Häuser-Award 2017

Einfamilien-Spektakel

Für manche mag das Einfamilienhaus nicht mehr zeitgemäß sein, so etwa für den Architekturkritiker Niklas Maak, der in seinem Buch „Wohnkomplex“ gegen das Eigenheim als überholtes Wohnideal wettert. Für viele andere stellt es jedoch noch immer ein bedeutsames Lebensziel und eine Möglichkeit dar, die eigene Lebenswelt nach individuellen Vorstellungen zu erschaffen. Dabei sind auch architektonische Höchstleistungen möglich, die die Zeitschrift Häuser jährlich mit ihrem „Häuser-Award“ auszeichnet. In diesem Jahr gingen die drei Hauptpreise an Bauwerke in Belgien, den Niederlanden und in Deutschland. Mit dem ersten Preis wurde die Villa MQ in Tremelo (Belgien) beehrt, entworfen von dem Genter Büro OOA | Office O Architects. Der Gewinnerentwurf zeichnet sich durch ein geschwungenes, glattwandiges Bauvolumen aus, das sich der pinienbewachsenen Gartenseite trichterartig mit zwei großzügigen Öffnungen zuwendet, zur Straßenseite dagegen völlig auf Fenster verzichtet. Geleitet wurden die Architekten davon, ein Raumgefühl „wie in einem Schneckenhaus“ zu erzeugen, das nach außen monolithisch verschlossen, im Innern jedoch wohnlich und offen erscheint. Die Jury – Peter Brückner (Brückner & Brückner Architekten), Heiner Farwick (Präsident BDA), Claudia Perren (Direktorin Stiftung Bauhaus Dessau), Thomas Penningh (Präsident VPB) und Anne Zuber (Chefredakteurin Häuser) – begründete ihre Entscheidung damit, dass die Villa „im besten Sinne als spektakulär bezeichnet werden“ könne. Sie verzichte auf das „vermeintlich Spektakuläre – das Überladene, das Dekorative“ und erscheine „wie eine geometrische Skulptur“.

Zweitplatziert wurde die Villa Schoorl in Schoorl an der niederländischen Nordseeküste, entworfen von Studio Prototype. Die Fassade aus eloxiertem Aluminium des auf einem langgezogenen Grundstück errichteten Baus sollte an die dunkel patinierten Scheunen erinnern, die die Landschaft in jener Gegend prägen. Wichtig war den Architekten sowie den Bauherren auch die Vielseitigkeit des Innenraums, der gleichermaßen Kommunikation und Rückzug bieten sollte. Als räumlicher Überraschungseffekt ist unter anderem das Badezimmer des Elternschlafzimmers zu erleben, in dem ein großes Fenster über der Badewanne Einblick in die umgebende Natur bietet. Den dritten Preis erhielt das Stuttgarter Architektur- und Designbüro Yonder für das Haus P im Allgäuer Örtchen Oberreute.  Aufsehenerregend ist dabei das Konzept des Baukörpers, der als ein gewöhnliches Satteldachhaus erscheint, aus dem längs ein Stück „herausgeschnitten“ wurde. Somit entstehen zwei Körper: das Wohnhaus, das mit seiner Fensterseite zur bergigen Landschaft hin weist und ein schmaler Bau, der eine geschützte Hofsituation vor dem Bau schafft und als Lagerschuppen dient. Im Innern überzeugen die Entwerfer mit simpel gestalteten, holzverkleideten Räumlichkeiten, die sowohl flexibel nutzbar, als auch hell und einladend sind.

elp

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