Michael Frielinghaus

110 Jahre BDA

Der hier publizierte Vortrag von Michael Frielinghaus wurde anlässlich des Festakts zum 110jährigen Bestehen des BDA am 21. Juni 2013 in Frankfurt am Main gehalten. Er wurde in der Broschüre Berufung und Leidenschaft“ abgedruckt, die über die Bundesgeschäftsstelle des BDA bezogen werden kann.

Wir sind zu unserer Festveranstaltung „110 Jahre Bund Deutscher Architekten“ in der Kirche St. Michael von Rudolf Schwarz zusammengekommen. Ein wunderschöner Ort. 1951 wanderten Rudolf Schwarz und seine junge Frau Maria durch die Aare-Schlucht im Kanton Bern in der Schweiz. Die Entwurfsidee zu St. Michael entstand auf dieser Wanderung des Architektenpaares und wurde später von Rudolf Schwarz so beschrieben: „…an einer Stelle, wo sich der Wegraum, der von starrenden Felsen umstanden war und nur hoch oben von einem schmalen Spalt offenen Himmels erhellt wurde, zu einer bescheidenen Breite weitete“. Die Reflexion des einfallenden Sonnenlichts im Raum, die wir heute, gerade in diesem Moment, beobachten dürfen, zeigt, wie einzigartig diese Raumidee umgesetzt wurde.

Der heutige Tag ist das Gründungsdatum des BDA und sicherlich der gegebene Anlass, die 110 Jahre Verbandsgeschichte im Spiegel deutscher Geschichte noch einmal Revue passieren zu lassen.

Der Weg des BDA führt durch die Geschichte Deutschlands. Seine Gründung am Beginn des 20. Jahrhunderts liegt in einer Phase, in der die Bevölkerungszahlen in den Städten drastisch ansteigen, die Industrialisierung auch in Deutschland neue Rahmenbedingungen formuliert und die Monarchie noch 15 Jahre bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Staatsform ist. Der Grundsatz, der bis heute Gültigkeit besitzt, ist der Gründungsproklamation von 1903 vorangestellt: „Der Bund Deutscher Architekten ist die Vereinigung freiberuflich schaffender Architekten. Sinn und Zweck der Vereinigung ist, der Baukultur zu dienen und gemeinsam die hierfür notwendigen fachlichen, ehrenhaften und gesetzlichen Bedingungen herbeizuführen und sie der Allgemeinheit gegenüber zu gewährleisten.“

Das Manifest aus dem Jahr 1904 „Was wir wollen“ belegt den kämpferischen Aspekt des neuen Verbandes, der sich klar abgrenzt vom „rücksichtslosen Unternehmertum, das ohne Ideale, nur von Gewinnsucht beherrscht, die sonst so segensreiche Gewerbefreiheit ausbeutet“ und von der „stumpfen Geistesarmut des Baupfuschertums“. Im Mittelpunkt dieses Manifests steht der selbständige, künstlerisch schaffende Architekt, in dessen Händen „die Pflege der Baukunst liegt“.

Der hohe moralische Anspruch, der sich auch an den eigenen Berufsstand richtet, wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisch gesehen. Der BDA-Architekt als überheblicher und hochmütiger „Gutmensch“, der nur seine eigene Befindlichkeit sieht und dies mit großem Selbstmitleid vorträgt, ist mitunter ein beliebtes Klischee.

Die so eindeutig vorgetragene Haltung des BDA in seiner Gründungsphase steht aber ganz in der Tradition der Architektenverbände des 19. Jahrhunderts und ist parallel zur Gründung des Deutschen Werkbunds das Fundament für das Berufsbild des freien, selbständigen und unabhängigen Architekten, der zum „Treuhänder“ des Bauherrn wird, ohne an der Erstellung des Gebäudes oder dem Verkauf von Grundstücken mitzuverdienen.

