Wirkungsforschung in Architektur und Städtebau

Realitätscheck

Wie wirken realisierte Projekte in Architektur und Städtebau? Diese Frage wird selten gestellt, oft liegt der Fokus im Architekturdiskurs auf den Intentionen der Entwerfenden. Einem Realitätscheck werden diese jedoch selten unterzogen. Die bisherigen Erkenntnisse zu den vielfältigen und möglicherweise auch ambivalenten Wirkungsweisen von Architektur und Städtebau in Nutzung sind fragmentiert. Das gerade gegründete Netzwerk „Wirkungsforschung in Architektur und Städtebau“ (WAS) setzt sich zum Ziel, integrierte interdisziplinäre Ansätze für eine empirische Wirkungsforschung zu entwickeln und Wissensbestände zu Wirkungsweisen zu systematisieren. Es hat dabei nicht nur die akademische, sondern auch die praktische Relevanz dieser Aufgabe im Blick.

In der Regel wollen Architektinnen und Architekten mit ihren Gebäuden mehr erreichen, als Schutz vor Nässe oder Kälte und anderen Unannehmlichkeiten zu bieten. Nicht selten sollen die Fassaden den Passantinnen etwas vermitteln, sollen Räume zum Verweilen einladen, die Kreativität anregen, zur Heilung beitragen oder Geborgenheit stiften. Wie Architektur als gebauter Raum wirkt und ob sich gewünschte Wirkungen einstellen, inwieweit diese beständig sind, und unter welchen Umständen sie sich ändern können, wird jedoch selten untersucht. Die Zuschreibung von Wirkungen zu räumlichen Konfigurationen ist nicht nur im Architekturdiskurs allgegenwärtig, sie ist auch tief in Entwurfs- und Planungsprozessen verankert. Die Annahme, dass Architektur wirkmächtig sei, ist Grundlage für Intentionen der Entwerfenden, was eine Architektur leisten soll. Kaum eine Entwerfende oder ein Planender wird sich auf den Anspruch der bloßen Erfüllung eines Funktionsprogramms beschränken, sondern im Entwurfs- und Planungsprozess weitergehende Absichten entwickeln: Wie kann Architektur die Nutzung besonders angenehm oder effizient machen? Welche Stimmungen und Empfindungen möchte sie hervorrufen? Soll sie zu einem bestimmten Verhalten anregen, wie zum Verweilen oder Interagieren? Dass räumliches Entwerfen mit Intentionen hinsichtlich bestimmter Wirkungen verbunden ist, scheint also klar. Das Konzept der Wirkung ist in der Architekturforschung jedoch bisher wenig beleuchtet und nicht klar definiert.

„Die Einfachheit des Grundrisses und der Fassade in ihrer Gestaltung wird durch eine umfangreiche und sorgfältige Arbeit mit Farben kompensiert. Deren Einsatz erhöht die Lesbarkeit des Viertels. Vom Platz oder vom Park aus betrachtet, betont sie die Tiefe des Viertels. Sie unterstützt die Identität sowohl von Saint-Urban als auch von Straßburg, der Stadt der tausend Farben. Die Farbe erleichtert die Identifizierung und Aneignung durch die Bewohner und macht den Block zu einem Wahrzeichen.“ (Auszug aus Projekttext auf der Website des Architekturbüros). LAN Architects, Nolistra, Ensemble mit 179 Wohneinheiten, Hotel, Büros, Einzelhandel, Straßburg 2015 – 2021, Foto: Lorenzo Zandri

