tatort

Dominierendes Massiv

Wiederum wird im Folgenden ein Bauwerk gesucht, das eine besondere Rolle in der Nachkriegs-Architekturgeschichte spielt oder gespielt hat – sei es durch eine besondere Eigenschaft, eine ungewöhnliche Geschichte oder eine spezifische Merkwürdigkeit. Lösungsvorschläge können per Post, Fax oder E-Mail an die Redaktion gesandt werden. Unter den Einsendern der richtigen Antwort verlosen wir ein Buch. Einsendeschluss ist der 19. September 2016.

Der „tatort“ gehört zu einer besonders gefährdeten Spezies der Architektur. Die Bauaufgabe ist ein Resultat der besonderen Bedingungen der zweiten industriellen Revolution, in die die Entwicklung von Explosionsmotoren fällt. Solche Motoren ermöglichten unter anderem den motorisierten Individualverkehr, der vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute Gesellschaft und Stadt erheblich beeinflusst hat.

Die Typologie dieses „tatorts“ ist ein Ergebnis dieser durchgreifenden gesellschaftlichen Modernisierung. Inmitten einer großen Stadt in Niedersachsen dominiert sein Massiv einen ganzen Block. Die schiere Größe und die meist eher technische Ausrichtung zahlreicher ähnlicher Gebäude lässt sie oftmals als strukturelle und ästhetische Störfaktoren im Stadtgefüge wirken, und ihr Abriss wird oftmals als Verbesserung des Images eines Ortes angesehen.

Beim „tatort“ verhält es sich etwas anders. Sein Architekt, in Pommern geboren, zunächst in Düsseldorf, dann in der niedersächsischen Stadt tätig, plante Messebauten in Düsseldorf und in seinem Wohnort, entwarf Flughafenanlagen im In- und Ausland und baute schließlich eine Streichholzfabrik auf Madagaskar. 1974 entwickelte er mit dem „tatort“ eine Symbiose von Technik „mit geglückter Baukunst“, wie ein Urteil aus denkmalpflegerischer Warte lautet. Die Fassade seines Gebäudes ist in strukturiertem Beton angelegt und zeigt hunderte Auskragungen, die balkonartig in den Stockwerken vorkragen.

Sie dienen der temporären Verwahrung von heute oft als unverzichtbar angesehenen Fortbewegungsmitteln, die über eine skulptural wirkende, spektakuläre Rampenanlage ins Gebäude Einlass finden. Mit 50 Cent je halbe Stunde oder 11 Euro pro Tag wird die Miete für eine Aufbewahrungsbucht derzeit berechnet. Ein Restaurant und eine Bowlingbahn ergänzten ursprünglich das Bauprogramm des hybriden Gebäudes. Ob und wann sie nach der jüngsten Instandsetzung des denkmalgeschützten Bauwerks wieder in Betrieb genommen werden können, steht nicht fest. Um welches Gebäude handelt es sich, wo steht es, und wer hat es entworfen?

Foto: Andreas Denk

Foto: Andreas Denk

Die Lösung der Frage der letzten Ausgabe: Es handelte sich um das Gesundheitshaus der Stadt Dortmund in der Hövelstraße, das nach Plänen von Will Schwarz zwischen 1958 und 1961 errichtet wurde. Gewinner des Buches ist Norbert Post aus Dortmund.

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