Eröffnung des Yves Saint Laurent Museums in Marrakesch

Preziosen in Flechtkörben

Gleich zwei Museen wurden kürzlich zu Ehren des 2008 verstorbenen Modeschöpfers Yves Saint Laurent eröffnet: zunächst eine Sammlung in Paris, die in einem Stadtpalais in der Avenue Marceau untergebracht ist sowie ein kompletter Neubau in Marrakesch – das museé Yves Saint Laurent marrakech. Mit letzterem wurde nun eine wichtige außereuropäische Wirkungsstätte des Designers bespielt, der mit seinem Geschäfts- und Lebenspartner Pierre Bergé seit den 1960er Jahren oft in Marokko gewesen war und dort mehrere Häuser erwarb. In Marrakesch hatte er dabei einen halb verfallenen botanischen Garten – den Jardin Majorelle – erstanden, dessen kräftige Farben ihn bei vielen seinen Kreationen inspirierten. Direkt neben der opulenten Grünanlage befindet sich auch das neue Museum, das für etwa 15 Millionen Euro errichtet wurde. Es beherbergt nicht nur eine Dauerausstellung, sondern auch ein Auditorium, eine Bibliothek, einen Buchladen und ein Café.

Das flach gehaltene Gesamtvolumen des fast fensterlosen Baus, der aus ineinander verschachtelten und unterschiedlich großen stereometrischen Baukörpern besteht, geht mit seinem hellrosa- farbenen Natursteinsockel in einer sanften Rundung in den Bürgersteig über. Die Obergeschosse, durch einen grauen Streifen vom Sockelbereich abgegrenzt, zeichnen sich durch verschieden gemusterte, stark hervortretende Klinkerfassaden aus, die den Volumen die Anmutung von geflochtenen Körben verleihen sollen. Der Bau passt sich in seiner bescheidenen Dimensionierung und den erdigen Farbtönen dabei in die Umgebung ein und greift auf subtile Art landestypische Architekturformen und das charakteristische Farbenrepertoire auf. Der Haupteingang klafft wie ein Spalt zwischen den Baukörpern und wird durch ein als goldene Scheibe ausgestaltetes Vordach durchdrungen. Besucher gelangen hier in einen kleinen, runden Innenhof, in dem wie auf einem Gedenkstein das bekannte Logo von Yves Saint Laurent auf einer großen Betonplatte prangt. Erst hinter dieser Platte befindet sich der Zugang zum Foyer, von dem aus die anderen Bereiche des Hauses zugänglich sind.

Der Innenraum ist, wie man von einem Museum für einen hochkarätigen Modedesigner erwarten darf, mit feinsten Materialien ausgestattet, gleitet dabei jedoch weder ins Protzige noch ins Sterile ab. Direkt an der Eingangshalle liegt ein kleiner verglaster Innenhof, der mit einem minimalistischen Springbrunnen, türkisen Mosaikwänden und Kletterpflanzen die kühlende Funktion dieses Bereichs hervorhebt. Der Dauerausstellungsbereich ist dagegen komplett in schwarz ausgekleidet, nur durchbrochen von scharfen Spotlights auf den Ausstellungsstücken. Bemerkenswert ist zudem das Auditorium mit streifiger Holzverkleidung, das für Lesungen, Vorträge und Filmvorführungen zur Verfügung steht.

Das ausführende Architekturbüro Studio Ko weist mit seinen Standorten in Paris, Marrakesch und London sowie einem architektonischen Werk, das sich zwischen Opulenz und Minimalismus bewegt, viele Parallelen zum Modeunternehmen Yves Saint Laurent auf. Es scheint fast, als habe der Blick auf die Gestaltungsformen der Haute Couture die Architekten dabei jedoch in besonderem Maße bereichert: der Abwechslungsreichtum in Materialbeschaffenheit, Musterung und Farbe sowie die sorgsame Detaillierung schaffen eine raffiniert komponierte Gewandung für die Ausstellungsstätte.

elp

Yves Saint Laurent Museum (museé Yves Saint Laurent marrakech – mYSLm) in Marrakesch, Marokko, 2017
Studio Ko

Fotos: Felix Schroeder

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