Mit welchen architektonischen Mitteln (und ob überhaupt) die gewünschten Wirkungen erreicht werden können, ist ebenso nicht eindeutig und daher Gegenstand von Diskussionen. Aber oft wird letztlich auf die geschulte Intuition der Entwerfenden und Planenden vertraut. Die Frage, wie sich entwerferische und planerische Entscheidungen auf Evidenz gründen lassen, stellt das Primat der Intuition zunächst in Frage. Gleichzeitig birgt die Beantwortung dieser Frage aber das Potenzial, intuitiv getroffene Entscheidungen zu legitimieren. Im besten Fall können fundiertere Diskussionen über Wirkung Architektur und Städtebau als Disziplinen für ein breiteres Publikum öffnen. Die Zeit für diesen Schritt scheint reif zu sein: Angesichts einer sich zuspitzenden Klimakrise und einer zunehmenden Ressourcenknappheit erscheint ein „weiter so“ im bekannten trial-and-error-Modus einer vor allem auf Intuition beruhenden Vorgehensweise, die kaum hinterfragt wird, nicht mehr zeitgemäß. Neben der Intuition wird den Intentionen der Planenden im Architektur- und Städtebaudiskurs schon lange eine prominente Rolle zugewiesen. Meist sind es sogar die Planenden als primäre Erzählerinnen und Verfasser von Entwurfstexten, die prägen, wie über ihre Architekturen und deren (intendierte) Wirkungsweisen kommuniziert wird. Schnell ebbt nach der Realisierung eines Projekts der Diskurs wieder ab und die Intentionsnarrative bleiben dominant stehen. Denn eine Rückbetrachtung „ex post“ oder ein Abgleich der Intentionen aus der Planungsphase – mit den Wirkungen des fertiggestellten Projekts nach einigen Jahren seiner Nutzung – findet kaum statt.

Wirkungsweisen und Grenzen der Wirksamkeit diskutieren

Oft setzt der Architekturdiskurs quasi die beabsichtigten Wirkungen gleich mit den tatsächlich entstandenen gebauten Räumen und ihren Wirkungen. Doch in welchem Verhältnis stehen Intention, gebautes Projekt und sich entfaltende Wirkung eigentlich zueinander? Ein direkter und alleiniger Kausalzusammenhang zwischen architektonischen Mitteln und jeglicher Wirkung, ob emotional, psychisch, sozial, ökonomisch, symbolisch – also die These eines „Architektur-Determinismus“ – scheint nicht haltbar. Zu viele Faktoren wirken in der komplexen Realität einer realisierten Architektur auf unser Fühlen, Handeln und Kommunizieren ein. Wirkungen von Architekturen entfalten sich multifaktoriell und erst im spezifischen, komplexen situativen Kontext. Für die Erforschung von Wirkungen bedarf es also einer Zusammenführung und Systematisierung des fragmentierten Wissens über die Wirkungen und eine Weiterentwicklung und Integration von empirischen Methoden – und genau hier liegt das Interesse unseres Netzwerks. Das wirft auch einige grundsätzliche Fragen auf: Wieviel und welche Wirkung kann Architektur tatsächlich erzielen? Wie lassen sich diese Wirkungen mit architektonischen Mitteln steuern, wenn die Art und Weise, wie sich Wirkungen entfalten, doch augenscheinlich von vielen Faktoren abhängt, die außerhalb ihres Gestaltungszugriffs liegen? Wo liegen die Grenzen der Wirksamkeit von Architektur?

„Das Ensemble aus Rekonstruktionen und Neubauten stellt einen Bezug zur Geschichte Frankfurts her und schafft Lebensadern, die zum Flanieren und Verweilen einladen. Damit gewinnt die gesamte Innenstadt an Attraktivität.“ (Geschäftsführer von DomRömer GmbH, Michael Guntersdorf laut Pressemitteilung vom 17.3.2015); Neue Frankfurter Altstadt, Foto: DomRömer GmbH / Uwe Dettmar