Auditorium in der Pfarrkirche St. Michael von Rudolf Schwarz (Frankfurt 1953), Begrüßung durch Michael Frielinghaus

Der große Zorn, der aus dem Manifest 1904 herauszuhören ist, entsteht aus der Art und Weise, wie der rasant anwachsende Wohnungsbau in den Städten aus dem Boden gestampft wird. Neue Unternehmen werden zu Bauherren und bedienen sich wahllos aus dem Modellbaukasten des Historismus in austauschbaren Architekturen. Dies geschieht zur gleichen Zeit, als Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt auf der Darmstädter Mathildenhöhe eine Künstlerkolonie für Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker gründet. Vor allem in den Jugendstil-Bau und -Kunstausstellungen von 1904 und 1908 spielt der Architekt Josef Maria Olbrich (1868 – 1908), Mitglied des damaligen BDA-Vorstands, eine tragende Rolle. Die Welt des Bauens und der Kunst ist damals sehr zwiespältig. Elemente der Erneuerung, erste Anzeichen eines Aufbruchs stehen im unüberbrückbaren Gegensatz zu Tradition und Erhalt historischer Strukturen. Der erste große Einschnitt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts – der Erste Weltkrieg – beendet diese Phase abrupt und brutal.

Die Weimarer Republik steht auch für einen Aufbruch in Kunst und Architektur, aber ebenfalls für Armut und großes Elend in der Bevölkerung. Im Jahr 1919 findet die erste von vier Umformungen des BDA im 20. Jahrhundert statt. Nach „dem Unglück des Vaterlandes“ fühlen sich die Architekten sowohl wirtschaftlich als auch in ihren künstlerischen Entfaltungsmöglichkeiten bedroht. Die 1911 gegründete Freie Deutsche Architektenschaft und die Deutsche Architektenschaft verbinden sich mit dem BDA zu einem Einheitsverband, der weiterhin „Bund Deutscher Architekten“ heißt. Er erhält eine neue Satzung und erstmalig Landesverbände mit einer Hauptverwaltung in Berlin.

Die Arbeit des BDA in den Jahren 1919 bis 1932 wird häufig auf das „Neue Bauen“ und die viel diskutierte Rede von Hans Poelzig auf dem BDA-Bundestag 1931 reduziert. Das ist einseitig und trifft die Inhalte dieser für den BDA so wichtigen Epoche nur in geringem Maß. In Zeiten großer Armut, Wohnungsverknappung und sehr schlechter Auftragslage für die Mehrheit aller Architekten ringt der BDA um die Sicherung der Arbeitsbedingungen für freie Architekten und gleichzeitig um den richtigen und angemessenen Weg in der Architektur. Dem Vorstand gehören in diesen Jahren die angesehensten Architekten ihrer Zeit an wie Paul Bonatz, Heinrich Tessenow, Max Taut, Emil Fahrenkamp, Hans Poelzig und Walter Gropius. Zur Sicherung der Rahmenbedingungen gehört unter anderem der erneute Versuch, eine Architektenkammer zu gründen, der Widerstand gegen Bauämter, die alleine über die Architektur ihrer Städte entscheiden, und eine gemeinsam mit dem Verband deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (VDAI) und dem Deutschen Städtetag erarbeitete Fassung der Wettbewerbsgrundsätze (1927).

Das Ringen um den richtigen Weg in Architektur und Baukunst wird in einer heftigen Kontroverse zwischen Tradition und Moderne ausgetragen. Das „Neue Bauen“ wird politisch verstanden als der einzig denkbare Weg, die Wohn- und Arbeitsbedingungen der Menschen in dieser Zeit zu verbessern. Die manchmal geäußerte Kritik, der Bund Deutscher Architekten habe in dieser Phase nicht viel erreichen können, ist nicht zutreffend. Eine vorschnelle und vermeintlich allein richtige Antwort auf aktuell anstehende Fragen kann der BDA in keiner Phase seiner Geschichte bieten. Dies wird auch in Zukunft so sein. Der Bund wird von seinen Mitgliedern getragen und kann immer dann wertvolle Beiträge zu grundlegenden Fragen der Stadtplanung und Architektur liefern, wenn sie das Ergebnis eines Diskurses unterschiedlicher Persönlichkeiten im Verband sind. Das ist in diesem Zeitabschnitt im besten Sinne gegeben.

