Raumgestaltung als Therapieansatz

Ein Zimmer für Dolf

von Andrea Möhn

Fast 25 Jahre lang lebte ein Bewohner mit Verhaltensproblematik in einer Behinderteneinrichtung in einem kahlen, nur auf das Nötigste reduzierten Zimmer, versehen mit schweren Metallmöbeln und weißer Wandvertäfelung aus Kunststoff, um den Aggressionen Widerstand zu bieten. Die maßgeschneiderte Umgestaltung seines Raums hatte einen enormen Effekt auf das Verhalten und führte zu neuen Erkenntnissen in Bezug auf die Gestaltung der gebauten Umgebung für Menschen mit psychischen Problemen.

Als uns im November 2011 der Anruf der Behinderteneinrichtung Ipse de Bruggen erreichte, hatte unser Architekturbüro Möhn + Bouman Architects (inzwischen Andrea Möhn Architects) bereits seit 1998 zahlreiche Therapiezentren, Wohngebäude, eine psychiatrische Klinik, ein medizinisches Zentrum und eine Schule für diesen Auftraggeber entworfen. Über die Jahre entstand eine enge Zusammenarbeit, resultierend in Gebäuden, die einen sehr positiven Effekt auf die geistig behinderten Bewohner, aber auch auf das Team hatten: weniger Aggressionen und Unruhe bei den oftmals mehrfach-komplex Behinderten und weniger Krankheitsausfälle und Wechsel beim Pflegepersonal. Das Wahrnehmen der Bedürfnisse, die genaue Beobachtung der Abläufe und des Verhaltens der geistig behinderten Nutzenden, der intensive Austausch mit dem Pflegepersonal, Psychologinnen und Psychologen, der Direktion und Bauabteilung spielte dabei eine große Rolle. Der Auftrag, für den wir nun angefragt wurden, stellte jedoch eine neue Herausforderung dar und unterschied sich von allem vorherigen: Für einen Klienten, der starke gewalttätige Verhaltensweisen zeigte, sollte ein individueller Raum entworfen werden. Obwohl es unser kleinstes Projekt werden sollte, hatte es doch den denkbar größten Einfluss auf das Leben eines einzelnen Menschen.

Möhn + Bouman Architects, Dolf’s Room, Nieuwveen, Niederlande 2012 – 2013, Foto: M + B Architects

Möhn + Bouman Architects, Dolf’s Room, Nieuwveen, Niederlande 2012 – 2013, Foto: M + B Architects

Dolf war zum damaligen Zeitpunkt 54 Jahre alt, verfügte aber über das geistige Niveau eines zweijährigen Kindes. Sein Verhalten war sehr aggressiv und die Organisation wusste sich nicht anders zu helfen, als sein Zimmer zunehmend kahl und gewaltbeständig einzurichten. Nicht nur für Dolf war der Stressfaktor sehr hoch, sein Verhalten hatte auch großen Einfluss auf das Pflegepersonal, die übrigen Bewohner und seine Familie. Man kann von einer dramatischen und sehr unglücklichen Situation sprechen. Es war Dolfs Glück, dass die Geschäftsführung während einer Exkursion das Landgut besuchte, auf dem er und noch weitere 400 geistig Behinderte in Wohngruppen im Herzen der Niederlande leben. Nach der Besichtigung seines Zimmers wurde entschieden, dass dieser Zustand verändert und dieses Projekt als experimentelles Vorhaben ohne finanzielles Limit in Angriff genommen werden müsse – eine große Chance für Dolf.

Unser erster Besuch vor Ort fand an einem kalten, nebligen Novembertag statt. Was wir antrafen, war ein kahles Zimmer und ein Außenbereich mit einem zwei Meter hohen Zaun. Dolf selbst war zu diesem Zeitpunkt bei der Tagestherapie. So viele und vor allem fremde Besuchende wären während seiner Anwesenheit undenkbar gewesen.

