenswert einteilt. Historisch gesehen ist die Degradierung von Menschen über einen Verweis auf ihre Unreinheit keineswegs neu – man denke an den jahrhundertelang vorherrschenden, misogynen Topos von der „befleckten“ oder „unreinen“ Frau, oder die zutiefst rassistischen Äußerungen, die eine nicht-weiße Hautfarbe mit Schmutz in Verbindung brachten. Mit dem Müllparadigma lässt sich jedoch eine neue Qualität in der Degradierung von Menschen ausmachen. Sie werden nicht einfach nur als minderwertig angesehen, sondern ihre Leben werden als überflüssig dargestellt. „Überflüssig zu sein“, so der polnische Philosoph Zygmunt Bauman, „bedeute überzählig und nutzlos zu sein, nicht gebraucht zu werden – wie auch immer der Nutz- und Gebrauchswert beschaffen sein mag, der den Standard für Nützlichkeit und Unentbehrlichkeit liefert. Die anderen brauchen dich nicht; sie kommen ohne dich genauso gut zurecht, ja sogar besser. Es gibt keinen einleuchtenden Grund für deine Anwesenheit und keine naheliegende Rechtfertigung für deinen Anspruch, hierbleiben zu dürfen. Für überflüssig erklärt zu werden bedeutet, weggeworfen zu werden, weil man ein Wegwerfartikel ist.“(7) Die Entwertung der Menschen kann verschiedene Facetten annehmen und unterschiedlich stark ausfallen, je nachdem welcher Nutzen den Menschen zugesprochen wird. Die Unterscheidung zwischen wertvollen und nicht wertvollen Menschen wird überwiegend entlang der historisch entstandenen Trennlinien von race, Klasse und Gender gezogen. Sie geht dabei nicht nur mit einer Architektur der Abgrenzung, sondern auch mit einer Nähe zum Müll einher.

Die Nähe zum Müll als Gradmesser

Müllsortierung in Bangladesch, Foto: Maruf Rahman

Auf nationaler Ebene wird dies besonders bei der Einhegung der Armut deutlich. Wie die Philosophin Eva von Redecker richtig feststellt, bemisst sich die Frage, wer zum Proletariat gehört, an der Nähe zum Müll.(8) An die Ränder der Städte verbannt, leben ökonomisch arme Menschen nicht selten in separaten Stadtteilen, die unter Bezeichnungen wie Banlieu, Ghetto oder Slum bekannt sind und von der übrigen Gesellschaft als sogenannte No-go-Areas ausgewiesen werden. Als abfällig betrachtet, wendet sich die Fürsorge der öffentlichen Hand von diesen Lebensräumen ab, weswegen sie geprägt sind von Müll und Zerfall. Noch deutlicher wird eine solche innerstaatliche Entwertung bei dem Schicksal von Obdachlosen. Im Sinne von Mary Douglas’ Definition von Müll als „matter out of place“ sind Obdachlose Menschen, deren Anwesenheit, egal wo, immer als störend empfunden wird. Als absolut wertloser Teil der Gemeinschaft wird ihnen kein Platz in der Gesellschaft eingeräumt. Quasi symptomatisch leben sie nicht nur neben dem Müll, sondern auch – in Form von Pfandflaschen – von ihm. Wie sehr der Wert ihrer Leben als verfallen gilt, zeigen die tagtäglich stattfindenden verbalen und physischen Übergriffe gegen sie, die überwiegend ungesühnt bleiben.

Logik der Entwertung

Doch das schrecklichste Extrem einer solchen Logik der Entwertung menschlichen Lebens offenbart die Geschichte des Nationalsozialismus. Im Wahn einer reinen Rasse wurden vor allem Juden als zu bereinigender Abfall der Gesellschaft stilisiert. Der Vergleich mit einer im Dreck lebenden und Krankheiten übertragenden Ratte, wie sie beispielhaft in Fritz Hipplers Film Der ewige Jude zur Schau gestellt wurde, veranschaulicht diese grausame Form der Entmenschlichung. Die maschinelle und hochbürokratisierte Beseitigung des Abfalls in sogenannten „Säuberungsaktionen“ war die Konsequenz dieser „Überflüssigmachung“, wie schon Hannah Arendt sagte. Wie Müll wurden die Menschen eingesammelt, aus den Städten transportiert, in die extra dafür gebauten Vernichtungslager überführt, getötet – und ihre Leichen letztlich in den Öfen der Konzentrationslager verbrannt. Diese systematische Ähnlichkeit mit einer gewöhnlichen Müllentsorgung ist sicher ein wichtiger Punkt, der dieses Geschehen in seiner Form historisch einzigartig macht.

