Zum Tode von Frei Otto

Forscher und Formfinder

Der weltweit bedeutende Architekt Frei Otto ist tot. Er starb am Montag im Alter von 89 Jahren in seinem Wohnort Warmbronn. Die Jury des Pritzker-Preises nahm die Nachricht vom Tod Frei Ottos zum Anlass, vorzeitig bekannt zu geben, dass der Architekt in diesem Jahr als zweiter Deutscher überhaupt den Pritzker-Preis verliehen bekommt – posthum. Eine Abordnung der Pritzker-Jury hatte Frei Otto zum Jahresbeginn zuhause besucht und ihm die Nachricht vorab überbracht. Frei Otto, „inzwischen blind aber ansonsten in guter Verfassung” (New York Times), hatte sich geehrt und überrascht gezeigt: „Preise zu gewinnen ist nicht das Ziel meines Lebens”, sagte er darauf.

Frei Otto lieferte mit seinen angewandten Forschungsbauten wie dem Expo-Pavillon in Montreal von 1967 erst den Anstoß für das Team um Günter Behnisch, ein leichtes Flächentragwerk für die Münchener Olympiabauten zu entwerfen, und machte dann die eigentlich unbaubare Zeltlandschaft von München baubar. Otto und die Architekten um Günter Behnisch bekamen dafür vor zwei Jahren die „Klassik-Nike” des BDA. Frei Otto ist außerdem Träger des Großen BDA-Preises, verliehen 1982.

Die Pritzker-Jury vergibt den weltweit bedeutendsten Architekturpreis an Frei Otto „in Anerkennung seiner luftigen zeltartigen Strukturen und andererer meisterhafter Erfindungen der Technik”. Seine Definition des Architekten umfasse „den Forscher, Erfinder, Formfinder, Ingenieur, Baumeister, Lehrer, Mitarbeiter, Umweltschützer, Humanisten und Entwickler von denkwürdigen Gebäuden und Räumen”, so die Pritzker-Jury weiter.

Benedikt Hotze

Fotos: The Hyatt Foundation/Atelier Frei Otto Warmbronn/Till Budde

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