Möhn + Bouman Architects, Dolf’s Room, Nieuw­veen, Niederlande 2012 – 2013, vor (linke Seite) und nach (rechte Seite) dem Umbau, Fotos: M + B Architects

Die Zimmertür mit Dreifachschloss weck­te die Assoziation einer Gefängnistür. Rechts dahinter befand sich das offene Badezimmer mit Edelstahltoilette. Im Zimmer stand ein stählernes Bett, das am Boden fixiert und dessen Matratze tagsüber aus dem Raum gebracht werden musste, um den zerstörerischen Neigungen seines Benutzers zu entgehen. Außerdem gab es einen Tisch mit Kunststoffplatte und stählernem Untergestell – alles festgeschraubt an Wand und Boden. An einer Wand hing ein Bilderrahmen mit zahlreichen Fotos von Dolfs Familie, ebenfalls festgeschraubt. Diese bedeuteten ihm sehr viel: Bei einer weiteren Besichtigung zur Beobachtung seines Verhaltens wies er immer wieder auf die einzelnen Fotos und nannte die Namen von Familienmitgliedern, die er alle genau kannte. Wichtig ist zu erwähnen, dass die Behindertenorganisation immer mit den besten Intentionen handelte und alles Mögliche versuchte, um Dolfs Leben so positiv wie möglich zu gestalten. Doch angesichts seines Verhaltens war sie auch hilfslos und ratlos.

Beobachten und wahrnehmen

Möhn + Bouman Architects, Dolf’s Room, Nieuw­veen, Niederlande 2012 – 2013, vor (linke Seite) und nach (rechte Seite) dem Umbau, Fotos: M + B Architects

Um einen Zugang zu seiner Persönlichkeit zu bekommen und etwas Passendes für ihn zu entwerfen, war es wichtig, Dolf kennenzulernen, sein Verhalten unbefangen wahrzunehmen. Es wurde jedoch seitens der Einrichtung deutlich gemacht, dass es gefährlich werden könnte. Gemeinsam mit seiner vertrautesten Betreuerin bekam ich die Chance, bei ihm zu sein. Die Atmosphäre war entspannt und Dolf sehr vertrauensvoll. Während es zunächst eine große Ratlosigkeit über eine passende Entwurfslösung gab, war schließlich die unvoreingenommene und offene Wahrnehmung von Dolfs Verhalten der Schlüssel zur Entwicklung des Entwurfs. Man konnte beobachten, wie er in seinen Gummistiefeln durch seine offenstehende Außentür vom Innenraum in den Außenraum und wieder zurück rannte – er schien dabei einen deutlichen Plan im Kopf zu haben. Während er so geschäftig hin und her rannte, hatte ich die Assoziation, dass er die Rolle eines Bauern spielte – so wie kleine Kinder in Rollenspielen darstellen, was sie fasziniert. Jahre später erfuhr ich erst, dass Dolf seit seiner frühesten Kindheit in einer typischen bäuerlichen Landschaft auf dem bereits erwähnten Landgut aufgewachsen war. Es waren also eventuell die Erinnerungen der ersten Lebensjahre, die ihm viel bedeuteten und die vertraut waren. Beim Nachdenken über das bäuerliche Leben kam die Vermutung auf, dass sich Dolf in seinem Zimmer eingeengt fühlt. Daraus wurde die Idee entwickelt, die Weite und Assoziationen einer niederländischen Landschaft in sein Zimmer und seinen Außenbereich zu bringen.

Identität, Würde und Eigenregie

Möhn + Bouman Architects, Dolf’s Room, Nieuwveen, Niederlande 2012 – 2013, Fußabdrücke am Bett (links), ausgefräster Sitzplatz (rechts), Fotos: M + B Architects

Wir fragten daraufhin Martin Kers, den bekannten niederländischen Landschaftsfotografen, ob wir eines seiner typischen Fotos benutzen dürfen. Nach seiner Einwilligung wurden MDF-Platten mit dem Foto bedruckt und mit einem Nut- und Federsystem auf der Unterkonstruktion befestigt. Dadurch waren beinahe keine Übergänge sichtbar, die in Dolf den Reiz hätten wecken können, das wandfüllende Foto abzulösen. Alles war darauf bedacht, diese Zwangshandlungen zu durchbrechen. Mit derselben Sorgfalt wurde auch sein Fernseher nahtlos in die Wand integriert. Seine Zimmertüre stand von nun an prinzipiell offen, was einen sehr positiven Effekt auf Dolf hatte: Er bekam das Gefühl, wieder selbst entscheiden zu können, wann er sein Zimmer verlässt und wann er seine Türe schließt.

