Ausstellung in der Berlinischen Galerie

Visionen am Rande des Wahnsinns

„Wir sind keine Künstlergruppe. ,Bauen‘ steht über jedem Künstlertum. […] Nur die große Heiterkeit wird siegen. Tanzen und Bauen!“ Mit diesen Worten gründete Bruno Taut im November 1919 einen der berühmtesten Briefzirkel für Architekten und Künstlern des letzten Jahrhunderts: Die Gläserne Kette. Geistig geboren aus der Novemberrevolution 1918, diente sie dem Austausch utopischer Visionen unter anderen zwischen Hermann Finsterlin, Wenzel Hablik, Hans Luckhardt, Wassili Luckhardt, Hans Scharoun, Walter Gropius und Paul Goesch. Die kurze aber intensive Schaffensphase des Letztgenannten steht im Mittelpunkt einer aktuellen Ausstellung der Berlinischen Galerie: Visionäre der Moderne – Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch.

Bereits ab 1921 aufgrund von psychischer Krankheit dauerhaft im Sanatorium hospitalisiert, schuf Paul Goesch zwischen 1919 und 1923 über 80 farbige Gouachen. Diese umfassen Zeichnungen und ornamentale Architekturentwürfe im Stile des Expressionismus. Ausgewählte Arbeiten und Texte von Paul Scheerbart begleiten die Ausstellung. Der Schriftsteller, Dichter und Erfinder konnte bereits um 1914 Bruno Taut dafür begeistern, mit farbigem Glas zu bauen: „Das Licht will durch das ganze All und ist lebendig im Kristall“, reimte Scheerbart 1914 für Tauts Glaspavillon auf der Werkbund-Ausstellung in Köln. Durch die Unterstützung der Akademie der Künste Berlin wurde die Ausstellung noch um Werke Bruno Tauts und anderer Mitglieder der Gläsernen Kette erweitert.

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Visionäre der Moderne – Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch
bis 31.10.2016
Ort: Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, 10969 Berlin
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 10.00 – 18.00 Uhr

Abbildungen:
Paul Goesch, Selbstportrait, undatiert, Berlinische Galerie, Repro: Kai-Annett Becker

Paul Goesch, Festsaal, 1921, Berlinische Galerie, Schenkung der Erbengemeinschaft aus dem Nachlass des Künstlers, Repro: Kai-Annett Becker

Bruno Taut, Glashaus auf der Werkbundausstellung auf Köln 1914, Ansicht von außen, Akademie der Künste, Berlin, Bruno-Taut-Sammlung, Fotograf unbekannt

Paul Goesch, Ohne Titel (Bajadere mit rosa Rock), um 1920, Berlinische Galerie, Repro: Kai-Annett Becker

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