Die Ausschlüsse, die auf nationaler Ebene im Kleinen vollzogen werden, wiederholen sich auf internationaler Ebene im Großen. Dabei spielen die Grenzen eine tragende Rolle. Sie sind, wie es der Soziologe Steffen Mau formuliert, „Sortiermaschinen“(9), die Länder trennen, Rechts-, Sozial- und Politikräume eingrenzen, Marktströme regulieren und lenken und die Bewegungen der Erdbevölkerung kontrollieren. Dabei teilen sie nicht nur die Welt in mehr oder weniger wertvolle Regionen ein, sondern auch die Menschen, die dort leben. Je nachdem, wo man geboren wird, bestimmt diese Einteilung, ob dein Leben tendenziell einen Wert zugesprochen bekommt oder nicht. Wie nicht zuletzt die Debatte um die Fachkräfteeinwanderung verdeutlicht, wird der Wert eines Menschen dabei wesentlich daran gemessen, ob er einen Nutzen für die Wirtschaft bringt oder nicht. „Die Produktion menschlichen Abfalls“, so analysiert deswegen Zygmunt Bauman, „ist nur eine Nebenhandlung des wirtschaftlichen Fortschritts und trägt alle Kennzeichen eines unversöhnlichen, rein technischen Geschehens.“(10)

Das eigene Schicksal durch Auswanderung zu verändern, ist nahezu aussichtslos. Denn während für die Bürgerinnen und Bürger ökonomisch reicher Nationen die Grenzen durchlässig sind, erweisen sie sich für Menschen aus ökonomisch armen Ländern als unüberwindbare Hindernisse. Gefangen in ihren Geburtsländern sind sie gezwungen, mit den häufig postkolonialen Ausbeutungs- und Herrschaftsstrukturen zu leben. Ganze Nationen werden zu regelrechten Müllhalden, auf denen sowohl die materiellen als auch menschlichen Abfälle der globalen Produktion deponiert werden.

Die Wertlosigkeit dieser Menschen zeigt sich, wenn sie trotz der Hindernisse versuchen, den für sie vorgesehenen Platz zu verlassen. Wie Müll, so gelten sie dann als ein „matter out of place“ und werden dementsprechend behandelt. Zu Tausenden sterben sie unter den Augen der ökonomisch reichen Länder bei dem Versuch, dem Schicksal ihrer Geburt zu entkommen. Die Gleichgültigkeit, mit der die täglichen Toten in Kauf genommen werden, verdeutlicht die Bedeutung ihrer Leben. Diese gelten, wie es die Philosophin Judith Butler formuliert, als „nicht der Trauer wert oder als nicht betrauerbar“.(11) Mitte Juni 2023 wurden wir Zeugen dieser unterschiedlichen Wertschätzung von Leben und ihrer Betrauerbarkeit: Innerhalb einer Woche sanken sowohl ein Boot mit 750 Migrantinnen und Migranten als auch ein Boot mit fünf reichen Geschäftsmännern. Während es für die Migranten nicht nur nahezu keine Hilfe gab, sondern auch der Verdacht im Raum steht, dass der Grund für das Unglück ein staatlicher Pushback war, bemühten sich Dutzende von Rettungseinrichtungen der US-amerikanischen und kanadischen Navy, das gesunkene U-Boot zu retten.

Aber auch denen, die nicht unmittelbar beim Versuch der Flucht sterben, geht es nicht besser. Faktisch entrechtet, werden sie von zusehends überforderten Staaten in Flüchtlingslager gesperrt, die mit ihren meterhohen Zäunen, Stacheldraht und einem strengen Überwachungssystem mehr an Gefängnisse als an Fluchtstätten erinnern. Ohne Aussicht auf eine Zukunft müssen die Flüchtlinge mitunter mehrere Jahre in diesen, von Dreck geprägten, Lagern leben. Einmal deponiert, werden sie vergessen und trachten ein Leben in einem quasi für sie rechtlosen Raum ohne jegliche Form der Selbstbestimmung. „Absolute Rechtlosigkeit“, so Hannah Arendt über das Schicksal der Flüchtlinge, „hat sich in unserer Zeit als die Strafe erwiesen, die auf absolute Unschuld steht.“(12) Es passt in das Narrativ eines Müllparadigmas, wenn der Philosoph Giorgio Agamben deswegen das Lager als das „biopolitische Paradigma der Moderne“ bezeichnet.(13) Als Kehrseite einer ordnenden Grenzlogik nationalstaatlicher Souveränität erweist es sich als die Deponie der überflüssigen Menschen.