Das große Bemühen im BDA der zwanziger Jahre, „das höchste Verantwortungsgefühl, die gewissenhaften Pflichten gegenüber Volk, der deutschen Baukultur und dem Bauherrn“ den „Führenden in Regierung und Wirtschaft“ (BDA-Bundestag, Kassel 1932) zu vermitteln, führt 1933 nach der Machtübernahme Hitlers zu einem schweren Missverständnis. Die zweite Umformung des BDA wird anlässlich des dreißigjährigen Bestehens des Verbandes im Herbst jenes Jahres durch den neu gewählten ersten Vorsitzenden Eugen Hönig verkündet mit den Worten: „Der BDA ist neu auferstanden.“ Ein Tiefpunkt in der Geschichte des BDA bleibt der 30. Bundestag in München, auf dem drei Grundprinzipien – ohne Gegenstimmen – in eine neue Satzung aufgenommen werden: „Das Führerprinzip, der Umbau zu einer berufsständischen Organisation sowie die strikte Anwendung des Arier-Prinzips“. Tragende Persönlichkeiten glauben in dieser ersten Phase des Nationalsozialismus offensichtlich an eine führende Rolle der freien Architekten beim „nationalen Aufbau“. Der BDA wird mit verschiedenen anderen Berufsgruppen angefüllt und schließlich – eine zeitlang noch unter seinem Namen – als Fachverband für Baukunst Teil der neuen „Reichskammer der bildenden Künste“, deren Vorsitz Eugen Hönig übernimmt. Eine gewisse Zeit vermeinen Einzelne tatsächlich noch, die alten BDA-Ziele auch innerhalb der neuen Rahmenbedingungen umsetzen zu können. Die grundlegenden Ziele des BDA werden in dieser Zeit missachtet, der Architektenberuf wird im Sinne der menschenverachtenden Diktatur instrumentalisiert. Wichtige Persönlichkeiten des BDA verlassen schon 1933 und 1934 Deutschland, beispielsweise Erich Mendelsohn, Julius Posener, Martin Elsaesser, Oskar Kaufmann und viele mehr.

Nach der weltweiten Katastrophe des Zweiten Weltkriegs erfolgt die dritte Umformung des BDA sehr ruhig und zunächst ohne öffentliche Aufmerksamkeit: im Mai 1945 in Hamburg – unmittelbar nach Kriegsende – und im November 1948 in Frankfurt als offizielle Neugründung des länderübergreifenden BDA im Sinne „des alten Standes bis 1933“. Im Oktober 1951 wird in Berlin der BDA-Ost, später BdA (1971), gegründet als Bund deutscher Architekten in der DDR.

Im Westen wird Otto Bartning 1950 zum zweiten Präsidenten nach Bernhard Ingwersen gewählt. Er bekleidet das Amt bis zu seinem Tod 1959 und verkörpert wie kein anderer die Position des Bundes Deutscher Architekten im Westen nach dem Krieg. Er gibt dem BDA seine Glaubwürdigkeit zurück. Nach der katastrophalen Zerstörung vieler deutscher Städte setzt er sich für einen grundsätzlichen Neubeginn in Städtebau und Architektur ein, der die Geschichte nicht verleugnet, sondern spürbar werden lässt. Seine große Betroffenheit über die Folgen von Diktatur, menschenverachtendem Krieg und die Tötung ganzer Volksgruppen ist authentisch, glaubwürdig und bestimmt die Handlungsweise der Verantwortlichen im BDA. Seine Sprache verleitet einige Kritiker, dies anzuzweifeln. Wenn Bartning sagt: „(…) wir müssen den neuen Menschen spüren und lieben, um ihm Halt und Gestalt im gebauten Raum zu geben“, dann ist das keine Sprachhülse, sondern eine tief empfundene, konsequente Schlussfolgerung aus dem Erlebten. Sehr schnell erreicht er die Umsetzung von zwei Zielen, für die der BDA vor dem Krieg so intensiv gekämpft hatte: Die amtierende Regierung Adenauer bekennt sich zu den Ansprüchen freier Architekten, und der BDA erhält zumindest nach außen eine Form der Geschlossenheit, die bis dahin noch nie erreicht wurde.

Maria Schwarz im Gespräch mit Michael Frielinghaus

Zusammenfassend kann man feststellen, dass der BDA einen großen Anteil an den positiven Entwicklungen im Städtebau nach dem Krieg hat, zum Beispiel auch durch das Darmstädter Gespräch 1951. Ebenso gab es aber sehr kritisch zu beurteilende Entwicklungen, wie beispielsweise die Überbewertung der „autogerechten Stadt“. Die starke Kritik an dieser „zweiten Moderne“ ist 2010 Anlass für eine Nachbetrachtung. In der BDA-Ausstellung „In der Zukunft leben“ werden von jungen Autoren drei Orte im Westen und drei im Osten Deutschlands vorgestellt, die im Krieg stark zerstört worden sind und Beispiele sehr unterschiedlicher städtebaulicher Konzeptionen für den Wiederaufbau darstellen.