Dass Ansprüche an die Wirkungsmacht von Architektur längst in der Praxis verankert sind, zeigen Felder wie die „Pädagogische Architektur“(1). Die dazu erschienenen „Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland“(2) tragen den Wirkungsanspruch an die Architektur im Titel. Der Begriff vom „Raum als drittem Pädagogen“(3), welcher der Architektur eine pädagogische Wirkung zuschreibt, ist dabei jedoch nicht neu, er geht zurück auf den italienischen Erziehungswissenschaftler Loris Malaguzzi (1920 – 1994). Prominent wird derzeit zudem über „Heilende Architektur“(4) diskutiert und damit der Wirkungszusammenhang von Stadträumen, Architektur und Innenarchitektur zu menschlicher Gesundheit thematisiert. Diese Grundannahme wird bereits seit den 1980er-Jahren diskutiert, als eine vielzitierte Studie eine Korrelation zwischen dem Ausblick aus dem Krankenzimmer und dem Genesungserfolg von Krankenhauspatienten beschrieb.(5) Heute dient sie als Grundlage für Bestrebungen zu einem evidenzbasierten Entwerfen (evidence-based design) von kurativen Einrichtungen, mit dem die Architektur positiven Einfluss auf Krankheitsverlauf, -dauer und -schwere nehmen soll.(6) Noch vor der Notwendigkeit des Heilens setzen Forschungen zu gesundheitsfördernden Stadträumen an, die durch ihre Gestaltung so auf Menschen wirken sollen, dass sie helfen, Krankheiten vorzubeugen.(7)

„Mit diesem Viertel erhält die Stadt Frankfurt ihr Herz zurück. Dank der gelungenen Mischung aus rund 80 Wohnungen, vielen Geschäften, Restaurants und Cafés, entsteht im Herzen unserer Stadt ein lebendiges Stadtquartier, das sowohl für die Frankfurter Bürger, als auch für die vielen Gäste aus aller Welt ein besonderer Anziehungspunkt sein wird.“ (Oberbürgermeister Peter Feldmann laut Pressemitteilung vom 15.10.2016), Foto: DomRömer GmbH / Uwe Dettmar

Auch im kritischen Architekturdiskurs sind Fragen nach der Wirkungsmacht von Architektur und Städtebau aktuell, wie die polarisierende Debatte zeigt, die Stephan Trüby anlässlich der Eröffnung des Rekonstruktionsprojekts der Frankfurter Neuen Altstadt ins Rollen gebracht hatte. Nicht nur dort, sondern auch in anderen deutschen und europäischen Städten beobachtet er „Rechte Räume“, die für ihn zu der Schlussfolgerung führten, Architektur werde als „Schlüsselmedium der autoritären, völkischen, geschichtsrevisionistischen Rechten“(8) eingesetzt. Die daraufhin sich entspinnende Debatte kreiste im Kern um die Frage, ob Architektur überhaupt über politisches Wirkungspotenzial verfüge und dementsprechend Verantwortung übernehmen müsse beziehungsweise als subversive politische „Gefahr“ von rechts kritisch zu beobachten sei.

Eine interdisziplinäre Wirkungsforschung in Architektur und Städtebau hinterfragt aus unterschiedlichen Blickwinkeln, auf welche Weisen und bis zu welchem Grad die Gestaltung unserer gebauten Lebensräume auf Felder wie Bildung, Gesundheit und Politik einzuwirken in der Lage ist. Sie hat damit das Potenzial, derartige Debatten empirisch zu unterfüttern und unterwegs viel über den gebauten Raum zu lernen. Sie klärt außerdem die Verantwortung Architekturschaffender in wichtigen Gesellschaftsbereichen. Und wenn sich herausstellen sollte, dass die Wirkungsmacht ihrer Entwürfe geringer sein sollte, als gedacht, mag das die einen enttäuschen, die anderen aber entlasten.

Fragmentierte Ansätze einer empirischen Wirkungsforschung

Empirische Forschung, auf die sich eine architekturspezifische Wirkungsforschung begründen ließe, existiert bisher jedoch nur verstreut. Bei aller Unschärfe des Wirkungsbegriffs in der bisherigen Architekturpraxis und -forschung geht dabei mit dem breiten Spektrum von Wirkungen ein ebenso breites Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen inklusive ihrer je eigenen Methoden zu ihrer Erforschung einher. Diese reichen von den Sozial- und Humanwissenschaften, Medizin, Wirtschafts- und Politikwissenschaften bis hin zu den (bau)technischen Fächern. Viele von ihnen haben sich bereits mit einzelnen Aspekten von Wirkungspotenzialen architektonischer und stadträumlicher Konfigurationen auseinandergesetzt. Dabei handelt es sich jedoch meist um auf spezifische Wirkungsfelder fokussierte, oft sektorale Betrachtungen.

