Eröffnung des LEGO-House in Billund

Stein auf Stein

Nicht selten haben Architekten ihre ersten Erfahrungen mit Lego gemacht. Die bunten und nahezu unkaputtbaren Steine gelten als eines der besten Spielzeuge der Welt und stehen für unbegrenzte Kreativität. Im dänischen Billund, Erfindungsort des Legosteins und erstem Legoland-Standort, ist am 28. September das Lego-House nach Entwürfen von BIG (Bjarke Ingels Group) eröffnet worden – ein Komplex aus 21 gestapelten Boxen, in dessen Innern sich ein Erlebniscenter rund um den genialen Baustein entfaltet.

Für den fußläufigen Besucher präsentiert sich das Gebäude zunächst unerwartet zurückhaltend: Der Baukörper erscheint als nach oben verjüngte Anhäufung von kubischen weißen Volumen, die ineinander verschachtelt sind und dank ihrer gerasterten Tonziegelverkleidung anmuten, als seien sie aus Lego zusammengesetzt. Große, vertikal gegliederte Fensterflächen eröffnen an einigen Stellen den stockwerkübergreifenden Blick in den Innenraum. Wie auch die Selbstinszenierung des Lego-House auf der Website verrät, ist der Bau vor allem für die Vogelperspektive ausgelegt – wahrscheinlich nicht zuletzt, da der flugzeugreisende Besucher bereits im Landeanflug über das Lego-House hinwegfliegt. Aus luftiger Höhe zeigt der Bau sich weithin als Komposition von Kuben, deren Dachflächen in bunten Farben gestaltet sind, die beiden großen Außentreppen erscheinen durch ihre grobe Rhythmisierung wie Baustein-Treppen. Der oberste Quader des Bauwerks, der sogenannte Schlussstein, ist mit acht runden Öffnungen versehen, die als Strahler fungieren und dem Bauelement die Anmutung eines Legosteins verleihen.

Im Innern, in das man über ein unauffälliges Eingangsportal auf Bodenniveau gelangt, befindet sich ein zentrales Foyer mit gewaltigem Lego-Baum, von dem aus alle Bereiche des Hauses begangen werden können. Hierbei wurde zwischen einem öffentlich zugänglichen Bereich, zu dem einige der als Spielflächen genutzten Dachterrassen und der Restaurant- und Ladenbereich im Erdgeschoss gehören, sowie einem Ticket-Bereich in den oberen Geschossen unterschieden, der in ein rotes, blaues, gelbes und grünes Erlebnisareal unterteilt ist. Die Räume sind simpel gestaltet, untergliedert werden sie durch runde oder eckige Spielinseln und -tische mit vielen Legosteinbecken, die zum Selberbauen einladen. Die einzelnen quaderförmigen Bauglieder sollen im Innern dabei sowohl als eigenständige Einheiten funktionieren, zugleich aber ein Kontinuum, eine lockere Verbindung zwischen den Bereichen herstellen. Der Bau wirkt dabei außen wie innen nie überdreht und überzogen kindlich oder gar disneyhaft, sondern verkörpert die Einfachheit und Freiheit des Spielzeugs gerade in einer gewissen Schlichtheit. Damit können sich durchaus auch Erwachsene angesprochen fühlen, für die es bereits eine eigene Bezeichnung gibt: im englischen „AFOL“ – Adult Fan of Lego, im deutschen „ELF“ – Erwachsener Lego-Fan.

Elina Potratz

LEGO-House
Architekten: BIG – Bjarke Ingels Group
Projektleiter: Brian Yang
Bauherr: LEGO
Standort: Ole Kirks Plads 1, 7190 Billund, Denmark

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