Erstaufnahme mit Quartiersbildung

Für die temporäre oder langfristige Nutzung von derzeit vakanten Kasernenarealen oder anderen großen Flächen bieten sich Lösungen mit Containern an, die städtebaulich gedacht und umgesetzt werden. Grundlegend einbezogen werden hier die Möglichkeiten zum individuellen Rückzug wie auch zum Zusammentreffen kleiner oder größerer Gruppen.

In der aktuellen EnEV 2014 sind in Abschnitt 6 unter § 25a Regelungen für Gebäude zur Unterbringung von Asylsuchenden und Flüchtlingen festgehalten, die seit dem Inkrafttreten der Verordnung zum Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz gültig sind. Darin ist unter anderem vermerkt, dass Bauten, „die bis zum 31. Dezember 2018 geändert, erweitert oder ausgebaut werden, um sie als Aufnahmeeinrichtungen nach § 44 des Asylgesetzes oder als Gemeinschaftsunterkünfte nach § 53 des Asylgesetzes zu nutzen, (…) von den Anforderungen des § 9 befreit“ sind. Die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz nach den anerkannten Regeln der Technik sind jedoch einzuhalten. Dieselben Gebäudetypen sind „bis zum 31. Dezember 2018 von der Verpflichtung nach § 10 Absatz 3 befreit“: Dieser regelt die Nachrüstung bei Anlagen und Gebäuden und Dämmung oberster Geschossdecken oder des Dachs.

Der Entwurf von Yes Architecture macht sich diese – und weitere – rechtliche Vorgaben zu nutze, um schnell adäquaten Wohnraum für Flüchtlinge zu errichten. Auf der Basis von Übersee-Containern wird eine dorfartige Struktur rund um einen Anger geschaffen, die Container sind den Forderungen der EnEV entsprechend gedämmt und mit unterschiedlichen Fassadenelementen (Holz, Putz oder Metallpaneelen) verkleidet.

Einzelcontainer für zwei, Doppelcontainer für vier und Zusammenschlüsse aus drei Containern für zehn Bewohner fügen sich zu einem variablen Grundmodul, das auf den jeweiligen Standort individuell angepasst konfiguriert werden kann. Auch die Innenausstattung ist modular aufgebaut, die vorgefertigten Innenraum-Module werden entsprechend variabel zusammengesetzt. Erschließungselemente aus hochkant aufgestellten Containern, Balkone, Stege und Brücken gliedern die Module und bieten private und halbprivate Außenräume. Zudem können in Sondermodulen Lernzentren, Besucherbereiche, Andachts- oder Abstellräume untergebracht werden. Damit bietet sich das Konzept gut auf kommunalen Sonderflächen oder zur Nutzung ehemaliger Kasernenareale an. Der architektonisch hohe Anspruch sorgt schließlich für eine nachhaltige Dimension und eine mögliche Weiter- oder Nachnutzung – beispielsweise als Studenten- oder Sozialwohnungen.

Architekten
YES ARCHITECTURE, München

Projekt
Exemplarische Siedlung aus Grund- und Sondermodulen

Auftraggeber
Immobilis GmbH + Urban Progress GmbH

Standort
Deutschland (in Gemeinden, auf Kasernengeländen etc.)

Zahl der Bewohner pro Modul / Container
2 Bewohner pro Einzelcontainer (29 Quadratmeter)
4 Bewohner pro Doppel-Container (58 Quadratmeter)
10 Bewohner pro Triplex-Container (87 Quadratmeter)

Besonderheiten
Kostengünstiger Bau durch Fertigung in der eigenen Assembly Line, Verwendung von recycelten Materialien

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