Für eine neue Generation von Kulturlandschaften und Naturräumen

Zwischen Stadt und Land

Von Annette Rudolph-Cleff & Julia Kemkemer-Böhmer

Zwischen Stadt und Land werden nicht nur Abhängigkeiten, Verdrängungsprozesse und tiefe Einschnitte sichtbar, sondern auch Chancen, um auf die Herausforderungen des Klimawandels und der Urbanisierung zu antworten. Am Ende des Fortschrittsmythos ist es vielleicht möglich, über kulturelle Identitäten zwischen Stadt und Land nachzudenken, die nicht nur auf lokaler Tradition und individueller Erfahrung beruhen, sondern als zukunftsfähige Entwicklung im regionalen Wirtschaften und in kollektiver Verantwortung für den Natur- und Landschaftsraum gegründet sind. Welche Bilder haben wir für unseren Stadt- und Landschaftsraum?

Mitten im sogenannten Zeitalter der Städte wächst das Bewusstsein dafür, dass sich auch mit Blick auf den ländlichen Raum wichtige Fragen einer nachhaltigen Entwicklung stellen. Die Ausbeutung von Boden- und Naturschätzen, der Beitrag zum Klimaschutz und die Ernährungskrise zeigen nachdrücklich die Bedeutung des Landschaftsraums und zugleich die Fehlentwicklungen vergangener Jahrzehnte. Konkurrierende Interessen um Ressourcen und wachsende Ungleichheiten der Lebensverhältnisse zwischen Stadt, Umland und ländlichem Raum schreiben diese Entwicklung fort und belegen die Vulnerabilität unserer Lebenswelten.

Im Jahr 1997 prägte Thomas Sieverts in seinem Buch „Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land“(1) den Begriff „Zwischenstadt“, der aus der Raumplanung längst nicht mehr wegzudenken ist. Die Zwischenstadt beschreibt das Ausgreifen der Städte in ihr Umland durch die andauernde Sub- / Urbanisierung und ihre Transformation in verstädterte Landschaften: „Auf der einen Seite beobachten wir den Bedeutungsverlust der alten Zentren, auf der anderen Seite reichert sich die Peripherie mit Zentren der verschiedensten Art an“ (Sieverts 1997: 39). So entsteht ein „globalisiertes Umland“ als wichtiger Akteur innerhalb eines Netzes nationaler und globaler Ströme von Logistik und Rohstoffen.

„… soll ein Experimentierfeld ermöglicht werden, das ökologische und soziale Wohnformen fördert und in seiner Vielfalt für die Vision einer ,Übergangsgesellschaft’ steht.“, Abb.: KOPPERROTH / SMAQ / Alex Wall / Office MMK / Stefan Tischer Landschaftsarchitektur:
„Stadtlandschaft Berlin-Brandenburg 2070. Kontur einer Übergangsgesellschaft“, Beitrag zum Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerb (2. Preis), 2020

25 Jahre nach der Zwischenstadt versuchen wir noch immer, die fortschreitende Entwicklung der polyzentrischen Stadtregionen zu fassen. Die Transformation unserer Landschaften spiegelt die räumliche Dimension einer mobilen und globalisierten Gesellschaft wider. Liefer- und Handelsketten erfahren ihre eigene Adressbildung an den Knotenpunkten der Verkehrserschließung. Die Globalisierung und die Digitalisierung haben längst ihre eigenen Netze in die zusammenhängende Siedlungs-, Infrastruktur- und Energielandschaften eingeschrieben. Die Verschränkung von Siedlungsraum und Landschaft hat neue Dimensionen erreicht, die Fragen nach einer nachhaltigen Entwicklung des Landschaftsraums aufwerfen. Die räumlichen Fragmente unserer entgrenzten Städte beschreibt heute Boris Sieverts mit dem Begriff der „Mosaikstadt“ (siehe S. 54 – 58).(2) Das Nebeneinander einzelner Funktionen bestimmt das Raumbild. Die Ausdifferenzierung in kleinteilige Strukturen und Nutzungen schreibt neue Muster desselben Bedarfszusammenhangs in den Raum ein, die Siedlungsraum und Landschaftsraum längst gleichermaßen überlagern.

