Oswald Mathias Ungers' Idee der Stadt

AA in UAA

Vom 12. bis 21. August fand in Köln die AA Sommerschool im Ungers Archiv für Architekturwissenschaft statt. Der Fokus lag auf „ Learning from…“ und ging der Frage nach, ob Archivrecherche heutzutage für Architekturstudenten überhaupt noch relevant ist. Die Londonder AA hat sich dieses Jahr einen der bekannten deutschen Architekten der Nachkriegszeit, Oswald Mathias Ungers, ausgesucht, um seine Gedanken und Projekte zu verfolgen und in den Ungerschen „Kosmos der Architektur” einzutauchen. In einem intensiven zehntägigen Workshop im Ungers Archiv für Architekturwissenschaft in Köln sind die Projekte und Gedanken von OMU buchstäblich abgestaubt und erneut interpretiert worden.

Der Workshop hat eine Gruppe von interessierten internationalen Studenten im Ungers-Haus in der Belvederestrasse  versammelt, viele davon kamen aus der Klasse von Sam Jacoby aus der AA London. Die Recherche der Projekte kam einer präzisen Detektivarbeit gleich – die Pläne der spannendsten Ungers-Projekte wie Köln Neue Stadt (1961 – 1964), Lichterfelde 4. Ring (1974) oder Berliner Museen (1966) wurden aus dem Archiv geholt und Details und Ablauf des Entwurfsprozesses untersucht: Beispielsweise wurden in den Plänen die Notizen von Rem Koolhaas, der mit Ungers in Ithaca/NY zusammenarbeitete, entdeckt, oder der Entwurf von Berliner Museen wurde als einzigartiges Konzept eines Drive-in-Museums entschlüsselt und die Projekte im Kontext von Ungers‘ Werk und Schriften interpretiert. Die Recherche der Studenten wurde professionell von Sam Jacoby (AA London) und Jasper Cepl (Bauhaus Universität Weimar) begleitet.

Das Ungers Archiv für Architekturwissenschaft (UAA) ist eine privateStiftung. Der Fundus des Archivs besteht aus dem Nachlass von Oswald Mathias Ungers, mit zahlreichen Skizzen, Plänen und Dokumentationen des vielfältigen und breit ausgerichteten Werks des Architekten. Das zweite Standbein des Archivs bildet die Buchsammlung von Oswald und Liselotte Ungers. Das Ehepaar, beide leidenschaftliche Buchsammler, hat seit den 1950er Jahren über 12.000 Bücher zusammengetragen – zum Teil äußerst wertvolle Schätze, inklusive der Erstausgabe von Vitruvs „De architectura libri decem” von 1945 (siehe der architekt 6/12). Die Stiftung tritt auch aktiv in der Öffentlichkeit auf: mit der Reihe „Ex Libris” werden die Bücher aus den Regalen geholt und von namhaften Architekten und Architekturhistorikern wie u.a. Rem Koolhaas, Louisa Hutton oder Hans Kollhoff  vorgestellt. Die private Stiftung wird von einem Freundeskreis des UAA unterstützt und wirbt um eine offizielle Anerkennung und Trägerschaft der Stadt Köln und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Helena Doudova

Fotos: Sam Jacoby / Eva Sollgruber

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