Ausstellung im DAM

Frau Architekt

53 Prozent der Architekturstudierenden in Deutschland sind Frauen. Unter den Absolventen, die dann auch als Architekten arbeiten, finden sich nur noch 30,9 Prozent Frauen. Und die Anzahl der Frauen, die ein Büro leiten, ist noch einmal deutlich geringer. Obschon inzwischen viele renommierte Architekturlehrstühle an deutschen Hochschulen in Frauenhand sind, die Bundesarchitektenkammern und die Landeskammern in Berlin, Hamburg und Hessen Frauen an ihre Spitze gewählt haben und mehr Büros von Chefinnen und Partnerinnen geführt werden, ist die Architektur nach wie vor eine Männerdomäne.

Da an den deutschen Hochschulen anno 2017 Frauen seit nunmehr 100 Jahren zu diplomierten Architektinnen ausgebildet werden, nimmt sich das Deutsche Architekturmuseum diesem Themenkomplex mit einer Ausstellung an. Die Schau „Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf“, die am Freitagabend am Frankfurter Schaumainkai eröffnet wird, geht nicht nur dem eingangs geschilderten Phänomen der Schieflage zwischen ausgebildeten und leitend tätigen Architektinnen nach, sondern zeigt auch historische Entwicklungen und gegenwärtige Beispiele auf:  Exemplarisch werden 22 Porträts, Werkbeispiele und persönliche Geschichten von Frauen in Deutschland gezeigt, die die Architektur maßgeblich beeinflusst haben und bis in die heutige Zeit prägen. „Frau Architekt“ beginnt bei Emilie Winkelmann, die 1907 das erste Architekturbüro in Deutschland gründete, und spannt den Bogen bis zur Wiedervereinigung. Dabei steht das Bauen der Nachwendezeit in Berlin und den östlichen Bundesländern im Mittelpunkt. Erstaunlich dabei ist, dass einige der porträtierten Architektinnen selbst in der Fachwelt kaum bekannt sind.

Neben den klassischen Medien einer Architekturausstellung – Plan, Modell, Zecihnung – wird im „Haus im Haus“ des von Oswald Mathias Ungers umgebauten Ausstellungshauses ein programmatisches „Frauenzimmer“ eingerichtet, in dem acht filmische Kurzporträts gezeigt werden, die Architektinnen selbst zu Wort kommen lassen. Geboren zwischen 1930 und 1995 berichten sie über ihre Erfahrungen in der Nachkriegszeit, der DDR, der BRD, nach der Wiedervereinigung und in der Gegenwart und fächern ein breites Spektrum unterschiedlicher beruflicher Schwerpunkte und Jahrzehnte geballter Berufs- und Lebenserfahrung im männerdominierten Architekturberuf auf.

Parallel zur Ausstellung „Frau Architekt“ zeigt das DAM in seiner Reihe „Schätze aus dem Archiv“ eine kleine Auswahl der Pläne und Zeichnungen zu einem nicht realisierten Entwurf für ein Berliner Bürohaus von Zaha Hadid (1950–2016).

David Kasparek

Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf
Eröffnung: Fr, 29. September, 19.00 Uhr
Ausstellung: 30. September 2017 – 8. März 2018
Di, Do bis So 11.00–18.00 Uhr
Mi 11.00–20.00 Uhr
Mo geschlossen
Deutsches Architekturmuseum (DAM)
Schaumainkai 43
60596 Frankfurt am Main

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