Stadt und Land sind aufeinander angewiesen. Ansätze zur Entwicklung innovativer Lösungen für den Interessenausgleich zwischen Stadt und Land sind ebenso wie regionale Kreislaufwirtschaft und Wertschöpfung aktuelle Themen. Doch es bleibt unsere Unsicherheit, wie wir die verstädterten Landschaften und ihre fortschreitende Transformation verstehen und welche Lösungen in dem komplexen Spannungsfeld zwischen Stadt und Land zu finden sind. Inwieweit können die verstädterten Landschaften einen Fundus an Möglichkeitsräumen im Kontext aktueller Herausforderungen offerieren?

Bilder der Zwischenstadt

Die feinsinnigen Zeichnungen zu Siedlungsentwicklung und Landschaftsraum in der Rhein-Main-Region, die das Buch „Zwischenstadt“ illustrieren, erinnern noch entfernt an die verschränkten Hände von Frank Lloyd Wright. Dessen Wunsch, zwischen Stadt und Landschaft zu vermitteln und die Grenzen zugunsten einer grünen Stadtlandschaft aufzuheben, ist in ernüchternder Weise zur Realität geworden. Das Bild von Stadt und Landschaft, die ineinandergreifen, trifft zwar immer noch unsere Sehnsucht, aber längst nicht mehr unsere Realität. Natur- und Landschaftsräume sind nicht gleichberechtigt zum Stadtraum und Siedlungskontext. Vielfach durch menschliche Hand überformt, wie Tom Sieverts schon vor 25 Jahren betonte, ist der Landschaftsraum sichtbar überlastet und überfordert durch unsere Nutzungsansprüche und Freizeitaktivitäten.

Wenn man das Bild der Zwischenstadt fortschreibt, wie Lars Bölling es am Beispiel der Metropolregion Frankfurt getan hat(3), wird deutlich, dass die Entwicklungen entlang der Straßen- und Infrastrukturnetze ihre eigene Sprache über die Veränderungen des ökonomischen Raums sprechen. Es ist ein Parallelnetz ortsunabhängiger, globalisierter Nomaden entstanden, die sich im Zeitalter von Logistik und weltweiter Mobilität als räumliche Fragmente im Raumbild widerspiegeln und als Zäsuren erkennbar sind. Infrastrukturknoten, großmaßstäbliche Außenentwicklungen und scheinbar willkürliche Einschnitte kennzeichnen heute das Bild der Stadtregion. Zudem wurde das zentrale Energienetz in den letzten Jahren um dezentrale Energielandschaften erweitert, die zunehmend das Landschaftsbild prägen. Das trifft auch auf die fortschreitende Digitalisierung und das Netz digitaler Daten zu, deren physische Fragmente in Form von Datenspeichern und Rechenzentren zu finden sind (siehe Beitrag von Katharina Neubauer, S. 48 – 53). Diese neuen Typologien prägen als anonyme, präsenzlose Bausteine zunehmend die Zwischenstadt.

Die Ausdifferenzierung der europäischen Metropolregionen in ein vielfältig verflochtenes, polyzentrisches Gefüge zwischen Stadt und Land schreitet dabei kontinuierlich voran. Als Einheit sind die Raumzusammenhänge mehr über Erreichbarkeiten und Wirtschaftsbeziehungen definiert als über ihre kulturellen und naturräumlichen Grenzen oder ihre politisch-administrative Zugehörigkeit. Die Gegensätze werden zugleich immer größer und belegen die ökonomische Praxis unserer Rivalitätsgesellschaft. Mit unbeirrtem Fortschrittsglauben transformieren sich unsere Städte und Infrastrukturen immer weiter. Die Entwicklung schreibt sich fort in der Zwischenstadt, die noch immer weitgehend unentdecktes Land ist.