Die nächste Herausforderung stellten seine Möbel dar. Sie mussten gewaltbeständig sein und sollten doch eine wohnliche Atmosphäre vermitteln. Wir entschieden uns für massive Eiche als äußerst robustes und gleichzeitig natürliches Material. So bekam Dolf endlich nach all den Jahren wieder ein hölzernes Bett und die bestehende Fensterbank mit der Abdeckung der Heizkörper wurde ebenfalls komplett mit massiver Eiche verkleidet.

Während der Besichtigung war aufgefallen, dass Dolf einen Lieblingsplatz am Fenster hatte. Um ihm deutlich zu machen, dass wir dies bemerkt hatten, ließen wir an dieser Stelle die Form seines Gesäßes aus der neuen Fensterbank aus massiver Eiche ausfräsen – ein kleines Augenzwinkern unsererseits und eine Vermutung, die sich später bewahrheitete: Dolf liebt diesen Platz. Da es in seinem Zimmer durch die meist offenstehende Außentüre oft kalt war, wurde in der Wand hinter seinem Bett eine Wandheizung integriert. Die Wand wurde mit demselben Coating wie der Fußboden in einem rötlichen Farbton ausgeführt und gibt dem Raum einen warmen Farbakzent. Wichtig war, dass es bei der Wahl der Farbe und auch anderer Elemente nicht um unsere Vorliebe als Architekturbüro ging – es ging um Dolf.

Intensiver partizipativer Prozess
Welchen Einfluss die gebaute Umgebung auf Dolf hatte, wurde in den Jahren vor dem Umbau nicht erkannt. Bis dahin hatte der Fokus auf pflegerischen und medizinischen Lösungsansätzen gelegen, um seinen Zustand zu verbessern – was aus Sicht des Pflegeteams naheliegend war. Nun entstand jedoch ein reger und offener Gedankenaustausch für das Wissen und die Ideen der anderen. Durch das, was uns Dolfs Verhaltenstherapeuten und Betreuer über sein Verhalten schilderten, erhielten wir neue Einsichten. Es entstanden Bilder, dann Ideen und schließlich konkrete Lösungsansätze, die wir wiederum mit den Therapeuten und Betreuern unter der Fragestellung betrachteten, wie Dolf auf die einzelnen Elemente reagieren könnte. So entstand Stück für Stück die gemeinsame Lösung.

Andrea Möhn Architects, Cocoon, Nootdorp, Niederlan­de 2018 – 2020, Foto: Ipse de Bruggen

Der Austausch mit dem Team über den Zaun für den Außenbereich ist hierbei ein gutes Beispiel. Am Anfang stand die Frage, ob wieder ein zwei Meter hoher Zaun notwendig und gewünscht sei, damit Dolf nicht weglaufen kann. Dies löste eine Grundsatzdiskussion innerhalb des Teams aus und markierte einen Übergang von dem bis dahin herrschenden Kontrolldenken, verursacht durch Dolfs extremes und oftmals gefährliches Verhalten, zu einer offeneren Haltung und dem Mut, ein Risiko einzugehen. Wir bekamen schließlich die überraschende Antwort, dass man vermute, dass Dolf gar nicht weglaufen würde, sondern eher Angst vor der Außenwelt habe. Das war eine völlig neue Sichtweise, auf die wir ohne das Team nie gekommen wären. Daraufhin entschieden wir uns für einen ein Meter hohen Zaun, der sich zum restlichen Garten der Wohngruppe hin öffnete. Dolf ist nun also bei Betreten seines Außenbereichs zunächst geschützt und kann danach selbst entscheiden, ob er sich zu den anderen Mitbewohnern gesellen will. Passend zur Assoziation eines Bauernhofs wurde der Zaun aus einer Konstruktion von hölzernen Schafzäunen realisiert, wie sie in den Niederlanden oft vorkommen. Zur Straße hin wurde der Zaun höher ausgeführt, und mit Öffnungen aus blauem Glas versehen. Ganz bewusst wurden keine Stäbe eingesetzt, sondern der freie Blick nach draußen gewährt. Dolf liebt es, dort zu stehen und mit allen, die vorbeikommen, zu plaudern.