In den siebziger Jahren – nachdem mit der Gründung der Bundesarchitektenkammer eine Grundsatzforderung des BDA eingelöst wird – rückt immer mehr die Frage nach der Verantwortung des Architekten gegenüber der Gesellschaft in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. 1972 bezieht sich Hans Busso von Busse mit seinem BDA-Präsidium in einer „Grundsatzerklärung zu den Zielen und Aufgaben des BDA“ auf Otto Bartning: „(…) wer diesen Menschen spürt und liebt, wenn er plant und baut, kann nicht anders, als sich leidenschaftlich gegen die billige Verkürzung zu verwahren, dass in der Scheußlichkeit dieses Bauens das wahre Gesicht der Moderne sich erkläre.“ Diese programmatische Grundsatzerklärung erläutert den Entwurf für eine neue Satzung und bezieht wie folgt Stellung: „Sie wird als politischer Auftrag verstanden in einer Zeit, in welcher die menschlichen und die gesellschaftlichen Erwartungen an das Bauen den mächtigen Einflüssen aus Technik, Wirtschaft und Organisation zu unterliegen drohen. Bauen ist immer auch politisches Handeln.“ Hans Busso von Busse spricht vom Wagnis, das andere nicht verstehen: „(…) vom Wagnis des freien Architekten. Es ist das Wagnis zu unabhängiger geistiger und schöpferischer Leistung. Es ist das Wagnis, sich um des Menschen Willen, mit dieser Baukunst einzulassen. Und es ist das Wagnis, das den Mut bedeutet, dem Konformismus der Zeit zu widerstehen und den Rechten und den Machern aus Staat, Verwaltung und Wirtschaft das abzutrotzen, was ihnen als den Bauherren dieser Zeit zur Pflicht und zur Verantwortung aufgetragen ist, nämlich Baukultur zu ermöglichen.“ Der BDA in der Bonner Republik bezieht Stellung und befindet sich mit seinen Aktivitäten wieder im Einklang mit den Zielen, für die er bis 1933 eingetreten ist.

In der DDR wird der BdA von Beginn an instrumentalisiert und zu einem Teil der staatlich gelenkten Baupolitik. Als Fachverband, gegliedert in 15 Bezirksgruppen, nimmt er ab 1953 ausschließlich Architekten aus staatlichen Planungseinrichtungen auf. Der selbständige, freie Architekt – die Verkörperung eines der grundlegenden BDA-Ziele – verliert in der DDR seine Daseinsberechtigung (Mitglieder im BdA 1989: etwa 5 200, davon freiberuflich tätige Architekten: 85).

Ein anderes, ursprüngliches Ziel des Bundes kann dagegen mitunter auch im Osten erreicht werden. Der Fachverband wird im Laufe der Jahre zu einem Ort des intensiven internen Austausches, jenseits einer allgegenwärtigen Steuerung durch die Obrigkeit. In „zentralen Fachgruppen“ wird der Austausch zu aktuellen Themen gepflegt. In einzelnen Bezirksgruppen erscheinen die „Architektenblätter“, in denen relativ offen über Missstände und aktuelle Probleme berichtet wird. Am 3. November 1990 beschließt die Delegiertenversammlung des Bundes der Architekten der DDR (BdA) die Auflösung des Fachverbandes zum Jahresende.

