Shigeru Ban erhält Pritzker Preis 2014

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Der japanische Architekt Shigeru Ban erhält den diesjährigen Pritzker Preis für Architektur. Dies gab Tom Pritzker, Vorsitzender und Präsident der Hyatt Foundation, am Montag in Chicago bekannt. Mit der Kernthese „Shigeru has made our world a better place”, strich Pritzker vor allem die humanitäre Arbeit des 1957 in Tokyo geborenen Architekten heraus.

Zu Beginn der 1990er Jahre hatte sich Shigeru Ban zunächst durch konsequent gedachte und umgesetzte Einfamilienhäuser einen Namen gemacht, die die Möglichkeiten der architektonischen Reduktion ausloten. Mit dem „Curtain Wall House“ (Tokyo 1995), bei dem er das Thema der Vorhangfassade – ganz im Sinne der Moderne – wörtlich nahm –, und dem „Wall-Less House“ (Nagano 1997) hat er dabei zwei Ikonen der internationalen Architekturgeschichte geschaffen.

Seit Mitte 1990er Jahre, nach dem verheerenden Erdbeben im japanischen Kobe, engagiert sich Shigeru Ban zudem verstärkt humanitär: Auf der Suche nach leichten und schnell zu errichtenden Notunterkünften entwickelte der Architekt mit der gleichen konzeptionellen Konsequenz, die auch seine übrigen Projekte auszeichnet, ein auf Papierrollen basierendes Haussystem. Dieses ist seitdem in unterschiedlichen Maßstäben und architektonischen Ausformulierungen in verschiedenen Krisenregionen zum Einsatz gekommen: Nach den Erdbeben in der Türkei (2000), China (2008), Haiti (2010), Italien (2011), Japan (2011) und Neuseeland (2011) fanden die „Papierhäuser“ ebenso Anwendung wie als Flüchtlingsunterkünfte in Ruanda, Indien oder Sri Lanka. Dabei stellt Shigeru Ban eindrücklich unter Beweis, wie weitreichend die Einsatzmöglichkeiten dieser Idee bis heute sind: von kleinteiligen Raumkompartimenten zur Unterteilung von Notunterkünften in Sporthallen, über kleine und mittlere Häuser bis hin zu ganzen Konzerthallen (L’Aquila 2011) und Kirchen (Kobe 1995 und Christchurch 2011) funktionieren die „Papierhäuser“ –  immer leicht und schnell an den Ort des Geschehens zu transportieren und dort ebenso einfach zu errichten.

Dass Shigeru Ban bei all der Anerkennung für seine Arbeiten mit Papier nicht auf ein Material festgeschrieben ist, stellte er zuletzt mit dem Firmensitz für Tamedia (Zürich 2013) unter Beweis, der die Möglichkeiten des Holzbaus neu definiert und über sechs Geschosse komplett in Holz konstruiert ist. Der Bau steht in einer Reihe von bemerkenswerten Holzkonstruktionen, die vom japanischen Pavillon auf der Expo 2000 in  Hannover über das Centre Pompidou (Metz 2010) und das Haesley Nine Bridges Golf Club House (Korea 2010) reicht.

Shigeru Ban ist der siebte japanische Architekt, der den als wichtigsten Architekturpreis weltweit geltenden und mit 100.000 Dollar dotierten Pritzker-Preis erhält. Die Verleihung an Shigeru Ban findet am 13. Juni im Amsterdamer Rijksmuseum statt.

David Kasparek

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