Bild und Selbstbild

Auch wenn wir in den Luftbildern der USA das übergreifende Netz des Grids und die Kultivierung der Wildnis mit Erstaunen als Teil der amerikanischen Identität betrachten, ist unser Verständnis von kultivierten Landschaften nicht weit entfernt.(4) Unsere Landnahme erhebt den gleichen Anspruch, wenn auch unsere Siedlungsmuster und Infrastrukturen zwar nicht im gleichen Maßstab, aber in gleichem Maß die Landschaft eingrenzen. Unser Verständnis von Naturraum und Landschaftsraum ist immer noch von Bildern geprägt, die den Menschen und seine Ansprüche in den Vordergrund setzen. Was bleibt, ist ein Kulturraum, ein kultivierter Landschaftsraum, der der Natur in keiner Weise gerecht wird. Romantische Verklärung und naive Unkenntnis, ökologische Missverständnisse und pure Hilflosigkeit treffen auf blankes Erschrecken vor Naturkatastrophen, Umweltschäden und Artensterben. Klimaschutz und Klimaanpassung sind gefragt, aber das reicht noch lange nicht. Wir müssen die Natur ernst nehmen und unseren Raumanspruch grundlegend verändern.

„Gemeinschaftswohnen und Permakultur“, Abb.: KOPPERROTH / SMAQ / Alex Wall / Office MMK / Stefan Tischer Landschaftsarchitektur: „Stadtlandschaft Berlin-Brandenburg 2070“

Der Umweltschutz hinkt weit hinter der Umweltzerstörung her. Der Klimawandel und die Naturkatastrophen, anhaltende Dürre und Hochwasserereignisse – wie im Ahrtal – machen deutlich, dass sich hinter der falschen Selbstsicherheit unsere Zerbrechlichkeit offenbart. Wir werden uns den Naturgewalten beugen müssen. „Water always wins“, betitelt Erica Gies5 ihren Aufruf zum Slow Water Movement, „Nature strikes back”, resümiert Flemming Rafn Thomsen(6) von Third Nature. Wir sind keine abgehobenen Einzelwesen, sondern als Teil der Natur und des Ökosystems eingebettet in Bindungen und Beziehungen, abhängig von Umweltbedingungen, systemischen Kreisläufen, Energiebalance und Sozialverhalten. Die Abhängigkeiten mögen zu komplex sein für unsere Planungen, umso wichtiger sind ein Verständnis des Natur- und Landschaftsraums und der Respekt vor naiven Trennlinien zwischen kontrolliertem und nicht kontrolliertem Raum.

Die Stadt aus Perspektive der Landschaft entwickeln

Wie steht es aber um eine neue Interpretation unserer Stadt aus der Perspektive der Landschaft? Andreas Nütten schlägt die „Landschaftsmetropole“ als eine neue Lesart unserer Stadtregionen vor und entwickelt ein konzeptionelles Modell für ein landschaftsbasiertes Raumverständnis.(7) Er zeigt auf, dass die Landschaft mit ihren unterschiedlichen Bedeutungsebenen nicht nur auf blau-grüne Infrastrukturen reduziert werden kann, sondern mit ihren materiellen und immateriellen Kapazitäten eigene raumästhetische Qualitäten und eine eigene (evolutionäre) Entwicklungslogik beinhaltet, die als Grundlage für eine nachhaltige und resiliente Raumentwicklung verstanden werden können. Die Potenziale des Landschaftsraums sind Ausgangspunkt, um den Herausforderungen im Zusammenhang mit Klimaanpassung, Grundversorgung und Vernetzungserfordernissen begegnen zu können und das patchworkartige Gefüge aus Siedlungsstrukturen und Freiräumen zu qualifizieren. Charakterisiert durch ihre Landschaftsräume, gewinnt die Landschaftsmetropole aus dem Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Natur-, Landschafts-, und Freiraumqualitäten ihre eigene unverwechselbare Identität. „Ganz im Sinne einer Renaissance von Walter Rossows alter Forderung: ‚Die Landschaft muss das Gesetz werden‘(8), geht es mittlerweile längst nicht mehr ‚nur‘ um ein Mehr an Lebensqualität, es geht vielmehr um eine zukunftsorientierte nachhaltige Raumentwicklung, die mit Blick auf erwartbare fundamentale Versorgungs- und Klimakrisen die schiere Existenzsicherung in den Fokus rückt, also um Zukunftsvorsorge für weitere Generationen (von Mensch und Tier), ökologische Vorsorge gepaart mit der Organisation regionaler Selbstversorgungspotenziale als Rückfallebene.“ (Nütten 2022: 308)