Die sogenannte „Wende“ und damit das wieder vereinte Deutschland führen zur vierten Umformung des BDA im 20. Jahrhundert. Unter dem Präsidenten Erhard Tränkner und dem Bundesgeschäftsführer Carl Steckeweh werden die sechs neu gegründeten Landesverbände im Osten mit den bestehenden zu einem Gesamtverband zusammengeführt. 13 Jahre später stellt Steckeweh anlässlich des 100jährigen Bestehens des BDA allerdings fest, dass aus seiner Sicht die Ziele des 1. Dessauer Gesprächs von 1990 nicht umgesetzt wurden: „(…) den Dialog und die Kooperation zwischen Ost und West zu pflegen und zu fördern mit dem gemeinsamen Interesse, Gutes zu bewahren und zu entwickeln, Überholtes deutlich zu machen und abzustreifen und Wege zu einer demokratischen Baukultur im vereinten Deutschland aufzuzeigen.“ Er konstatiert ferner, dass der BDA weitere grundlegende Ziele nicht erreicht hat, die in den neunziger Jahren im Zeichen eines Aufbruchs nach der Wende formuliert wurden. Aus seiner Sicht ist der Verlust an Erfahrung und Wissen im Umzug des BDA von Bonn nach Berlin begründet, da die meisten der erfahrenen Mitarbeiter diesen Schritt nicht mitgehen. Darüber hinaus bringt 2002 das finanzielle Scheitern des 21. UIA Weltkongresses in Berlin – trotz 5.500 Teilnehmern – den BDA in eine existenzielle Krise. Obwohl Kaspar Kraemer mit seinem Präsidium in großer Tapferkeit den Fortbestand des BDA sichert, ist der Verband aus diesen Gründen an seinem 100. Geburtstag ein weiteres Mal in seinen Grundfesten erschüttert.

In der Folge markieren eine Satzungsreform, die Wiedereinführung der BDA-Tage, die Erneuerungen der Bundesgeschäftsstelle und des Deutschen Architekturzentrums (DAZ) sowie die erfolgreiche Fortführung der Zeitschrift der architekt die veränderten Rahmenbedingungen für die BDA-Arbeit in den letzten Jahren.

Mit seinem stark inhaltsbezogenen und gesellschaftsorientierten Engagement ist der Bund wieder zu einem Gesamtverband zusammengewachsen, in dem auf Verbandsebene Ost und West keinen Unterschied mehr darstellen – und der sich unverändert seinen grundlegenden Zielen verpflichtet fühlt.

Die wechselvolle Geschichte des BDA, die immer durch das aktuelle Zeitgeschehen und die politischen Rahmenbedingungen bestimmt wurde und wird, zeigt, dass das Ziel, den Lebensraum der Gesellschaft in hoher Qualität mitzugestalten, eine nie endende Herausforderung für die Arbeit unserer Wahlgemeinschaft ist. Der BDA darf dabei nicht zum Forum für persönliche Eitelkeiten und vordergründige Stildiskussionen oder zum Austragungsort für Kollegenschelte werden, die durch Neid und Missgunst veranlasst sind. Das große Potenzial für eine Fortsetzung der über viele Jahrzehnte erfolgreichen Arbeit des Bundes Deutscher Architekten liegt ausschließlich in seinen Mitgliedern, die ihre Glaubwürdigkeit immer wieder aus ihrer Arbeit als Architektinnen und Architekten beziehen.

Rudolf Schwarz, Pfarrkirche St. Michael, Frankfurt 1953 (umgebaut durch Maria Schwarz als Trauer- und Taufkirche)

Der Ort, an dem wir uns heute zusammengefunden haben, – St. Michael, erbaut zwischen 1952 und 1956 – zeigt in seiner herausragenden Architektur viel von der Aufbruchstimmung und der großen Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der noch jungen Demokratie Deutschlands nach Krieg und Zerstörung.

Stadt ist gebaute gesellschaftliche Haltung: sie bildet die Lebens- und Zukunftsvorstellungen ihrer Entstehungszeit ab. Auch unsere Zeit muss die Kraft finden, sich authentisch und wiedererkennbar in Architektur und Stadtgestalt zu zeigen. Der Schulterblick in die Geschichte ist gut, um sich der eigenen Herkunft zu vergewissern, er darf aber nicht dazu führen, sich nicht mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Wir müssen uns klar darüber werden, wie wir heute und zukünftig leben wollen – und welche Häuser und Stadträume wir brauchen. Wie jede Epoche zuvor wird auch unsere Zeit in einigen Jahrzehnten über heute geschaffene architektonische und stadtbauliche Zeugnisse wahrgenommen werden. Der BDA wird auch weiterhin, wie seine lange Geschichte gezeigt hat, ein Forum für kompetente Dialoge bieten und so Einfluss auf Architekten, Stadtplaner und Bauherren nehmen.

Dipl.-Ing. Michael Frielinghaus (*1951), Architekt BDA, studierte in Darmstadt Architektur. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Büros BLFP Frielinghaus Architekten BDA in Friedberg und seit 2007 Präsident des BDA.

 

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