Dolfs Reaktion
Während des gesamten Prozesses waren wir, genauso wie das Pflegeteam, innerlich angespannt, wie Dolf auf die Neugestaltung seines Zimmers und Außenbereichs reagieren würde – insbesondere, weil er bis dahin nicht die geringste Veränderung ertragen konnte. Kurz nach dem großen Moment, wo Dolf wieder in sein Zimmer zog, kam schließlich der erlösende Anruf: Er war beim Anblick seines Zimmers auf- und abgesprungen und hatte gesagt: „Ist das schön!” – diese positive Reaktion auf die Umgestaltung hatten wir nicht erwartet: Dolf war begeistert von seinem Zimmer und tat alles, um es zu erhalten. Beim ersten Besuch nach zwei Monaten war er gerade damit beschäftigt, mit seiner Betreuerin sein Bett zu machen und versuchte mit größter Akribie den kleinen Teppich vor seinem Bett zu positionieren. Dolfs Verhalten änderte sich rapide. Inzwischen ist er resozialisiert, trinkt Kaffee mit der Nachbargruppe, fährt fröhlich mit seinem Fahrrad über das Landgut und auf seiner Fensterbank liegen Mickey Mouse- und Donald Duck-Heftchen und die selbstgebastelten Mitbringsel seiner Familie.

Kosten
Der Umbau des Zimmers und des Außenbereichs einschließlich aller Honorare hatte 75.000 Euro gekostet – ein gewaltiger Betrag für einen einzelnen Bewohner und ein einzelnes Zimmer. Es stellte sich jedoch heraus, dass neben den vor dem Umbau nötigen jährlichen Pflegekosten für Dolf von 120.000 Euro noch einmal der gleiche Betrag jährlich zur Verfügung gestellt werden musste, um den Mehraufwand seiner speziellen Pflege mit zwei zusätzlichen Pflegekräften zu finanzieren, abgesehen von allen Kosten, die für die ständigen Reparaturen anfielen. Bereits unmittelbar nach der Neugestaltung änderte sich Dolfs Verhalten jedoch so zum Positiven, dass seine spezielle Pflege eingestellt werden konnte. Inzwischen spricht man von einer jährlichen Ersparnis von etwa 180.000 Euro. Das zeigt, dass sich eine solche Herangehensweise auch finanziell lohnen kann und das heutige Finanzierungssystem angepasst werden müsste.

Dolf inspiriert andere
Inzwischen sind mehr als acht Jahre vergangen und Dolfs Geschichte hat Schule gemacht: Ipse de Bruggen hat 2020 das Projekt „Fysieke omgeving” (Gebaute Umgebung) ins Leben gerufen. Dabei werden, basierend auf den positiven Erfahrungen mit Dolf, insgesamt zwölf Zimmer von geistig behinderten Bewohnern mit extremer Verhaltens­problematik umgestaltet und anschließend beobachtet und dokumentiert. Dieses Pilotprojekt wird wieder vollständig durch die Einrichtung finanziert. Man hofft, die Lebensqualität der schwierigsten und verhaltensauffälligsten Klienten entscheidend verbessern zu können, andere Einrichtungen zu inspirieren und schließlich das Finanzierungssystem in den Niederlanden für diese Aufgaben zu ändern. Die ersten drei Zimmer dieses Pilotprojekts wurden 2020 und 2021 durch unser Büro realisiert.
Es sind manchmal sehr einfache Lösungen, die zu einem veränderten Verhalten führen, so wie im Fall eines der Klienten, der aus Wut tiefe Kuhlen in die Ecken seiner Wände aus Kalksandstein biss. Ich schlug daraufhin vor, die Ecken mit unbehandelter, massiver Esche zu ummanteln. Inspiration war unbehandeltes Holzspielzeug aus Esche für kleine Kinder. Zu erwartende Zerstörungen könnte man somit abhobeln, um den Effekt der Zerstörung zu beseitigen. Dies ist ein wichtiger Aspekt, der oft unterschätzt wird. Denn der Anblick eines zerstörten Objekts ist oft nicht nur für den Klienten, sondern auch für das Pflegeteam eine psychische Belastung. Nach der Umsetzung passierte jedoch genau das, was man erhofft hatte: Der Klient biss nie wieder in die Ecken seiner Wände. Er identifiziert sich mit seinem Zimmer und fühlte sich sichtlich wohl.