Die Zwischenstadt als Synergielandschaft

Aus dieser Perspektive bietet die Zwischenstadt einen großen Fundus an Möglichkeitsräumen und Chancen für Antworten auf die aktuellen Herausforderungen, denn sie kann als Vermittler zwischen Stadt und Land beide Raumbilder und eine Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren bedienen. Durch die Einbettung in ein vielschichtiges Infrastrukturnetz mit einer hohen Dichte an Knotenpunkten können diese gut erschlossenen Gebiete durch gezielte Schnittmengen Synergien für angrenzende Städte und umliegende Landschaften nutzen und unterschiedlichste Interessen einbeziehen.

„Der Hügel entsteht sukzessive, indem Abrissmaterial der Flächenentsiegelung aus dem transformierten Berlin aufgeschichtet wird.“, Abb.: KOPPERROTH / SMAQ / Alex Wall / Office MMK / Stefan Tischer Landschaftsarchitektur: „Stadtlandschaft Berlin-Brandenburg 2070“

Die Physiognomie der Zwischenstadt – geprägt durch eine stärkere Streuung der baulichen Körnung und eine geringere Dichte im Vergleich zu innerstädtischen Räumen – eröffnet die Chance, den (informellen) Zwischenräumen und dem Freiraum räumlich, funktional und sozial künftig eine andere Bedeutung zuzuschreiben: als Raum für multicodierte Flächen und neue bauliche Lösungen, als Raum für programmatische Nutzungen und vor allem als Raum für Kooperationen. In der Anwendung von Flächen- und Maßnahmenpools können beispielsweise Landschaftsplanung, Biotopsystemplanung, aber auch Gewerbeflächen eine nachhaltige Entwicklung und regionale Kooperationsansätze verstärken.(9) So kann auch das vorhandene Infrastrukturnetz zu einem vielschichtigen Grid weiterentwickelt werden, das sich stärker mit der Landschaft verzahnt. Ein Modellvorhaben rund um die wachsende Stadtregion Köln zeigt exemplarisch eine gezielte Verschränkung der wachsenden Siedlungen mit der umliegenden Agrarlandschaft auf.(10)

Weil wir es uns nicht mehr leisten können, neue Räume und neue Ressourcen zu erschließen, müssen wir uns künftig vor allem mit der Transformation bestehender Strukturen beschäftigen. Die Zwischenstadt könnte eine Synergielandschaft mit weitreichenden Dimensionen werden, denn hier finden sich alle Möglichkeiten für eine nachhaltige Transformation: Lokale Wertschöpfung und die regionale Kreislaufwirtschaft, Urban Mining und die Stadt als Ressource sind Bausteine und gute Beispiele für „Das Haus der Erde“(11), die auf einem veränderten Bewusstsein und neuen Kooperationsmodellen beruhen.

Die Natur und den Landschaftsraum nicht mehr als Objekt in unserer Planung zu sehen, sondern als Subjekt anzuerkennen, hat Tom Sieverts schon 2001 im Rheinkolleg gefordert. An der Stelle, an der unser Lebensraum beginnt, darf der Lebensraum für die Natur, Flora und Fauna nicht enden. Wir müssen den Landschafts- und Naturraum als Chance verstehen und wahrnehmen, denn nur dann können resiliente Strukturen, lokale Identitäten und ein schonender Umgang mit der endlichen Ressource Boden entstehen. Im Vordergrund steht dabei nicht die Frage, wie wir Stadt lesen, sondern wie wir Landschaft verstehen.

Die Zwischenstadt als Ressource

Stadt, Land und Umland sind keine randscharfen Begriffe. Maßstab in der Entwicklung ist heute die Erreichbarkeit. Damit steht die Frage im Vordergrund, wie die heute prägenden Logistiksysteme und Mobilitätssysteme zukunftsfähig weiterentwickelt werden. Einen nachhaltigen Beitrag zur Transformation von Stadtlandschaften werden wir nur mit nachhaltigen Produktions- und Konsummustern erreichen können, die entkoppelt vom Verbrauch nicht erneuerbarer Rohstoffe sind und die technischen und natürlichen Kreisläufe als gleichwertig verstehen.

Alle raumstrukturellen Überlegungen mögen dazu beitragen, die gegenwärtigen Entwicklungen zu erkennen, sie entlasten aber nicht von der Verantwortung, Programm und kulturelle Identität für unsere Stadtregionen nachhaltig fortzuschreiben. In den ersten Ansätzen zeigt sich in der BMBF-Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“(12) – in der Entwicklung von lokalen Kreislaufsystemen, von Pooling-Ansätzen und kooperativen Projekten –, welche Potenziale für regionale Netzwerke und kooperative Projekte zu gewinnen sind und welcher Mehrwert durch Engagement und Teilhabe. Der Umbau der Landwirtschaft von der großflächigen industrialisierten Landwirtschaft in eine andere Produktpalette und andere Produktionsbedingungen ist dabei nur ein Beispiel, das ahnen lässt, welche regionalen und lokalen Bezugsgrößen im zirkulären Wirtschaften und in kooperativen Projekten von Bedeutung sind.

„Die Urbane Fabrik ist eine mit Laufkatzen und Hebekränen ausgestattete Produktionsinfrastruktur, die die auf Schienen gelieferte, auch autonom fahrende Containerfracht auf mehrere Geschosse verteilt.“, Abb.: KOPPERROTH / SMAQ / Alex Wall / Office MMK / Stefan Tischer Landschaftsarchitektur: „Stadtlandschaft Berlin-Brandenburg 2070“

Die Lokalität, die schon Tom Sieverts im Sinne von Alain Touraine(13) als eine Möglichkeit zitiert hat, um Identität zu geben, erhält eine neue Dimension. Nicht als Gegenpol zur Globalisierung, die längst tief in unserem Selbstverständnis verankert ist(14), sondern als neuer Maßstab für nachhaltige Organisations- und Produktionsbedingungen, die auch das Thema der Erreichbarkeit neu definieren können. Nicht eine romantische Verklärung von Landschaftsbildern und Stadtsehnsüchten, sondern eine neue Generation von Kulturlandschaften und Naturräumen sind angesichts des Klimawandels und der Ressourcenknappheit gefragt. Die Zwischenstadt als Ressource zu verstehen und die kulturelle Vielfalt im Mosaik zwischen Stadt und Landschaft zu entdecken und zu nutzen, ist noch immer eine aktuelle und dringliche Aufgabe.

Julia Kemkemer-Böhmer ist gerade auf das Land in den bayerischen Odenwald zurückgekehrt. Dort ist sie sowohl freiberuflich als auch für Studio Göhringer (Heidelberg) tätig. Von 2016 bis 2022 studierte sie Architektur an der Technischen Universität Darmstadt. Für ihre Masterthesis „Zwischen-Raum-Nutzen: Möglichkeitsräume für das (Um)Land“ erhielt sie den Fachbereichspreis der TU Darmstadt und den Award der Professor Albert Speer-Stiftung. Mit der Motivation, dass „ihre Heimat ein Dorf ist“ beschäftigte sie sich zunehmend mit Fragen an Stadt, Land und Landschaft, sowie mit der Vernetzung dieser Raumbilder und neuen Strategien angesichts aktueller Herausforderungen.

Prof. Dr.-Ing. Annette Rudolph-Cleff studierte Architektur an der TH Karlsruhe und an der École d´Architecture Paris-Belleville. Sie arbeitete nach dem Diplom (1991) bei Jean Nouvel in Paris und ab 1994 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Karlsruhe, an der sie 1995 mit Auszeichnung ihre Promotion ablegte. Seit 1994 ist sie freiberuflich tätig. Nach einer Vertretungsprofessur an der Bergischen Universität Wuppertal wurde sie 2006 an das Fachgebiet Entwerfen und Stadtentwicklung der Technischen Universität Darmstadt berufen. Sie leitet den internationalen Master-Studiengang „International Cooperation in Urban Development – Mundus Urbano“ sowie seit 2013 das europäische Team des Wettbewerbs „Designing Resilience in Asia“. Sie ist Mitglied im Redaktionsbeirat dieser Zeitschrift.

Fußnoten

1 Thomas Sieverts: Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. Bauwelt Fundamente, Bd. 118, Braunschweig 1997.

2 Vgl. Edward Soja: Los Angeles, eine nach außen gekehrte Stadt. Die Entwicklung der postmodernen Metropole in den USA, in: Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Dortmund 1993, S. 213 – 238, hier S. 218: „(…) als komplexes Mosaik, wenn nicht gar Kaleidoskop, mit sich schnell verändernden Mustern von ungleicher Wertigkeit“.

3 Lars Bölling: Das Bild der Zwischenstadt. Dekodierung und Inszenierung „Räumlicher Identität“ als Potenzial zur Qualifizierung der verstädterten Landschaft, Dissertation, Weimar 2007.

4 Olaf Kühne: Stadt – Land – Hybridität. Wiesbaden 2012, S. 181 ff.

5 Erika Gies: Water Always Wins. Thriving in an Age of Drought and Deluge, Chicago 2022.

6 Flemming Rafn Thomsen: Nature strikes back. Vortrag TU Darmstadt, 23.06.22, www.tredjenatur.dk/en/profile/, Seitenaufruf: 22.08.2022.

7 Andreas Nütten: Landschaftsmetropole. Entwurf eines landschaftsbasierten polyzentrischen Stadtmodells, aufgezeigt am Beispiel der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg, Dissertation, München 2022, S. 308.

8 Vgl. Walter Rossow: Die Landschaft muss das Gesetz werden, hrsgg. v. Monika Daldrop-Weidmann, Stuttgart 1991.

9 Vgl. BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung: Regionale Landschaftsgestaltung. Eine Aufgabe der Raumplanung, 2021, S. 86 ff.

10 Vgl. „Projekt Nachwuchs“ der Universität Bonn, Institut für Geodäsie und Geoinformation, www.nachwuchs-projekt.de, Seitenaufruf: 22.08.2022.

11 Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA: Das Haus der Erde. Positionen für eine klimagerechte Architektur in Stadt und Land, 2019.

12 Vgl. BMBF-Fördermaßnahme „Stadt-Land Plus“, www.zukunftsstadt-stadtlandplus.de, Seitenaufruf: 22.08.2022.

13 Alain Touraine: Die postindustrielle Gesellschaft, Frankfurt am Main 1972.

14 Michael Hardt / Antonio Negri: Empire, Cambridge, MA 2000.

Artikel teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert