Neugestaltung des Berliner Kunstgewerbemuseums

Rational minimal

Das Kunstgewerbemuseum am Berliner Kulturforum ist nach drei Jahren Umbauarbeiten wiedereröffnet worden und präsentiert sich mit neuen Räumen für seine permanente Sammlung. Für die Neugestaltung war das Berliner Architekturbüro KUEHN MALVEZZI verantwortlich.

Bereits vor zehn Jahren waren die Architekten mit dem Umbau beauftragt worden. Das von Rolf Gudbrod 1967 für West-Berlin entworfene und 1985 eröffnete Kunstgewerbemuseum hatte sich für eine Ausstellungspräsentation als zu eigenwillig herausgestellt: Die großen Fenster zum Kulturforum, zum Innenhof und zum Tiergarten ließen zu viel Licht einfallen für die empfindlichen Exponate. Auch bot das ungerichtete Hallenbauwerk den Besuchern wenig Orientierung.

KUEHN MALVEZZI können auf vielfältige Erfahrungen auf dem Gebiet der Ausstellungsarchitektur zurückblicken: So zählt die Julia Stoschek Collection in Düsseldorf zu ihren Projekten, ebenso wie die Erweiterung des Museum Berggruen in Berlin und das kürzlich eröffnete MMK 2 in Frankfurt. Ihre Neugestaltung im Inneren des Kunstgewerbemuseums ist eine schlichte, zurückhaltende, von rationaler Ästhetik geprägte. Neu eingerichtet wurden eine umfangreiche Modegalerie sowie die Abteilungen Design und Jugendstil bis Art déco. In der Abteilung Mode bilden aufgesockelte Einbauten mit großzügigen Glasfronten die Schaukästen für die Figurinen, auf denen die Kostüme drapiert sind. Lichtbänder bilden die indirekte Beleuchtung der Vitrinen, wobei die davor verlaufenden Gänge im Dunkeln liegen. Der Besucher flaniert entlang einer eleganten Modenschau der Puppen, inszeniert in lauter minimalistischen White Cubes. Um die Wirkung der fast bodentiefen Fensterfronten des Gudbrod-Bauwerks nicht zu unterbinden, wurden in der Jugendstil bis Art déco-Abteilung Einbauten eingefügt, die als Raum im Raum fungieren. In ihre Wände sind Vitrinen eingelassen, in denen die Exponate nicht in nachgebauten Interieurs präsentiert werden, sondern solo in ihrer Objekthaftigkeit wirken. Außerhalb von ihnen kann man den Blick weiterhin nach nach draußen schweifen lassen. Im Treppenhaus wurden die waagerechten Treppenelemente und Brüstungen weiß ummantelt, was laut Pressetext die Skulpturalität betonen soll. Allerdings verliert der Raum dadurch an Luftigkeit und Durchlässigkeit. Neu ist auch das von Chris Rehberger (Double Standards) entwickelte Leitsystem, das in auffällig roten Großbuchstaben bereits von Außen den Inhalt des Bauwerks ankündigt. Im Inneren verweisen die Schriftzüge im Treppenhaus unübersehbar auf das Thema der jeweiligen Etagen.

Nicht zuletzt der Ankauf der Sammlung des Kostümbildners Martin Kamer und des Kunsthändlers Wolfgang Ruf im Jahr 2009 machte das Kunstgewerbemuseum zum bedeutendsten Modemuseum in Deutschland. Der Welfenschatz und das Lüneburger Ratssilber sind die berühmtesten Glanzlichter des Hauses, hinzu kommen Kunstkammerstücke, Porzellane und Möbel wie der Kabinettschrank von David Roentgen für den Preußenkönig Friedrich Wilhelm II.

Juliane Richter

Kunstgewerbemuseum – Staatliche Museen zu Berlin
Öffnungszeiten: Di – Fr 10.00 – 18.00 Uhr, Sa und So 11.00 – 18.00 Uhr,
Mo geschlossen
Eintritt: 8,- Euro, ermäßigt 4,- Euro

Matthäikirchplatz
10785 Berlin-Tiergarten

Fotos: Ulrich Schwarz

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