neu im club

CBAG studio

Christina Beaumont und Achim Gergen, CBAG studio, Architekten BDA, Saarlouis

Es ist der erste schöne Tag nach den Eisheiligen. Die Sonne scheint auf die Hügel des Nordsaarlands. Christina Beaumont und Achim Gergen sitzen im Schatten der Terrasse des von ihnen entworfenen Golfclubs „No10“ in Eisen – rund 40 Kilometer nördlich ihrer Heimatstadt Saarlouis. Ein älterer Herr, das Gesicht dick eingefettet mit Sonnencreme, auf dem Kopf einen leichten Strohhut gegen die nachmittägliche Sonne, kommt auf die beiden zu und berichtet in saarländischem Singsang begeistert vom gestrigen Sonntag, an dem „die Bridda“ – wie er im übrigen auch – sich so sehr über das neue Clubhaus gefreut hätte. Im Laufe des Nachmittags werden noch einige der Clubmitglieder zu den beiden Architekten kommen und sich auf ähnliche Weise äußern: Der Neubau ist ein Erfolg, anders lässt es sich nicht sagen.

Leicht schwebt der Bau einige Zentimeter über dem „Green“, malerisch gelegen am Teich des Golfplatzes inmitten der flachwelligen Hügel. Die organische Form der Terrasse umfließt die rechtwinklig zueinander angeordneten Räume: Shop, Restaurant, Küche, Lager, Toiletten und Umkleiden liegen in einer orthogonalen Ordnung, die von einer Erschließungsstruktur durchlaufen wird. Boden- wie Deckenplatte kragen – mit dem selben Holz wie im Inneren bekleidet – über die innere Fassade aus und bilden, verbunden durch Holzpfosten, einen außen liegenden Innenraum.

CBAG studio, Golfclubhaus No10, Eisen 2013 – 2014, Foto: CBAG

Die beiden Architekten freuen sich über das Lob – empfinden sie es doch als die wohl wichtigste Bestätigung ihrer Arbeit. Bereits seit der gemeinsamen Schulzeit in Saarlouis kennen sich Christina Beaumont und Achim Gergen. Zusammen sind sie anschließend an die TU Kaiserslautern gegangen, um dort Architektur zu studieren. Das Studium haben beide mit ihrer bereits unter dem label CBAG (sprich engl. „C-Bag“) abgelegten Diplomarbeit abgeschlossen, im Rahmen derer sie in einer rund einjährigen Recherche die brasilianische Metropole Saõ Paulo analysierten. Das Ergebnis ist eine bis heute sehenswerte DVD nebst grafischer Aufbereitung der Erkenntnisse vor Ort in Form eines Postkartenschubers.

Die darauffolgende Zeit im Büro von Rem Koolhaas in Rotterdam bezeichnen beide als die lehrreichste und intensivste, aber auch anstrengendste und kräftezehrendste Zeit ihres Arbeitslebens. Nach Arbeitsstationen bei Zaha Hadid in London und einer erneuten – dieses Mal jedoch im Vergleich enttäuschenden – zweiten Station bei OMA, führten private Veränderungen beide zurück in ihre Heimatstadt.

Schon von Rotterdam aus begannen 2006 die Planungen für das erste von mehreren kleineren Projekten am Festspielhaus Baden-Baden. Dort planten Beaumont und Gergen bis heute nach und nach die Garderoben und den BackstageBereich, zwei Bars sowie das Call-Center und einige Möbelstücke. Dabei setzen CBAG auf kräftige Farben, die sich thematisch einzelnen Räumen, Garderoben oder Objekten zuordnen lassen, und auf verfremdete Bilder, die einer ornamentalen Tapete gleich, einen weiteren klaren Wiedererkennungswert der jeweiligen Raumkompartimente bilden. Neben dem bewussten Einsatz von Farbe und Ornament im Entwurf zeigen schon diese Projekte die auch später aufscheinende wohlüberlegte Anwendung unterschiedlicher Materialien. So meint Achim Gergen: „Das Experiment interessiert uns – doch es darf niemals so weit gehen, dass dabei die Qualität für den späteren Nutzer auf der Strecke bleibt.“

