Museum für Architekturzeichnung in Berlin eröffnet

Zeichnung und Architektur

Nulla dies sine linea!“ – „Kein Tag ohne eine Zeichnung!“ Dieser Leitspruch, den der römische Gelehrte Plinius dem Maler Appelles zuschrieb, könnte auch als Devise vieler Architekten gelten. Die Zeichnung ist mehr als lediglich das Sichtbar-Machen einer Vorstellung, ein Mittel zum Zweck. Insbesondere seit der Renaissance wurde sie mit dem Erfinden an sich gleichgesetzt: Die Zeichnung war die Idee selbst. Wenn wir heute die Entwurfsskizzen einer Zaha Hadid oder eines Louis Kahn in Ausstellungen und Büchern vorgeführt bekommen, lebt hier die Vorstellung weiter, dass sich bereits in der ersten Skizze, in der spontan hingeworfenen Linie, der Künstler-Genius zeigt.

Unzählige Zeichnungen gebauter Umwelt aus der Hand von Architekten, Universalgelehrten und bildenden Künstlern sind überliefert – ein Teil davon erhält nun in Berlin eine neue Heimstätte. Am Areal um den Pfefferberg, dem ehemaligen Brauereigelände zwischen Schönhauser Allee und Teutoburger Platz in Prenzlauer Berg und heutigem „Kultur-Campus“, eröffnete kürzlich das Museum für Architekturzeichnung. Es zeigt Werke aus der privaten Sammlung der Tchoban Foundation. Der Sammler und Architekt Sergei Tchoban lieferte den Entwurf zusammen mit Sergei Kuznetsov vom Moskauer Büro SPEECH. Das Haus dient einerseits als Ausstellungsraum, andererseits als Archiv für Architekturzeichnungen.

Der skulpturale Baukörper des Museums setzt sich aus übereinander gestapelten, blassgelben Kuben zusammen, deren Sichtbetonflächen mit ornamentalen Mustern versehen sind. Sie spiegeln das Thema der Sammlung im Inneren wider und sollen auf ein Blatt von Pietro di Gottardo Gonzaga verweisen, die erste Architekturzeichnung, die Tchoban 2001 erwarb. Bekrönt wird das Bauwerk von einem gläsernen, auskragenden Staffelgeschoss und einer Dachterrasse.

Das Museum eröffnet sein Programm mit der Ausstellung „Piranesis Paestum: Neuentdeckung der Meisterzeichungen“ aus der Sammlung des Sir John Soane‘s Museums in London, einem der ältesten Architekturmuseen weltweit. Das Konzept sieht drei jährlich wechselnde Ausstellungen mit Werken aus der hauseigenen Sammlung und von internationalen Kooperationspartnern vor.

Juliane Richter

Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung
Rosenthaler Straße 40/41
10178 Berlin

Öffnungszeiten:
Mo – Fr 14.00 – 19.00 Uhr
Sa 13.00 – 17.00 Uhr
Tickets: 5,– / erm. 3,– Euro

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