Projektmanagement von BDA-Partner Wienerberger

Hoch hinaus

Das Unternehmen Wienerberger ist bekannt als Hersteller von Ziegeln und Klinkern. Vor kurzem haben Sie nun das Wienerberger-Projektmanagement vorgestellt. Was hat es damit auf sich?
Das Wienerberger Projektmanagement-Team, kurz WPM, entstand aufgrund verschiedener Einflussfaktoren. Seit einigen Jahren findet ja ein allmähliches Umdenken statt. Man baut anders – innerstädtisch im Bereich der Nachverdichtung, ganze Stadtteile entstehen auf Konversionsflächen – und man denkt über andere Bauweisen nach. Der Geschosswohnungsbau hat deutlich zugenommen. Architekten wie Arnold und Gladisch oder Bruno Fioretti Marquez hinterfragen Baukultur und Materialität. Der neue Trend setzt neues Potenzial frei. Mit dem WPM stellen wir uns darauf ein.

Bruno Fioretti Marquez, Wohnbebauung Schillerpark, Berlin 2012-2015. Das WPM beriet bei Planung sowie Details und betreute die Baustelle. Foto: Wienerberger

Inwiefern?
Nun, bis 2014 waren die Aufgabenfelder unserer Architekten und Ingenieure auf einen regionalen Bereich begrenzt und es fand nur wenig Austausch statt.  Dann begannen wir mit der operativen Umsetzung unserer strategischen Überlegungen und holten alle technischen Berater in ein Team. Seitdem unterstützen wir bundesweit bei der Realisierung von Geschosswohnungsbauten und Großprojekten. Von der Vorplanung bis zum Rohbau bieten wir Detaillösungen bei allen Fragen zu Statik, Schall- und Brandschutz und EnEV. Wir sind von der Zukunft des Baustoffs Ton überzeugt und wollen den oft pauschalen Gegenargumenten fachlich begegnen. Der Ziegel ist aufgrund seiner Eigenschaften wieder gefragt, der monolithische Ziegelbau aber seit Jahren keine flächendeckende, gängige Bauweise und das Wissen über den Umgang mit dem natürlichen Material oft kaum mehr vorhanden. Ein Architekt, der mit Ziegeln bauen möchte, kommt mit unserer Unterstützung leichter zum Ziel.

Eyrich-Hertweck Architekten, Tetris Adlershof, Berlin 2015. Mit Planungs- und Detailberatung sowie Baustellenbetreuung unterstützte das WPM die Architekten. Sämtliche Geschosse bestehen aus der monolithischen Wandkonstruktion, erstellt mit dem Poroton S10-42,5-MW. Foto: Werner Huthmacher

Wie agieren die Mitarbeiter vom Team des Wienerberger-Projektmanagements mit den Architektinnen und Architekten?
Am Anfang steht natürlich ein Kennenlernen. Es geht erstmal darum, zuzuhören und herauszufinden, was ihre Bedürfnisse und Wünsche sind, wie ihre Vorstellungen aussehen. Im Fokus stehen natürlich das Bauvorhaben und seine bestmögliche Realisierung. Es geht dabei nicht immer nur um Technik, sondern auch mal um andere Themen. Wir diskutieren zum Beispiel oft über Baukultur und Trends. Im Idealfall entsteht daraus ein guter und enger Kontakt zu Architekten und Projektleitern und manchmal versuchen wir, gemeinsam im Markt Dinge zu bewegen. Und ich glaube, das zeichnet die Zusammenarbeit mit dem WPM aus. Wir wollen Wissen vermitteln – und Vertrauen aufbauen. Uns geht es nicht um kurzfristige Geschichten, wir suchen sozusagen Verbündete, die mit uns bereit sind, neue Wege zu gehen und etwas anders zu machen als andere. Am Ende profitieren auch wir von dem Erfahrungsaustausch und können noch gezielter beraten.

