Initiative für Detroit

American Stadtentwicklung X

Mitte des 20. Jahrhunderts hatte Detroit rund 1,9 Millionen Einwohner. Die Stadt am Erie-See stand lange Zeit dafür, was die prosperierende Weltmacht ausmachte: legendäre Automobile, die von den großen amerikanischen Herstellern gefertigt wurden und der Stadt den Titel „Motor City“ einbrachten, ebenso die legendäre Musik des Labels Motown (auch der Name eine Reverenz an die Motor City) und dazu mit den Pistons ein erfolgreiches Basketball- und mit den Red Wings ein bedeutendes Eishockey-Team. Abgesehen vom sportlichen Teil ist davon wenig geblieben. Der Automarkt ist eingebrochen, die großen Marken Chrysler und GM standen kurz vor der Pleite, weite Teile der Produktion wurden aus der Stadt ausgelagert; das Plattenlabel von Marvin Gaye und vielen anderen ist heute im Besitz der Universal Music Group mit Sitz in New York.

Im Stadtbereich Detroits leben inzwischen nur noch gut 700.000 Menschen – 82 Prozent der City-Bewohner sind Afro-Amerikaner, während die Vororte mehrheitlich von Weißen bewohnt sind. Hierin spiegelt sich ein weiteres großes Dilemma der Stadt: die einkommensstarken Gruppen leben zum Teil weit draußen in der Suburb, sind also nicht mehr auf dem Stadtgebiet beheimatet – und entsprechend führen sie auch ihre Steuern nicht in Detroit ab. Im März diesen Jahres erreichte die Finanzkrise der Stadt ihren vorläufigen Höhepunkt, als ihr die Finanzkontrolle entzogen wurde. Seither steht Detroit – als erste amerikanische Großstadt überhaupt – unter Zwangsverwaltung des Bundesstaates. Der Gouverneur Michigans, Rick Snyder,  ernannte im März Kevyn Orr, der diese Funktion bereits bei Chrysler ausübte, zum Insolvenzanwalt. Stadtentwicklung wurde so in den letzten Jahren zum Experimentierfeld.

Eine Initiative versucht derzeit, den Fokus wieder auf Detroit zu richten: man will die X Games in die Stadt holen. Die X Games hatten sich ursprünglich als eine Art Underground-Olympia mit Extrem- und Nischensportarten gegründet: verschiedene Disziplinen des Skateboardfahrens und Inline-Skatens messen sich hier. Wie bei Olympia gibt es eine Winter-Variante – statt Skispingen stehen jedoch Freestyle-Ski, Snowboard-Halfpipe-Contests und Schneemobilrennen auf der Agenda. Im Laufe der Zeit hat sich aus der einstigen Off-Veranstaltung eine der größten amerikanischen Sportveranstaltungen entwickelt, deren TV-Einschaltquoten die von Olympia (in den USA) übersteigen, ein großes Network überträgt die Spiele, Sponsoren investieren Millionen in die Werbung. Die Köpfe hinter „Bring the X-Games 2014-2016 to Detroit“, Kevin Krease und Garret Koehler, haben nun mit Hilfe der in der Motor City ansässigen Produktionsfirma Work Inc einen Trailer gedreht, der auf dieses Unterfangen aufmerksam machen will. Auf dem Portal devour.com ist er in HD-Qualität zu finden.
David Kasparek 

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