Sievert Baustoffe
Nachhaltigkeit im Bauen gewinnt aktuell immer mehr an Bedeutung, auch in der Planung von Gebäuden. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit aus Sicht der Baustoffbranche und welche Strategie verfolgt Sievert hierbei?
Martin Kühn: Am Thema Nachhaltigkeit und insbesondere der Kreislaufwirtschaft führt in der Baustoffbranche absolut kein Weg mehr vorbei. Für uns beginnt das mit der Entwicklung der Baustoffe und ist natürlich auch in der Produktion ein großer Faktor. Als Baustoffexperte ist es uns wichtig, dass wir auch unsere Kundinnen und Kunden befähigen, nachhaltig und mit geringstmöglicher Emission zu bauen, denn Bauherren, Planer, Architekten und auch Handwerker erkennen zunehmend die Relevanz des Themas. Beispielsweise bei der Finanzierung von Immobilien:

Martin Kühn, Foto: Sievert/LuxTeufelsWild
Hier gibt es bereits Unterschiede in den Zinssätzen für die Finanzierung von Immobilien, je nachdem, ob nachhaltige oder nicht nachhaltige Baustoffe verwendet werden. Aus diesem Grund ist der Markt immer mehr auf der Suche nach nachhaltigen Lösungen. Wir arbeiten hart daran, diesen Bedarf zu erfüllen. In diesem Sinne haben wir beispielsweise die »Sievert Green Line« gelauncht – eine Produktlinie, die ausschließlich emissionsarme und recycelbare Produkte umfasst.
Können Sie uns Beispiele für konkrete Handlungsfelder von Sievert nennen, die Ihr Engagement zum nachhaltigen Bauen unterstreichen?
Ökologisches Bauen ist eine komplexe Angelegenheit. Als Baustoff- und Logistikexperte nutzen wir daher verschiedene Blickwinkel. Dazu gehören unter anderem eigene Stromerzeugung mittels Photovoltaikanlagen, Mehrwegverpackungen, Wohngesundheit, nachwachsende Rohstoffe, der Einsatz von Rezyklaten sowie die Reduzierung von CO2. Wir betreiben eines der modernsten Trockenmörtelwerke Europas, das alternative Energiequellen nutzt, anstelle der herkömmlichen wie Braunkohle oder Gas. So sind die Produkte nicht nur an sich, sondern auch über den gesamten Herstellungsprozess gesehen nachhaltiger. Unsere eigene Logistik setzt auf effiziente Routenplanung und nutzt darüber hinaus innovative Technologien, die den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.

Zeche Westfalia, Foto: Sievert/Sebastian Damberger
Aber nicht nur Marktanforderungen wie Regularien auf europäischer Ebene oder Zertifizierung von Produkten, was bezüglich öffentlicher Ausschreibungen und speziellen Baunormen sehr wichtig ist, tragen zu unserem Engagement bei. Als familiengeprägtes Unternehmen spielt Nachhaltigkeit für Sievert schon immer eine wichtige Rolle. Wir arbeiten daran, dass dieses Selbstverständnis sich auch in allen Unternehmensbereichen widerspiegelt: von den Produkten über die Produktion hin zur Logistik.
Wie kann man sich das auf Produktebene vorstellen?
Der »Tri-O-Therm L« ist ein Produkt, an dem sich gut erklären lässt, wie komplex allein die Produktebene in Bezug auf nachhaltige Bewertung ist. Der Dämmputz ist ohne EPS-Zuschlag, also völlig mineralisch und kunststofffrei, das allein ist schon ein wichtiger Faktor. Gleichzeitig überzeugt er durch seine Ergiebigkeit – was nicht nur den etwas höheren Preis relativiert, sondern auch die Bewertung der vorgelagerten Prozesse. Dies umfasst beispielsweise den Ressourcenverbrauch von Rohstoffen und Energie. Produkte und ihre Nachhaltigkeitsbilanz müssen also ganzheitlich betrachtet werden.

Zeche Westfalia, Foto: Sievert/Sebastian Damberger
Sie haben das Thema Wohngesundheit erwähnt. Warum spielt das für Sie eine Rolle und wie gehen Sie hiermit um?
Das Thema Wohngesundheit ist für Endkunden besonders wichtig. Darauf muss die Auswahl von Baustoffen abgestimmt sein. Letztlich zahlt die Nutzung von nachhaltigen Baustoffen auch auf die Wertigkeit einer Immobilie ein. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, bereits in der Entwicklung und Produktion auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen, um ihnen gerecht werden zu können. Für uns ist es daher wichtig, die Anforderungen verschiedener Kundenzielgruppen möglichst genau zu kennen. Mit einem Expertenbeirat tauschen wir uns beispielsweise regelmäßig aus, um die Bedürfnisse der Bau- und Immobilienbranche noch besser und ganzheitlich zu verstehen und schon in der Forschung und Entwicklung neuer Baustoffe danach ausrichten zu können.

Zeche Westfalia – Treppenaufgang nach Tri-O-Therm L Auftrag, Foto: Sievert/Sebastian Damberger
Mit welchen Themen beschäftigt sich die Baubranche aktuell und wie geht Sievert damit um?
Die Baubranche muss aktuell mit zahlreichen negativen Marktgegebenheiten zurechtkommen, neben dem Fachkräftemangel auch mit hohen Zinsen, enormen Baupreise und einem Rückgang an Baugenehmigungen. Unser Ziel ist es, gerade in dieser Phase unsere Innovationen noch besser voranzutreiben, um auch künftig durch qualitativ hochwertige Produkte am Markt zu überzeugen. Ich denke hier beispielsweise an den Modulbau, 3D-Druck oder auch die Kreislaufwirtschaft.
Weitere Informationen zur »Sievert Green Line« finden Sie unter:
www.sievert.de/DE_de/unternehmen/verantwortung/sievert-green-line