Eine längere Tradition haben Forschungen zum ästhetischen Empfinden und Bewerten von Räumen(9), Beobachtungen zum Verhalten von Menschen im öffentlichen Raum(10) und Empfehlungen zur Kriminalitätsprävention(11). Während diese Ansätze hauptsächlich Korrelationen zwischen Raumgestalt und Verhalten beobachten, erkunden heute Psychologinnen und Neurowissenschaftler, wie räumliche Settings das Empfinden und Verhalten von Menschen beeinflussen, beispielsweise welche räumlichen Faktoren für Stress oder Entspannung sorgen. Die Atmosphärenforschung wiederum stellt ebenfalls die menschliche Architekturerfahrung in den Fokus, nähert sich ihr aber mit vollkommen anderen Methoden und Theorien. Doch auch ganz andere Wirkungsfelder werden untersucht: Sei es der Einfluss von Architekturmerkmalen auf den Tourismus, die Bauökologie und Energieeffizienz oder auf Lernerfolge in der Pädagogik. Die Liste ließe sich fortführen.

Die architekturbezogene Wirkungsforschung möchte nun die baulichen Konfigurationen selbst in den Mittelpunkt eines Wirkungskonzeptes stellen, das durch die Vielzahl an Wirkungsfeldern und -forschungen der unterschiedlichen Disziplinen informiert wird und diese theoretisch wie methodisch miteinander vernetzt. Dieses neu gewonnene interdisziplinäre Wissen über die Wirkungsmacht von Architektur und Städtebau soll Architekturschaffende wie -forschende in die Lage versetzen, Architektur in ihrem vielschichtigen Wirkungskontext besser zu begreifen und schließlich zu entwerfen.

Wirkungsforschung der historischen Architekturwissenschaft

„Das Projekt des Saint-Urbain-Blocks, das zwar isoliert, aber dennoch perfekt mit dem Rest der Stadt verbunden ist, beschäftigt sich mit der Frage der Identität und des kollektiven Gedächtnisses und antwortet darauf durch Morphologie und Farbe. Die Farbe dient auch als Hintergrund, als Rahmen für das tägliche Leben und begleitet die lebhaften sozialen Interaktionen der Bewohner und Passanten“ (Auszug aus Projekttext auf der Website des Architekturbüros). LAN Architects, Nolistra, Ensemble mit 179 Wohneinheiten, Hotel, Büros, Einzelhandel, Straßburg 2015 – 2021, Foto: Lorenzo Zandri

Auch architekturgeschichtliche Perspektiven haben das Potenzial, Wissen und Evidenz über die Wirkungsweisen von Architektur zu erweitern. Doch wie lässt sich Wirkungsforschung überhaupt in einer historischen Rückschau betreiben? Fragt die historische Architekturwissenschaft bisher vor allem, wie etwas zustande kam, gilt es, auch einen Blick auf die resultierenden Folgen zu richten: Was passiert(e) mit gebauter Architektur, sobald sie da war? Wen betrifft sie, was beeinflusst sie? Die Erforschung von Wirkungen stellt für Historikerinnen und Historiker gleich auf mehreren Ebenen eine Herausforderung dar: Es gilt, vergangene gebaute Realitäten sowie gesellschaftliche und politische Akteure und Diskurse zu benennen und zu rekonstruieren. Diese weisen allerdings zeitlich weit über den direkten Untersuchungsgegenstand hinaus. Darauf aufbauend müssten Kriterien entwickelt werden, die ein Ausmachen von Effekten überhaupt ermöglichen. Dies geschieht zusätzlich auf einer Materialbasis, die auf den (ebenfalls architektonischen) Infrastrukturen von Archiven, Bibliotheken und Nachlässen basiert. Die Konvolute solcher Institutionen sind notwendigerweise selbst Gegenstand einer vergangenen Bewertung, Auswahl, Klassifizierung und schließlich Konservierung, was das Verhältnis von untersuchtem Material und dessen vormaligen Kontexten zusätzlich verkompliziert.(12) Man arbeitet sich potentiell durch Schichten und Facetten an (Aus)wirkungen, die aus heutiger Perspektive miteinander verzahnt sind.

