Begehbares Architekturmodell

Mies in Krefeld

Postmortem wird das Wirken von Mies van der Rohe für seine „Krefelder Freunde“, wie er sie nannte, fortgeschrieben. Ende der 1920er Jahre hatte er hier bereits drei Gebäude realisiert: Haus Lange und Haus Esters errichtete er zwischen 1927 und 1930 als Wohnhäuser für die Gründer der Vereinigten Seidenwebereien AG (Verseidag) Hermann Lange und Josef Esters. Auch Teile der Fabrik selbst stammen von Mies van der Rohe. Stilistisch gehören die Bauten in den Kontext der Villa Tugendhat (Brünn) und des Barcelona-Pavillons. Mit diesen drei Gebäuden ist Krefeld – und das ist kaum bekannt – die Stadt mit den meisten erhaltenen Bauten von Mies in Europa.

Nun kommt ein weiterer hinzu, wenn auch als temporäres Modell: Mit dem Projekt „Mies 1:1“ wird ein nie realisierter Entwurf des Architekten, ein Clubhaus für den örtlichen Golfclub, als begehbares Modell im 1:1-Maßstab am Originalstandort errichtet. Mies hatte 1930 ein weitläufiges, eingeschossiges Clubhaus entworfen, das wie ein Stern auf der Kuppe des Egelsberges liegen sollte: Großzügige Panoramafenster hätten einen weiten Blick von der Anhöhe in die Landschaft ermöglicht und Mies’ Prinzipien von der Durchdringung von Natur und Architektur verdeutlicht.

Verantwortlich für die Ausführung des Holzmodells ist das belgische Architekturbüro Robrecht en Daem architecten, die zu den fünf Finalisten des „Mies van der Rohe Architecture Awards 2013“ gehören. Sie verstehen ihre Umsetzung als 1:1-Modell nicht als eine einfache Rekonstruktion des Mies’schen Entwurfs, sondern als künstlerische Inszenierung. Die Initiatoren des Projekts sehen in „Mies 1:1“ gleichermaßen eine Architekturausstellung wie einen Raum für Meinungsaustausch und Bildung – und dies drückt sich in einem umfangreichen Rahmenprogramm aus: Es werden Symposien zum Thema Architekturmodell, zu Materialkunde und Erinnerung abgehalten, kontextbezogene Filme präsentiert, Vorträge gehalten und Stadtrundfahrten organisiert.

Das Modell wird ab dem 26. Mai für die Öffentlichkeit begehbar sein, im November 2013 wird es wieder vollständig abgebaut und in seine Bestandteile zerlegt. Studierende der Fächer Architektur und Design werden parallel zur Ausstellung in einem Workshop Pavillons planen, die das Material in eine dauerhafte Nutzung überführen.

Informationen zum Programm finden Sie auf der Website des Vereins Mies van der Rohe im Krefeld e. V.
Red.

MIES1:1 Das Golfclub Projekt. EIn begehbares Architekturmodell
Krefeld, Egelsberg
26. Mai bis 27. Oktober 2013

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