„Wohnen heute“ in der Pinakothek der Moderne

Das Prinzip Coop

Die Zahlen, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) 2015 vorlegte, sind beinahe dramatisch zu nennen: Berlin braucht fast 20.000 neue Wohnungen bis 2020, um den Bedarf zu decken – jährlich. Tatsächlich wurden im Jahr 2014 rund 11.000 Wohnungen zu wenig fertiggestellt. Ähnlich stellt sich die Wohnsituation in München, Hamburg und Köln dar. Bundesweit benötigen die Einwohner jedes Jahr bis 2020 etwa 266.000 Wohnungen.

Angesichts immer weiter wachsender Städte ist es aber nicht nur die reine Quantität des zu bauenden Wohnraums, die zu bewältigen ist. Vielmehr ist die Fortentwicklung der gebauten Umwelt für immer differenziertere Wohnbedürfnisse eine der größten Herausforderungen an zeitgenössische Architektur und Stadtplanung. Themen wie Verdichtung, soziale Mischung und Wohnqualität werden diskutiert. Als Reaktion auf den von wirtschaftlichen Faktoren bestimmten Wohnungsmarkt entstehen gegenwärtig neue Bauinitiativen, die einem partizipativen Ansatz folgen. Das Architekturmuseum der TU München stellt zwölf aktuelle Projekte kooperativen Bauens vor, die jeweils nach ihrer inhaltlichen Ausrichtung, dem Entstehungsprozess, der baulichen Umsetzung, der Verwaltungsstruktur und den Formen des Zusammenlebens befragt werden.

Zu den gezeigten Beispielen zählen aktuelle Quartiersentwürfe wie für das Hunziker Areal in Zürich (Baugenossenschaft mehr als wohnen) oder WagnisART auf dem Domagkgelände in München (wagnis eG) wie auch Bauvorhaben bereits etablierter und sich erweiternder Genossenschaften wie Sargfabrik Wien oder Kraftwerk 1 Zürich. Alle Wohnprojekte verfolgen integrative, generationsübergreifende und nachbarschaftliche Ansätze. Diese sind grundlegend für das bauliche Raumprogramm, das sich durch offene und flexible Strukturen und neue Grundrisslösungen auszeichnet – und darin liegt ihre Aktualität. Alle gemeinsam werfen die Frage nach der Schnittstelle zwischen den Bedürfnissen der Bewohner und den Gestaltungsmöglichkeiten und zukünftigen Aufgaben des Architekten in diesen gesellschaftlich bedingten Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen auf. Gleichzeitig werden die politischen Rahmenbedingungen, die solche Experimente möglich machen, befragt.

Zu fünf ausstellungsbegleitenden Abendveranstaltungen werden Gäste aus den Bereichen Genossenschaften, Soziologie und Architektur eingeladen, um die verschiedenen Möglichkeiten, Modelle und Umsetzungen in ihrer Entwicklung, aber auch hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit und Relevanz für die Zukunft zu diskutieren. Das Projekt wird begleitet von Illustrationen von Sabine HirsigPumpipumpe – a Sharing Community, und einem Film von Hygge TV.
Red.

Keine Angst vor Partizipation. Wohnen heute
17. März bis 12. Juni 2016
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10.00 – 18.00 Uhr; Donnerstag 10.00 – 20.00 Uhr
Eintritt: 10,- Euro, ermäßigt 7,- Euro, sonntags 1,- Euro

Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
80333 München

Lange Eng,, Albertuslund, Dänemark 2009, Bofællesskabet Lange Eng, Dorte Mandrup, Foto: Laura Stamer

Lange Eng, Albertuslund, Dänemark 2009, Bofællesskabet Lange Eng, Dorte Mandrup, Foto: Laura Stamer

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