Berliner Haus des Rundfunks saniert

Schimmernd glasiert

1931 wurde das von Hans Poelzig entworfene „Haus des Rundfunks“ als erstes Rundfunkgebäude Europas in Berlin eröffnet. Der Bau – gegenüber der Messe und dem signifikanten Funkturm im Westen der Stadt gelegen – besticht vor allem durch seine rund 3.000 Quadratmeter große Hauptfassade entlang der Masurenallee. Hochgebrannter Klinker, gelb-braune Fensterrahmen und subtil schimmernd glasierte Keramikplatten prägen das Haus an dieser Stelle, so dass Julius Posener 1994 in einem Aufsatz schrieb: „Diese Fassade ist farblich das Schönste, was Poelzig in meinen Augen je gemacht hat.“

Im zweiten Weltkrieg wurden weite Teile des Bauwerks beschädigt. Die Wiedereröffnung des Lichthofs, die Wiederherstellung der Eingangshalle und die Renovierung der Hauptfassade fanden schließlich erst 1987 statt. Trotz dieser Eingriffe schien die Verkehrssicherheit des Gebäudes dem Betreiber Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) jedoch bereits in den „Nuller Jahren“ nicht mehr gewährleistet: Abgeplatzte Keramikteile, Ausbrüche und Risse in den Fugen und im falschen Farbton nachgebrannte Keramik machten eine zweite Sanierung erforderlich – nicht zuletzt befürchtete man in der Bausubstanz verborgene Hohlstellen, die zu Wasserschäden hätten führen können.

So beauftragte der rbb 2010 das Büro Bräunlin + Kolb mit der Untersuchung, Planung und Instandsetzung der Fassade. In einem aufwendigen Verfahren machte sich das Planerteam zunächst daran, die beiden rückwärtigen Klinkerfassaden wieder herzustellen: Fugen, Fensterelemente und Außenbeleuchtung wurden erneuert. Im Anschluss untersuchte man jede einzelne Keramik der Hauptfassade auf Hohlstellen und Risse, kartierte die Schäden und analysierte die Farben der Keramikelemente und die chemische Zusammensetzung des Fugenmörtels. Um das Originalbild herzustellen, fertigten regionale Ziegeleien zunächst Musterstücke, dann eine ganze Musterwand und schließlich wurden die einzelnen Fassadenelemente nachgebrannt und handverlesen ausgewählt.

Das Ergebnis, bereits Ende des letzten Jahres fertig geworden, besticht nicht nur durch handwerkliche, sondern auch planerische Akkuratesse, die der Originalplanung so nahe kommt, dass man dem Poelzigbau heute wieder ansieht, warum Posener ob seiner Farbigkeit derart ins Schwärmen geriet.

David Kasparek

Hans Poelzig, Haus des Rundfunks, Berlin 1927-1931
Fassadensanierung: Bräunlin + Kolb Architekten Ingenieure (Berlin/Basel), 2010-2013
Fotos: Bräunlin + Kolb / Barbara Schmidt


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