tatort

Durchaus angemessen

Auch diesmal fahnden wir nach einem Bauwerk, das eine Rolle in der jüngeren Architekturgeschichte spielt oder spielen könnte – sei es durch eine besondere Eigenschaft, eine ungewöhnliche Geschichte oder eine spezifische Merkwürdigkeit. Lösungsvorschläge können per Post, Fax oder E-Mail an die Redaktion gesandt werden. Unter den Einsendern der richtigen Antwort verlosen wir ein Buch. Einsendeschluss ist der 25. September 2017.

Der „tatort“, den wir suchen, entstand in zwei Abschnitten als Sitz einer Bausparkasse und als erste von zwei Hauptniederlassungen einer deutschen Landesbank in einer nordwestfälischen Stadt. Das seinerzeit größte Kreditinstitut Europas war kurz zuvor durch die Fusion zweier regionaler Girozentralen entstanden. Der Vorstandsvorsitzende der neuen Bank suchte nach einem übergreifenden architektonischen Ausdruck für das Finanzinstitut, das fortan europaweit agieren sollte. Er initiierte einen Wettbewerb unter vier Architekturbüros, die eine Art Corporate Architecture für den Finanzkonzern entwickeln sollten, den ein ihm aus seiner Heimatstadt vertrauter Architekt gewann. Ab 1967 entstanden nach dessen Entwurf mehrere Neubauten im In- und Ausland, die allesamt eine identische Formsprache haben, über die das Preisgericht seinerzeit urteilte: „Die besonders differenzierte und vielfach abgewandelte äußere Gestaltung wurde bisher für Bankgebäude selten verwendet, ist aber für ein Bankgebäude dieser Art durchaus angemessen“. Den gesuchten Bau prägt – wie seine Geschwistergebäude – ein terrassenartiger Aufbau, der vielleicht von Frank Lloyd Wright, sicherlich aber von Paul Rudolph beeinflusst war, dessen Werk der Architekt auf mehreren Reisen durch die USA kennengelernt hatte. Die Begeisterung für gerundete Eckbildungen erinnert zugleich an den großen Einfluss der Weltraumfahrt und den daraus entsprungenen Architekturvisionen: Die Fassade ist mit Profilen aus CORTEN-Stahl gebildet, die von begehbaren, mit abgerundeten Sichtbetonbändern gerahmten Terrassen umfangen werden, die allen Gebäuden der Bank einen hohen Wiedererkennungswert geben. Das Innere prägen offene Raumstrukturen, die der Architekt in umfangreichen.

Welches Gebäude suchen wir, wo steht es, und wer hat es wann entworfen?

Welches Gebäude suchen wir, wo steht es, und wer hat es wann entworfen?

Studien für neue Bürokonzepte entwickelt hatte. Das graphische Erscheinungsbild erarbeitete er zusammen mit dem bedeutenden Gestalter Otl Aicher. Den Schlusspunkt des umfassenden Gestaltungsansatzes bildete die Ausstattung des Bauwerks mit zeitgenössischen Kunstwerken, die insbesondere aus dem Kreis der ZERO-Künstler und ihrem Umfeld stammen. Nachdem die EU-Wettbewerbskommission schon in den 1990er Jahren Sach- und Kapitaleinlagen des zuständigen Bundeslandes als rechtswidrig eingestuft hatte, war die Bankenkrise 2008 der letzte Anlass zur Zerschlagung des inzwischen defizitär arbeitenden Instituts. Das gesuchte Gebäude befindet sich inzwischen im Besitz der immer noch existierenden Bausparkasse und wurde zwischen 1994 und 1999 umgreifend modernisiert, ohne dass seine immer noch ungewöhnliche architektonische Substanz in Frage gestellt worden wäre. Welches Gebäude suchen wir, wo steht es, und wer hat es wann entworfen?

Der gesuchte „tatort“ aus Heft 3/17 war die Kölnisch-Wasser-Fabrik 4711 Ferdinand Mülhens, die Rudolf und Wilhelm Koep 1950 und 1959–1960 in Köln-Ehrenfeld errichteten und die heute als „Barthonia-Forum“ einer noch ungewissen Zukunft entgegensieht. Gewinnerin des Buchpreises ist Alexandra Polenz aus Berlin.

Artikel teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert