BDA Berlin

BDA Preis Berlin 2012: Neue Modelle für das Bauen?

Am Ende wurde es eng in der Apsis der ehemaligen St. Elisabethkirche. Dorthin hatte die Moderatorin des Abends die ausgezeichneten Architekten und Bauherren des BDA-Preises Berlin 2012 gebeten. Dass es kaum genug Platz für alle gab, lag nicht nur an der Zahl von acht durch die Jury und drei als Online-Publikumspreis prämierten Bauten, es war vor allem die spezielle Bauherrenkonstellation, die sich so auf der Bühne wiederfinden ließ: allein vier ausgezeichnete Gebäude waren Wohnhäuser, die in dem in Berlin verbreiteten Modell der Baugruppe entstanden waren. Als „Anregung für andere Architekturszenen“ hatte die international besetzte Jury dieser Entwicklung ein besonderes Augenmerk gewidmet.

Begonnen hatte der Abend im Foyer der benachbarten Villa Elisabeth, wo sich insbesondere Förderer und Unterstützer des BDA-Preises Berlin 2012 bei einem Champagnerempfang als Auftakt der Veranstaltung präsentierten. Schon nach kurzer Zeit wurde hier klar, dass das Interesse des Berliner Publikums an Architektur und Stadtentwicklung ungebrochen hoch ist und der Abend gut besucht sein würde. Entsprechend angeregt wechselte man anschließend in den durch seinen speziellen, in Teilen wiederhergestellten Zustand beeindruckenden Kirchenraum des Schinkel-Baus, den das Duo David Friedmann und Peter Weniger mit Vibraphon und Saxophon-Klängen einstimmten.

Den Haupt-Wortbeitrag des Abends lieferte der Senator für Stadtentwicklung a.D. Volker Hassemer, aktuell Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin, der direkt nach der Einführung durch den BDA-Landesvorsitzenden Thomas Kaup die Gelegenheit nutzte, weniger über Architektur als über die Chancen der Berliner Stadtentwicklung zu sprechen. In seinem leidenschaftlichen Plädoyer warb er für eine Akzeptanz der anstehenden Groß-Projekte Berlins. Als wichtige stadtbaupolitische Themen nannte er das Kulturforum, die Museumsinsel, die „Mitte der Mitte“ um das künftige Humboldtforum sowie die lange stadträumliche Strecke von dem Haus der Kulturen der Welt über die „veränderte Welt“ der Parlamente, Botschaften, Bibliotheken, Universitäten, Opern und Museen bis hin zur Kongresshalle Ost am Alexanderplatz. Hassemer forderte dazu auf, die enormen Chancen in diesen Herausforderungen zu sehen und deren Umsetzung engagiert zu unterstützen. Architekten seien als professionelle Akteure auf diesem Feld in der Pflicht, jenseits ihrer eigenen Projekte das große Ganze zu sehen und zu fördern. Ebenso müsse die Politik ihre verwaltungstechnische Betrachtungsweise der Stadt ablegen und mehr Begeisterung für die Zukunft Berlins vermitteln. Es darf erwähnt werden, dass der BDA Berlin in der Reihe 40 / 40 zu zwei der angeführten Beispiele, dem Kulturforum sowie zur Mitte der Stadt, genau solche Debattenbeiträge von Architekten in Ausstellungen versammelt und mit großer Resonanz in die öffentliche Debatte eingebracht hat.

Mit den Worten von Carsten Roth, der stellvertretend für die Jury sprach, wurde der Blick wieder auf das einzelne Gebäude und den BDA-Preis zurückgeführt. Ein wichtiges Kriterium bei der Auszeichnung der Bauten sei es gewesen, zwischen einer „Architektur als Ereignis“ und rein als Objekt zu sehenden Bauten zu unterscheiden. Und er betonte – neben der Wertschätzung für die Architekten und das Baugruppenmodell als neuen Weg zum Bauen – die Courage und den Weitblick engagierter Bauherren für das Gelingen herausragender Architektur, was leider keine Selbstverständlichkeit sei.

Die Verleihung der Preise erfolgte auf angenehm nüchterne und unprätentiöse Art und Weise, indem die Architekten und ihre Bauherren mit Urkunden und Plaketten zur Anbringung an den Bauten ausgezeichnet wurden – bis zur eingangs erwähnten Fülle auf dem Podium. Durch den wohltuend knapp gehaltenen offiziellen Teil der Veranstaltung gelang es somit leicht, die beschwingte und angeregte Atmosphäre vom Beginn des Abends nahtlos fortzuführen und dem gesellschaftlichen Teil, den vielen interessanten Einzelgesprächen und der Kontaktpflege bis zum Ende des Abends Raum zu geben.
Matthias Seidel

Die Texte der Jury zu den Auszeichnungen sowie alle eingereichten Gebäude sind im Katalog zur Ausstellung veröffentlicht, her-ausgegeben vom und zu beziehen beim BDA Berlin, Mommsenstraße 64, 10623 Berlin. 64 Seiten, ca. 90 Abbildungen, ISBN 978-3-00-039742-4, 15,– Euro plus Versand. Weitere Informationen sowie alle Daten, Namen und Fakten auf www.bda-berlin.de. Die eingereichten Arbeiten und ausgezeichneten Projekte sind vom 26. November 2012 bis zum 13. Januar 2013 in der Galerie des BDA Berlin zu sehen.

Preisträger BDA-Preis Berlin
baukanzlei fiel . jennrich, Aula und Foyer der Kunsthochschule Weißensee, Berlin-Weißensee; Foto: Philipp Lohoefener

Brandlhuber + ERA, Emde, Schneider, Galerie-, Atelier- und Wohngebäude in der Brunnenstraße 9, Berlin-Mitte; Foto: Nathan Willock

Diener & Diener Architekten, Neubau des Ostflügels des Museums für Naturkunde, Berlin-Mitte; Foto: Christian Richters

Roswag Architekten, Betriebsgebäude der Artis GmbH, Columbiadamm 23, Berlin Tempelhof; Foto: Daniela Friebel

Auszeichnung
Heide & von Beckerath Architekten, Flottwell Zwei, Apartmenthaus in der Flottwellstraße 2, Berlin-Kreuzberg; Foto: Andrew Alberts

Lobende Erwähnungen
BARarchitekten, „Mischen Possible“, Wohn- und Geschäftshaus in der Oderberger Straße 56, Berlin-Prenzlauer Berg; Foto: Jan Bitter

IfuH Institut für urbanen Holzbau, atelier pk architektur, roedig . schop architekten, Rozynski_Sturm Architekten 3XGRÜN, Wohnhaus in der Görschstraße 48-49, Berlin Pankow; Foto: Stefan Müller

zanderroth architekten, BIGyard, Bauherrengemeinschaft Zelterstraße 5 GbR, Zelterstraße 5-11, Berlin Prenzlauer Berg; Foto: Simon Menges

Publikumspreis
scarchitekten PHED, Passivhaus am Engeldamm 30, Berlin-Mitte; Foto: scarchitekten/Markus Lehr

Jürgen Pleuser Architekten, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin-Mitte; Foto: Foto Jürgen Pleuser

Studio Kalopepe, Wochenendhaus auf Valentinswerder; Foto: Stefan Müller

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