Stefan Forster, Wohnbebauung Französische Allee, Hanau 2016. Das WPM unterstützte bei Detaillösungen und Schallprognosen. Das Erdgeschoss ist als mehrschalige Wand ausgeführt, alle anderen Geschosse bestehen aus einer monolithischen Wandkonstruktion, erstellt mit dem Poroton S9-36,5-MW.
Foto: Lisa Farkas

Welche konkreten Aufgaben übernehmen sie?
Wir begleiten Projekte ab der Vorplanung und während sämtlicher Leistungsphasen, werden gerne möglichst früh miteinbezogen. Eine Grundvorstellung vom Bauvorhaben und dessen Anforderungen sollte idealerweise vorhanden sein, damit wir schneller konkret einsteigen können. Kurz gesagt: Wir prüfen die Realisierungsmöglichkeiten hinsichtlich der Verwendung unserer Baustoffe und machen Lösungsvorschläge für Details, sehr häufig geht es um die Ausführung monolithischer Mauerwerksbauten. Dafür erstellen wir zum Beispiel eine Machbarkeitsstudie nach dem ersten Entwurf hinsichtlich Statik, Schall- und Brandschutz, was die Grundlage für den Erfolg eines Bauvorhabens sein kann. Ein klassisches Beispiel ist der Schallschutz im Geschosswohnungsbau, besonders hier braucht man geeignete Detaillösungen. Unser Ziel ist es, dem Architekten ein sicheres Bauen zu ermöglichen, indem wir von Beginn an als Aufgabenlöser zur Seite stehen, bei Bedarf auf Konfliktpotenzial hinweisen. Und auch mal sagen, was vielleicht nicht geht.

Ähnlich gelagerte Service-Ideen anderer Dienstleister gibt es bereits. Ist dabei nicht die Gefahr wechselnder Ansprechpartner gegeben?
Unser überregionaler Beratungsservice ist in der Form meines Erachtens einmalig, vor allem auch in Anbetracht unserer umfassenden Expertise für die gesamte Gebäudehülle und unserem neuen ganzheitlichen Tonbaustoffvertrieb. Durch die personelle Bündelung der Kompetenzen für Wand und Dach können unsere Partner die aufeinander abgestimmten Systeme und Produkte effizienter und schneller auswählen – und profitieren von einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Beratung bei der Planung der Gebäudehülle. Dazu gehören auch verschiedene digitale Serviceangebote, wie etwa das Nrd-Pro-Tool. Der Aspekt, dass bei einem Projekt die Beteiligten meist aus verschiedenen Orten kommen und agieren, war mit ein Grund für das WPM. Bei uns laufen alle Informationen zum Projekt zentral bei einem Hauptverantwortlichen zusammen.

Bruno Fioretti Marquez, Wohnbebauung Schillerpark, Berlin 2012-2015. Das WPM beriet bei Planung sowie Details und betreute die Baustelle. Foto: Wienerberger

Ab welcher Größenordnung ist es für Architektinnen und Architekten sinnvoll, auf das Projektmanagement von Wienerberger zurückzugreifen und gibt es dafür bauliche Obergrenzen?
Grundsätzlich sind wir für viele spannende Vorhaben offen. Aktuell setzt sich das WPM-Team aus 15 Mitarbeitern zusammen, wir müssen unsere Kräfte daher bündeln und fokussieren uns auf eine Größenordnung ab 20 Wohneinheiten.

Oliver Rühr ist seit über 17 Jahren bei der Wienerberger GmbH für die Betreuung von Planern und Investoren verantwortlich. Ziel seines Handelns ist es, für alle Projektbeteiligten eine sichere Entscheidungsgrundlage in Bezug auf die Bauausführung mit Ziegelkonstruktionen zu schaffen. Schon als Verkaufsleiter in der Region Mitte-West (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) machte er die Erfahrung, dass eine optimale Objektlösung nur im Netzwerk aller Baubeteiligter erarbeitet werden kann. Als Konsequenz der stärkeren Bautätigkeit in Ballungsräumen und somit im Geschosswohnungsbau sowie der oft überregional agierenden Projektbeteiligten hatte Rühr schon 2010 die Idee, alle Key-Account-Manager des Unternehmens in einem Team zusammenzufassen. Aus der Vision wurde 2014 Wirklichkeit, sodass Rühr nun mit einem Team von zehn Projektentwicklern, zwei Bauingenieuren im technischen Büro sowie zwei Assistenten einer Vielzahl von Planern, Architekten und Investoren mit Kompetenz zur Seite steht. Als Leiter des Wienerberger Projektmanagements (WPM) ist Rühr Ansprechpartner für das Bauen massiver und langlebiger Gebäude mit geringen Instandhaltungskosten.

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