50 Jahre Architektur, Theorie und Poiesis

Tschö IGmA?

Im sagenumwobenen Jahr 1968 nahm das Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) an der Universität Stuttgart ein Jahr nach seiner Gründung seinen geregelten Betrieb auf. Jürgen Joedicke leitete das Institut bis 1993 und verfocht in all den Jahren die Betrachtung und Interpretation zeitgenössischen Bauens bei gleichzeitiger Analyse der theoretischen Grundlagen von Architektur.

Ihm folgten Werner Durth, der am IGmA seine wichtigen Studien zum Verhältnis von Tradition und Moderne durchführte sowie Wolfgang Schwinge. Im Jahr 2001 schließlich übernahm Gerd de Bruyn, langjähriges Mitglied des wissenschaftlichen Beirats unserer Zeitschrift, die Leitung des Instituts. De Bruyn war dabei stets darauf bedacht, die Sonderrolle des IGmA in der deutschen Hochschullandschaft hervorzuheben und setzte sich mit Mode und den damals aufkommenden Neuen Medien als Phänomene architektonischer Relevanz ebenso auseinander wie mit der Baubotanik – dem Bauen mit lebenden Pflanzen.

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Instituts und der Antrittsvorlesung des neuen Institutsleiters Stephan Trüby feiert das IGmA sich und seine Historie mit einer dreitägigen Konferenz unter dem etwas kryptischen Titel „IGmAde: 50+ Jahre Architektur, Theorie und Poiesis“ sowie einer gleichlautenden Ausstellung im Württembergischen Kunstverein. Was auf den ersten Blick als schwäbischer Abschiedsgruß erscheint (IGmA ade) liest sich bei genauerer Betrachtung aber auch als internationalisierte Feier dessen, was am Institut erschaffen wurde (IGmA made). Vor allem vor dem Hintergrund der Idee der Poiesis, als Handlung, die weiterexistierende Werke – etwa Gebäude oder anderen Artefakte – nach sich zieht. Aristoteles stellt diese Poiesis in der „Nikomachischen Ethik“ der Praxis gegenüber, deren Handlung ihren Zweck in sich selbst trägt und somit eben keine Ergebnisse zeitigt. So bezeichnen die Initiatoren von Konferenz und Ausstellung Bücher, Zeitschriften, Gebäude, Exkursionen, Forschungs- und Reiseberichte als Poiesis und mithin als gemachte (engl. made) Werke oder eben, auf das Institut gemünzt, als „igmade-Artefakte“.

Am heutigen Abend geht es im Tiefenhörsaal 17.01 (K2) der Universität Stuttgart los mit einem Grußwort des Dekans Peter Schürmann und der anschließenden Antrittsvorlesung von Stephan Trüby mit dem Titel „Über Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen heute“. Das vollständige Programm der folgenden zwei Tage und eine Übersicht aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer findet sich auf der Website des Instituts. Im Rahmen der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Arch+ ist zudem ein entsprechendes „Arch+feature“ erschienen, das die Genese des Instituts lesenswert umreißt.

David Kasparek

IGmAde: 50+ Jahre Architektur, Theorie & Poiesis
Internationale Konferenz: 22.-24. November
Universität Stuttgart, K1, 5. Stock, Raum 5.02
Keplerstraße 11
70174 Stuttgart

Eröffnung der Ausstellung im Rahmen der Reihe „Querungen“: 23. November, 19.00 Uhr
Württembergischer Kunstverein
Schlossplatz 2
70173 Stuttgart

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