Dass architekturhistorische Diskurse eher die Intention von Planung statt ihrer tatsächlichen späteren Wirkung zentrieren, lässt sich auch auf diese Voraussetzungen zurückführen. Damit geht ein historiographischer Fokus einher, der oft weiße, männliche Protagonisten in den Mittelpunkt stellt. Vorrangig fragen solche Arbeiten dann nach deren Intentionen, anstatt die Konsequenzen ihrer Bauten im Sinne konkreter Wirkungen zu untersuchen, die umgesetzte Entwürfe und Planungen mit sich brachten und die ein breites Spektrum an Personengruppen und Gesellschaftsbereichen betreffen. Dabei müsste sich eine Architekturgeschichtsschreibung – wenn sie keine Architektengeschichte sein will – zunächst davon lösen, die intendierten Wirkungen gewohnheitsmäßig im gleichen Atemzug mit den realisierten baulichen Strukturen zu diskutieren. Eine Betrachtung der Architektur „ohne Architektinnen und Architekten“, in der Architektur für sich sprechen und wirken darf, könnte den Wissensbestand über Architektur erweitern.

Das Netzwerk WAS

Mit diesen Forschungsinteressen nimmt das frisch gegründete und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte wissenschaftliche Netzwerk „WAS – Wirkungsforschung in Architektur und Städtebau: Interdisziplinäre Theorien und Methoden“ zur Zeit seine Arbeit auf. Das Netzwerk ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, der das Konzept der Wirkung von gebauter Umwelt sowie deren empirische Erforschung theoretisch wie methodisch weiterentwickeln möchte. Konzipiert wurde es in Folge zweier am LOEWE Schwerpunkt „Architekturen des Ordnens“ durchgeführten Veranstaltungen zum Thema.

Das Netzwerk WAS widmet sich der Zusammenführung, Definition und Etablierung einer interdisziplinären Wirkungsforschung in Architektur und Städtebau. Denn wie gezeigt, bestehen bisherige Arbeiten zur Erforschung von Wirkungen nur vereinzelt und sind meist auf Fragestellungen eben jener (Nachbar-)Disziplinen fokussiert. Das Anliegen des Netzwerks ist es, diese Ansätze zusammenzuführen, zu systematisieren und damit die Frage nach den Wirkungen von Architektur und Städtebau im architekturwissenschaftlichen Diskurs besser zu verankern. Im Zentrum der bisherigen Überlegungen steht also die Erkenntnis, dass in der zeitgenössischen wie historisch orientierten Architekturwissenschaft keine ausreichenden methodischen und konzeptionellen Grundlagen bestehen, um die Wirkungen von Architektur und Städtebau überhaupt integriert erforschen zu können.

Das Konzept einer – zunächst nicht näher beschriebenen – Wirkmächtigkeit von gebauten Räumen erachtet das Netzwerk als zentral für eine interdisziplinäre Architekturwissenschaft, die sich in Deutschland zunehmend institutionell etabliert.(13) Ausgehend von einer grundlegenden Definitionsarbeit möchte das Netzwerk eine zukünftige Forschungsagenda für das Feld der Wirkungsforschung beschreiben und lohnenswerte Ansätze erproben, die auch eine Relevanz für die Praxen des Entwerfens und Planens haben, ganz im Sinne einer höheren Evidenzbasierung.

Prof. Dr. Nina Gribat ist Professorin für Stadtplanung an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Neben der Wirkungsforschung liegen ihre Forschungsinteressen in der Stadt- und Planungsforschung jenseits von großstädtischen Kontexten, in den oft konflikthaften Aushandlungsprozessen über städtische Zukünfte und in den disziplinären Historien von Architektur, Städtebau und Stadtplanung. Sie ist Mitglied des Redaktionskollektivs von sub\urban. Zeitschrift für kritische Stadtforschung, des Redaktionsbeirats von Die Architekt und Mitglied der Deutschen Akademie für Stadt und Landesforschung (DASL).

