Ausstellung in Hamburg

Jenseits der Monotonie

In Deutschland boomt die Landlust, gleichzeitig zieht es immer mehr Menschen in die großen Städte. Weltweit ist das Phänomen zu beobachten, außerhalb Europas noch deutlich stärker: die Megastädte, die in den letzten Jahrzehnten so entstanden, sind ein Ergebnis dieser Stadtflucht. Doch wie lebt es sich in solch riesigen Stadtgebilden? Seit langem geistern mehr und mehr Bilder gigantischer Wolkenkratzer und anonymer Hochhausblöcke, gerade aus dem südostasiatischen Raum, durch die Medien – halb fasziniert, halb schaudernd nehmen wir sie wahr. Die Anziehungskraft der Großstädte aber ist ungebrochen und die daraus resultierende zunehmende Wohnraumknappheit veranlassen Architekten zu immer neueren Planungen. Architekten wie Bewohner stehen jedoch vor großen Herausforderungen: welche Architektur ist jenseits dieser standardisierten Wohnblöcke denkbar? Welche Perspektiven brauchen Menschen, um sich in ihren Häusern und Quartieren wohlzufühlen?

Die Ausstellung „The Vertical Village“, die vom 1. August bis 29. September im Hamburg Museum gezeigt wird, bietet Alternativen zum monotonen Städtebau – und den Besuchern die Möglichkeit, ihr eigenes vertikales Dorf zu gestalten. Das niederländische Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam präsentiert beispielsweise Architekturvisionen urbaner Verdichtung, die eine radikale Alternative zur bestehenden anonymen, standardisierten Wohnblockarchitektur sind.

„In The Vertical Village’ werden Architekturentwürfe präsentiert, die persönliche Freiheit und Individualität, Flexibilität, nachbarschaftliches Wohnen und erschwinglichen Wohnraum berücksichtigen“, erläutert Museumsdirektorin Lisa Kosok. Man wolle „…eine Vorstellung von den Potenzialen eines `Vertikalen Dorfes` – einer dreidimensionalen Gemeinschaft – (…)“ ermöglichen. „Hierbei geht es um die Frage, ob und wie sich Traditionen des Zusammenlebens, wie zum Beispiel in dörflichen Gemeinschaften, in modernen Baustrukturen fortführen lassen“, so Kosok weiter.

Die Ausstellung, die zuvor in Taipeh gezeigt wurde und im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) in das Hamburg Museum kommt, versammelt begehbare Modelle, Animationen, Filme, interaktive Terminals, Illustrationen und Fotografien. Im überdachten Innenhof findet sich zudem eine zum Mitmachen entworfene „Vertical Village“-Skulptur.

Am Freitag, den 2. August, findet im Rahmen der Schau ein Symposium mit internationalen Experten statt und lädt zur umfassenden Analyse und Diskussion über Architektur, Stadtplanung und die Vision des „Vertical Village“ statt. Mit dabei sind: Winy Maas (MVRDV), Uli Hellweg (IBA Hamburg ), Dieter Läpple (HafenCity Universität), Wang Wei-Zhou (Chairman Committee of International Affairs of Architectural Institute of Taiwan) und Hsiao Yu-Chih (Head of Architecture Department Shih Chien University). Am Vormittag wird außerdem um 11.30 Uhr eine Führung von Jeroen Zuidgeest (MVRDV) durch die Ausstellung angeboten. Das Symposium findet in deutscher Sprache statt und wird chinesisch übersetzt.

Red.

The Vertical Village. Individual, Informal, Intense Taipei
Eröffnung: 1. August um 10.30 Uhr
Ausstellung 2. August
– 29. September
Eintritt: 8,– Euro, ermäßigt 5,– Euro (gilt auch für Gruppenbesucher ab 10 Personen)
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei

Hamburg Museum
Holstenwall 24
20355 Hamburg

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