Aspekte der Permakultur

Neue Wege

Permakultur ist ein Begriff, der in den siebziger Jahren von den Australiern Bill Mollison und David Holmgren für den Aufbau langfristig angelegter landwirtschaftlicher Systeme entwickelt wurde. Dies war ein Gegenentwurf zu den industriellen Agrarsystemen und bezog sich auf eine nachhaltige Kreislaufbewirtschaftung. Mollison und Holmgren definierten Permakultur zunächst als Planung, Entwicklung und Bewirtschaftung integrierter, sich selbst entwickelnder Systeme aus mehrjährigen und sich selbst vermehrenden einjährigen Pflanzen und Tierarten, die im Einklang mit den jeweiligen Umweltbedingungen und den Bedürfnissen ihrer Nutzer stehen (vrgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Permakultur).

Ob wir eine Tageszeitung aufschlagen, in einem Magazin nachlesen oder im Netz surfen – die Nachrichten sind mit kleinen und großen Katastrophen prall gefüllt: Bienen- und Insektensterben, Nitrat im Grundwasser, Mikroplastik in den Meeren und im Nahrungskreislauf, aussterbende Tierarten – ob Vögel, Reptilien oder Säugetiere –, Gletscherschmelze, Gluthitze, Überschwemmungen, Starkregen, ausgedörrte Wälder. Alles miteinander betrachtet, herrscht Chaos. Sind die apokalyptischen Reiter nicht längst auf dem Weg, den nahenden Untergang vorzubereiten?

Super-Taifun Mangkhut am 12. September 2018 über dem Pazifik, Foto: EUMETSAT, 2018

Ohne den Untergang heraufbeschwören zu wollen: Wir sind verwundbarer geworden. Vulnerabilität ist zu einem zentralen Begriff in der Entwicklungsforschung und der ökologischen Interaktion geworden. Die Ökosysteme sind einer besonderen Empfindlichkeit anheimgefallen. Diese Verwundungen sind deutlich in der Luftreinhaltung in den deutschen Städten (Beispiel Stuttgart) spürbar. Doch die Einschränkungen für die mit Diesel betriebenen PKWs ist – gemessen am komplexen Gesamtsystem – ein kleiner Tropfen auf einen großen heißen Stein. Immer mehr können wir hinterfragen, was diese Minimaländerungen und -ergänzungen überhaupt bewirken. Denn die unterbrochenen Kreisläufe, die zerstörten interdependenten Zusammenhänge lassen sich nicht mehr zusammenfügen. Nicht jetzt erst rächt es sich, dass natürliche Kreisläufe missachtet wurden. Vieles ist unumkehrbar und irreversibel. Wer stellt die geschmolzenen Gletscher wieder her? Wer erweckt die ausgestorbenen Pflanzen und Tierarten wieder zum Leben? Haben wir nicht begriffen, dass die Erde ein Quasi-Organ des Menschen ist? Haben wir nicht begriffen, dass Klima nicht verhandelbar ist? Warum sind wir nicht in der Lage, die Interdependenz von Bienensterben, Pflanzenwachstum und der Nahrungskette zu erkennen?

Betrachtet man die Aspekte des Klimawandels genauer, wird man damit mehr als die umfassenden Veränderungen der ökologischen Grundstrukturen ansehen müssen. Die Lösungen einzelner Teilbereiche ziehen zwangsläufig alle interdependenten Teilbereiche mit sich; holistisch-integrative (kybernetische) Lösungen sind kaum mehr möglich. Das Klima wird dieser Epoche, die länger andauern wird als jede andere vorher, seinen Stempel in allen Lebensbereichen aufdrücken. Unweigerlich werden wir mit unseren eigenen Fragen konfrontiert: Wie viel können (müssen) wir als Architekten, Stadt- und Raumplaner selbst dazu beitragen? Wie könnte jener radikale Schnitt aussehen, der das Bewusstsein verändert und die Vulnerabilität vermindert? Wie lässt sich unsere angepasste Lethargie überwinden? Welche Utopien lassen sich umsetzen? Wir fragen uns, wo Visionäre wie Buckminster Fuller, die Metabolisten und Archigram seit den siebziger Jahren geblieben sind, die die Welt mit Ideen und Fragen belästigen?

Unter dem Überbegriff „Permakultur“ sollen Konzepte und Strategien vorgestellt werden, die andere Wege der Ganzheit von Klima, Architektur, Städtebau und Landschaft gehen.

Günter Pfeifer

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