Obdachlosigkeit, Los Angeles, Foto: Nathan Dumlao, Unsplash

„Die anfallende Menge menschlichen Abfalls“, so prognostiziert Baumann, „übersteigt die vorhandenen Verwaltungskapazitäten, und es ist gut möglich, dass die heute weltweit präsente Moderne an ihren eigenen Abfällen erstickt, die sie weder reassimilieren noch vernichten kann.“(14) Doch was tun? Um diesem Schicksal zu entgehen, bedarf es eines kompletten Umdenkens. Auf materieller Ebene heißt das, die weltweite Produktion zurückzufahren und mehr auf Reparieren und Recycling zu setzen, um weniger Müll zu produzieren, Ressourcen zu schonen und Menschen nicht länger zu unserem Wohl auszubeuten. Auf ideeller Ebene heißt es, sich von dem Imperativ des ewig Neuen zu befreien und ein neues Verständnis von Abfall zu entwickeln, das diesen nicht länger mit Wertlosigkeit, die implizit seine Zerstörung legitimiert, gleichsetzt, sondern stattdessen den Wert eines jeden Dings wertschätzt. Auf Menschen übertragen heißt das, die Betrauerbarkeit eines jeden Menschen anzuerkennen und sie zum Maßstab des politischen Handelns zu machen. Denn Nichts, und vor allem Niemand, ist auf dieser Erde per se am falschen Ort.

Friedrich Weißbach studierte Philosophie und Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Sapienza Universitá di Roma sowie der Université Lumière Lyon 2. Von 2020 bis 2023 lehrte er am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2023 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am philosophischen Institut der Universität Münster. Als freier Journalist schreibt er für Zeit Online, den Freitag, die monopol und das Philosophie Magazin, bei dem er als fester freier Autor auch in die Redaktionsarbeit eingebunden ist. Er ist Gründer und Leiter des Instituts für Chaos.

Fußnoten

1) Vgl. Windmüller, Sonja (2004).

2) Faßler, Manfred (1991): S. 198.

3) Vgl. Douglas, Mary (1966).

4) Faßler, Manfred (1991): S. 198.

5) Moisi, Laura (2020): S. 5 f.

6) Vgl. Kuchenbuch, Ludolf (1988).

7) Bauman, Zygmunt (2005): S. 20 f.

8) Vgl. Redecker, Eva (2023).

9) Vgl. Mau, Steffen (2021).

10) Bauman, Zygmunt (2005): S 59.

11) Butler, Judith (2020): S: 42.

12) Arendt, Hannah (1951): S. 607.

13) Vgl. Agamben, Giorgio (2002): S. 126 ff.

14) Bauman, Zygmunt (2005): S. 100.

Literatur

Agamben, Giorgio: Homo Sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002 (1995).

Arendt, Hannah: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Pieper Verlag, München 1951 (1949).

Bauman, Zygmunt: Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne, Hamburger Edition, Hamburg 2005 (2004).

Butler, Judith: Die Macht der Gewaltlosigkeit. Über das Ethische im Politischen, Suhrkamp Verlag, Berlin 2020 (2020).

Douglas, Mary: Reinheit und Gefährdung, Reimer, Berlin 1985 (1966).

Faßler, Manfred: Abfall, Moderne, Gegenwart. Beiträge zum evolutionären Eigenrecht der Gegenwart, Focus Verlag, Gießen 1991.

Kuchenbuch, Ludolf. Abfall. Eine Stichwortgeschichte, in: Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.). Kultur und Alltag. Soziale Welt – Sonderband 6, Göttingen 1988, S. 155 – 170.

Mau, Steffen: Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert, C.H. Beck, München 2021.

Von Redecker, Eva: Arbeit im Anthropozän, Philosophie Magazin Nr. 4 / 2023.

Windmüller, Sonja: Die Kehrseite der Dinge. Müll, Abfall, Wegwerfen als kulturwissenschaftliches Problem. Lit Verlag, Münster 2004.

Artikel teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert