VON M bauen Kinder- und Familienzentrum in Ludwigsburg

Souveräner Baustein

Das Stuttgarter Architekturbüro VON M (siehe auch: der architekt 5/15, S. 84-87) hat im Ludwigsburger Stadtteil Poppenweiler ein Kinder- und Familienzentrum realisiert. Dafür haben die Architekten einen bestehenden Massivbau um eine Erweiterung aus Holzbau ergänzt. Der Bestand wurde zunächst auf die tragende Bausubstanz zurückgebaut, Anbauten, Erker und Dachüberstände zugunsten einer klaren und eindeutigen Gebäudekubatur entfernt. Die Fensteröffnungen wurden zudem auf ein einheitliches Format gebracht und sind nun bodengleich. Die innere Raumstruktur des Altbaus ist weitestgehend erhalten, ein neues Treppenhaus, das als Verbindungselement zwischen Alt- und Neubau dient, wurde anstelle des alten eingezogen. Auf 1.425 Quadratmetern konnten so Gruppenräume für Kinder bis zu sechs Jahren, Speisesaal und Küche, Verwaltungs- und Nebenräume sowie Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Beratung von Eltern entwickelt werden.

Die Massivität des umgebauten Bestandsbaus wird durch die ergänzende Holzkonstruktion souverän kontrastiert. Die Trauflinie des Altbaus aufnehmend, führen VON M fünf weitere Kubaturen ein, die sich zu einem harmonischen Ganzen addieren. Durch die alternierenden Dächer mit zwei Neigungen entsteht straßenseitig ein homogenes Haus ohne jede Monotonie. Die Fassade wird aus vertikalen Holzlatten gebildet, die im Bereich der großformatigen Fenster einen außenliegenden Sonnenschutz bilden. Auf dieser Seite des Gebäudes befinden sich Erschließungsräume, die Gruppenräume orientieren sich allesamt zur Gartenseite. Hier zeigt sich der Neubau mit den bodengleichen, großen Fenstern sehr offen, in der Grundrissfigur im Vergleich zum Altbau zudem mit einem deutlichen Versatz in Richtung des Gartens.

Die Unterschiedlichkeit der beiden Gebäudeteile setzt sich auch im Inneren fort. Im Neubau wurden sämtliche Oberflächen in hell lasierten Dreischichtplatten aus Fichte ausgeführt. Lichte Räume und klare Strukturen beherrschen das Bild, die unterschiedlichen Dachneigungen und die teilweise Zweigeschossigkeit erzeugen differenzierte Räume, die von den Architekten mit feinem Gespür eingeräumt wurden. Das Büro konnte den Träger der Einrichtung zudem davon überzeugen, nicht auf Möbel aus einem Katalog zurückzugreifen. Stattdessen wurden die Einbaumöbel wie auch Spielhäuser, Tische und Stühle von den Architekten geplant, ohne dabei das für diesen Posten zur Verfügung stehende Budget zu überziehen.

Myriam Kunz, Matthias Siegert und Dennis Mueller ist es gelungen, einen selbstbewussten, wenngleich unaufdringlichen Baustein in das heterogene dörfliche Konglomerat des Ludwigsburger Vororts zu fügen, zum anderen aber eine Folge von Räumen zu schaffen, die sich funktional komplett ihrem Programm widmen, ohne sich diesem ästhetisch oder atmosphärisch beugen zu müssen.

David Kasparek

Fotos: Zooey Braun

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