Leonie Plänkers studierte Architektur und ist Stadtforscherin. Nach knapp zehn Jahren Berufserfahrung in Architektur, Städtebau, Konzeptentwicklung und Prozessbegleitung ist sie Doktorandin im LOEWE-Schwerpunkt „Architekturen des Ordnens“. In ihrer Dissertation widmet sie sich dem Versuch einer empirischen Wirkungsforschung im Fall der Frankfurter Neuen Altstadt. Von 2017 bis 2022 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Fachgebiet Entwerfen und Städtebau der Technischen Universität Darmstadt.

Sina Brückner-Amin ist Architekturhistorikerin und Kuratorin. Nach einem Studium der Kunstgeschichte, Medienwissenschaft und Curatorial Studies in Frankfurt arbeitete sie an Museen und Forschungsinstitutionen, unter anderem am Architekturmuseum der TUM, dem DAM Frankfurt und dem Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik. Im LOEWE Schwerpunkt „Architekturen des Ordnens“ arbeitet sie an ihrer Dissertation über Universitätsarchitektur und Bürokratie in Kalifornien und ist Doktorandin an der Professur Architekturtheorie des KIT Karlsruher Institut für Technologie.

Fußnoten

1 Hubeli, E., & Montag-Stiftung Jugend und Gesellschaft (Hrsg.), Schulen planen und bauen 2.0: Grundlagen, Prozesse,). Jovis (2017); Barrett, P., Davies, F., Zhang, Y., & Barrett, L., The Holistic Impact of Classroom Spaces on Learning in Specific Subjects. Environment and Behavior, 49(4), (2017), 425 – 451.

2 Herausgegeben von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE).

3 Siehe auch: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/278835/der-raum-als-dritter-paedagoge-ueber-neue-konzepte-im-schulbau/.

4 Lawson, B., Healing architecture. Arts & Health, 2(2): (2010), 95 – 108; Nickl-Weller, C. (Hrsg.). Healing architecture. 2004 – 2017. Braun (2017).
5 Ulrich, R. S., View Through a Window May Influence Recovery from Surgery. Science, 224(4647), (1984), 420 – 421.

6 Eine Ausstellung mit dem Titel „Das Kranke(n)haus: Wie Architektur heilen hilft” im Architekturmuseum der TU München wird sich ab Juli zukuftsweisenden Beispielen widmen.

7 Ewing, R., & Handy, S., Measuring the Unmeasurable: Urban Design Qualities Related to Walkability. Journal of Urban Design, 14(1), (2009), 65 – 84; Knöll, M., Miranda, M. H., Cleff, T., & Rudolph-Cleff, A., Public Space and Pedestrian Stress Perception: Insights from Darmstadt, Germany. In Handbook of Global Urban Health (2019), 269 – 282. Routledge.

8 ARCH+ 235, Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 9.4.2018 „Wir haben das Haus am rechten Fleck“ und Trüby, S., Rechte Räume. Politische Essays und Gespräche (2020). Birkhäuser.

9 Nach Kevin Lynch z. B. Jack Nasar, Donald Appleyard.

10 „Public Life Studies“ von William H. Whyte bis zu Jan Gehl und Bill Hillier / Space Syntax.

11 Prominent ist die Broken-Windows-Theorie.

12 Yaneva, A., Crafting History: Archiving and the Quest for Architectural Legacy. (2020) Cornell University Press.

13 Berr, K., & Hahn, A. (Hrsg.)., Interdisziplinäre Architektur-Wissenschaft: Eine Einführung. Springer Fachmedien Wiesbaden (2020);
 Weckherlin, G., Schneider, P. I., Dürfeld, M., Bovelet, J., Almarza Anwandter, J., Froschauer, E. M., & Neubert, C. (Hrsg.) Architekturwissenschaft. Vom Suffix zur Agenda. Universitätsverlag der TU Berlin; (2021) Netzwerk Architekturwissenschaft e.V.

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