Sehr schutzbedürftig wirkte eine andere Bewohnerin, die die Neigung hatte, sich auszuziehen. Um sie vor ungewünschten Einblicken zu schützen, waren die Fenster ihres Zimmers bislang halb mit transparenten Folien beklebt und halb mit Rollläden verdeckt. Meistens lag sie in Fötushaltung unter einer kleinen Fleecedecke in ihrem viel zu großen Bett. Sie zog sich einerseits stundenlang in ihre eigene Welt zurück, konnte aber auch aggressives Verhalten zeigen. Um ihr Schutz und Geborgenheit zu bieten, entwarfen wir aus massivem Kirschholz einen Kokon, der schützend ihren Körper umgibt und den sie als Rückzugsort nutzen kann. Gleichzeitig ging es um die Stimulation ihres Bewegungsdrangs. Alles wurde so entworfen, dass sie sich unbekleidet sowohl in ihrem Zimmer als auch in ihrem Außenbereich frei bewegen kann, ohne gesehen zu werden. Außerdem erhielt sie die Möglichkeit, ihr Zimmer durch eine Seitentüre zu verlassen. Beides gab ihr ein Gefühl von Freiheit und Eigenregie und ihr Verhalten änderte sich zusehends zum Positiven. Zum ersten Mal seit Jahren suchte sie selbst den Kontakt zu ihren Betreuungspersonen und begann, wieder vollständige Sätze zu sprechen. Ihr aggressives Verhalten beschränkt sich inzwischen auf einen gelegentlichen Tritt gegen die Außentür. Auch bei diesem Projekt war es die intensive Abstimmung und Zusammenarbeit mit der persönlichen Betreuerin und der Verhaltenstherapeutin, die zu einer richtigen Interpretation führten und – ebenso wichtig – die Klientin während des Umbaus begleiteten und auf die räumliche Veränderung emotional vorbereiteten.

Durch Dolf und die anderen Fälle wurde deutlich, dass das Zusammenspiel von Pflege und einer für stark verhaltensauffällige Patienten entsprechend gestalteten Umgebung enorm wirksam sein kann. Dolf war ein außergewöhnlicher Fall, aber oft benötigt man solch einen extremen Fall, um zu begreifen, wie wichtig es ist, als Architektin und Architekt psychologische Aspekte ernst zu nehmen und ganz bewusst in Entwurfsprozesse miteinzubeziehen. Es scheint eine gewisse Scheu zu geben, einem Menschen so nahezukommen und in dessen Privatsphäre einzudringen. Um aber wirklich allumfassend entwerfen zu können, müssen wir uns als Gestalter mit diesen Dingen auseinandersetzen – und über genügend Kenntnisse verfügen. Dafür sollte Architekturpsychologie ein fester Bestandteil im Architekturstudium jeder Hochschule, Universität und Akademie werden. Denn unsere gesamte gebaute Umwelt, seien es Schulen, Wohngebäude, Gesundheitseinrichtungen oder städtische Räume, hat eine unmittelbare Wirkung auf unser Empfinden und unser Verhalten.

Andrea Möhn (*1969) studierte 1988 bis 1994 Architektur an der TU Berlin, der Universität Stuttgart und der TU Delft. 1998 gründete sie in Rotterdam Möhn + Bouman Architects gemeinsam mit René Bouman. Seit 2018 führt sie das Büro unter dem Namen Andrea Möhn Architects. 1998 begann auch ihre Lehrtätigkeit an der TU Delft und setzte sich an der Universität Stuttgart, der Akademie für Baukunst in Rotterdam, der Texas A & M University, der Frankfurt University of Applied Sciences und der FH Dortmund fort. Ihr Werk wurde weltweit veröffentlicht und ausgezeichnet und sie hält international Vorträge zu innovativen und nutzerorientierten Ansätzen in Bezug auf Gesundheitsarchitektur.

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