Anupama Kundoo-Ausstellung in Berlin

Wissen und Gemeinschaft bauen

„Im Kontext der mit dem städtischen Wachstum verbandelten globalen Krise können alternative Konstruktionsweisen Generatoren einer integralen Entwicklung sein. Der dringende Bedarf an lebensfreundlichen Verhältnissen ermöglicht die Definition eines holistischen Anspruchs an Stadtentwicklung und an eine gleichgestellte Gesellschaft mit wachsendem Wissen und Fähigkeiten, die den Trend der sozialen Segregation, der Verschlechterung unserer Umwelt und unerschwinglicher Wohnbaulösungen umkehrt. Wissen ist Ermächtigung. Gestaltung lenkt den Weg dazu. Architektur ist das Ergebnis von erbautem Wissen, gebauten Prozessen und gebildeter Gesellschaft während des Hausbaus.“

So umschreibt die indischstämmige Architektin Anupama Kundoo ihr Architekturverständnis. Wissen, Befähigung und soziale Prozesse spielen darin eine ebenso große Rolle wie das Bauen selber – ja, sie bilden die Basis für eine gelingende Architektur. Dabei bekommt für sie der Stahlbeton eine entscheidende Aufgabe. Durch die Verwendung innovativer Bewehrungsmaterialien ist es Kundoo gelungen, das Material auf eine tragfähige Dicke von nur 25 Millimetern zu verschlanken. So konnten unter anderem Transport- und Fertigungskosten deutlich verringert werden.

Gemeinsam mit Mike Schlaich und Arndt Goldack leitete die Architektin im letzten Jahr ein Forschungsprojekt an der TU Berlin, bei dem die Studierenden gemeinsam mit indischen Handwerkern eine Reihe von Stahlbeton-Prototypen entwickelten, die unter anderem auf der 15. Architekturbiennale in Venedig präsentiert wurden. In der Architektur Galerie Berlin sind nun zwei dieser Prototypen zu sehen. „Full Fill Home“ ist ein modulares System aus Blöcken, die variabel gefügt werden können, „Easy WC“ ist eine kompakte Sanitäreinheit mit Waschbecken, Dusche und Toilette. Beide Prototypen bestehen dabei aus vorgefertigten Teilen, die von den späteren Nutzern einfach und selber montiert werden können.

Anupama Kundoo gründete ihr Büro 1990 im indischen Auroville. 2008 wurde sie mit einer Arbeit zur Gestaltung und Analyse von Nachhaltigkeit mit dem Titel „Urban Eco-Community“ an der TU Berlin promoviert. Seit 2014 ist Kundoo Professorin am Lehrstuhl „Affordable Habitat“ der UCJC Madrid, wo sie seitdem auch eine Zweigstelle ihres Büros betreibt. Seit der Bürogründung konnte sie durch Projekte wie das Wall House (2000), das Mitra Youth Hostel (2006) – beide in Auroville –, den Gemeindehaus-Komplex ebendort (2006), die Unterkunft für obdachlose Kinder in Pondicherry oder das Kanade House in Pune (2015) einige Aufmerksamkeit für sich verbuchen.

David Kasparek

Anupama Kundoo. Building Knowledge, Building Community
Eröffnung: 7. September, 19 Uhr
Ausstellung: 8. September – 21. Oktober
Dienstag – Freitag 14.00 – 19.00 Uhr, Samstag 12.00 – 18.00 Uhr
Eintritt frei
Galeriegespräch mit Mike Schlaich und Anupama Kundoo: 19. Oktober, 19 Uhr
Architektur
Galerie Berlin
Karl-Marx-Allee 96
10243 Berlin
www.architekturgalerieberlin.de

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