Neben dem erst Ende Mai fertig gestellten Golfclub haben CBAG einen weiteren Holzbau realisiert: das „Green House“. Ein Holzbau, dessen äußere vertikale Lattung allseitig komplett schwarz gestrichen ist. Die Hülle steht damit im maximalen Kontrast zu den völlig weißen Wänden und Möbeleinbauten im Inneren. Allein der Boden und die Kunstwerke der Bauherrin – für die das kleine Haus einen angemessenen Hintergrund bildet – bringen Farbe in die Räume. ‚Grün‘ ist das Haus dennoch aufgrund seiner flexiblen Nutzungsmöglichkeiten. Die konsequent aus dem Entwurfspiktogramm in die Realität übertragene Struktur mit zwei Haupt- und angrenzenden Nebenräumen erlaubt nach der derzeitigen Nutzung als Büro auch die Einrichtung eines Ladenlokals oder eines privaten Wohnhauses. „Damit ist das Haus letztlich nachhaltig – um dieses Wort nun doch einmal zu gebrauchen,“ erläutert Achim Gergen.

CBAG studio, Festspielhaus Baden-Baden, 2007 – 2013, Foto: CBAG

Nur einen Steinwurf vom Büro entfernt derzeit ein Hotel mit einer faltbaren Aluminiumfassade nach Plänen von CBAG. „Mit zwei Mitarbeitern sind wir eigentlich zu klein, um ein Projekt von dieser Größenordnung parallel zur Fertigstellung eines Baus wie dem Clubhaus umzusetzen,“ erzählt Christina Beaumont. „Wir vermeiden es jedoch, rein projektbezogen das Büro zu vergrößern, um unseren Mitarbeitern eine Perspektive zu geben. Um dies angemessen tun zu können, geht es im Prinzip nicht anders: da müssen wir selbst eben öfter und länger ran.“ Und so ist auf den Umbau zweier Bestandsbauten aus der Gründerzeit und deren Ergänzung um einen Zimmer- und Veranstaltungstrakt derzeit das Hauptaugenmerk der beiden Architekten gerichtet. Wie der Besuch der Baustelle zeigt, kristallisieren sich an diesem Projekt nahezu alle Probleme, denen Architekten heute begegnen. Von der nur schwer im Vorfeld einzuschätzenden statischen und baulichen Qualität des Alten über die Schwierigkeit des Andockens und Einfügens des Neuen, hin zum nervenzehrenden Umgang mit Projektbeteiligten und deren teils weit von den Vorstellungen der Architekten entfernten Ansichten. Gerade deshalb, so Gergen, sei das Projekt immens lehrreich, aber auch weil es, so sekundiert seine Partnerin lachend, „…mal kein Holzbau“ sei.

CBAG studio, Hotel La Maison, Saarlouis, seit 2012, Foto: CBAG

Darin – und im steten Lob der bisherigen Bauherren und Nutzer – sehen Beaumont und Gergen den wohl größten Vorteil des – in ihren Augen durchaus mit einigen Nachteilen versehenen – Standorts im äußersten Südwesten Deutschlands. Hier ist es ihnen möglich, Bauten vom ersten Strich bis zum letzten inneren Detail nach Fertigstellung des Hauses durch zu deklinieren. In anderen Städten, wie sie es etwa in Rotterdam oder London kennenlernten, wäre dies so ohne weiteres nicht möglich. „Nun“, so Christina Beaumont grinsend in der Abendsonne, mit Blick auf das gepflegte Gras des Golfplatzes, „…müssen wir nur noch lernen, loszulassen: Wir brauchen dringend eine neue Website, würden diese eigentlich gerne selber machen, kommen jedoch zu nichts. Das müssen wir nach außen geben. Anders geht es nicht.“

David Kasparek

www.cbag.tv

neu im club im Glashaus des DAZ
Gespräch mit CBAG: 19. Juni 2014, 19 Uhr
Werkschauprojektion: 20. Juni – 1. August 2014

Deutsches Architektur Zentrum
Köpenicker Straße 48
10179 Berlin

neu im club wird unterstützt von Republic of Fritz Hansen, Epson, den BDA-Partnern und den Unternehmen des DAZ-Freundeskreis.

Fotos: CBAG, David Kasparek

 

 

 

 

 

 

 

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