Ausstellung über Architekturfotografie in München

Kritisches Medium

Unsere Zeit und ihre gesellschaftlichen, sozialen, politischen und ökologischen Phänomene stellten die Architektur vor radikale Herausforderungen. Mit Blick auf die globale Urbanisierung, die ungelösten Fragen um Migrationsproblematiken, soziale Ungleichheit, auf schrumpfende Städte einerseits wie unaufhaltsame Slumbildung anderenorts muss Architektur ihre gesellschaftliche Relevanz – heute wie für die Zukunft – unter Beweis stellen. Architekturfotografie spielt dabei als Medium der Kommunikation zwischen  Architekten und Auftraggebern und bei der Vermittlung an die Öffentlichkeit eine zentrale Rolle. Bislang, so die Ausgangsthese einer am 1. April im Architekturmuseum der TU München beginnenden Ausstellung, produzierte sie meist Bilder, „…die Architektur nur als gestaltete Objekte ohne Bezug zu ihren Nutzern zeigte“. Immer mehr Fotografen wenden sich derzeit aber jenen gebauten Lebens -, Wohn- und Arbeitswelten zu, die nicht von Architekten geplant sind.

Die Ausstellung „Zoom! Architektur und Stadt im Bild“ stellt Fotografien und Videoarbeiten von 18 internationalen Fotografen der Gegenwart vor, die sich auf die komplexen Wechselbeziehungen von Gesellschaft, Architektur und Stadt konzentrieren. Die Bilder liefern Informationen darüber, wie Bauten funktionieren, wenn die Baufirmen das Gelände verlassen haben, oder wie sich Stadt- und Dorfstrukturen durch die Bewohner und deren soziale und kulturelle Prägung, oder aber durch wirtschaftliche Faktoren verändern.

Im Nebeneinander der Aufnahmen aus verschiedenen Ländern und Kontinenten – von der Oberpfalz über Italien bis Nigeria und China – werden Brüche und Gemeinsamkeiten sichtbar. Fotografie kann Prozesse und Strömungen festhalten, so die Macher der Münchner Schau, sie dokumentieren und kommentieren und sie gewinnt dadurch eine aktive Rolle in der Rezeption von Architektur – und damit auch Einfluss auf das Selbstverständnis der Disziplin. Die Ausstellung will zeigen, dass die zeitgenössische Architekturfotografie ihre besondere Aufgabe als kritisches Medium angesichts der sich extrem wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen aktiv wahrnimmt.

Die von Hide Strobl kuratierte Schau zeigt Fotografien und Videoarbeiten von Iwan Baan, Roman Bezjak, Peter Bialobrzeski, Lard Buurman, Stefan Canham und Rufina Wu,  Nuno Cera, Livia Corona, Nicoló Degiorgos, Jörg Koopmann, Eva Leitolf, Myrzik und Jarisch, Stefan Olàh, Julian Röder, Simona Rota, Andreas Seibert, Wolfgang Tillmans, Fabian Vogl und Tobias Zielony.

Red.

Zoom! Architektur und Stadt im Bild
Eröffnung: 1. April, 19:00 Uhr
Ausstellung: 2. April – 21. Juni
Di–So 10.00 – 18.00 Uhr
Do 10.00 – 20.00 Uhr
Eintritt: 10,–  Euro, ermäßigt 7,–  Euro
Sonntags 1 Euro
Mittwochs freier Eintritt
Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
80333 München

Ein Katalog in deutscher und englischer Sprache erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln: Andres Lepik, Hilde Strobl (Hrsg.): Zoom! Architektur und Stadt im Bild, 200 S., ca, 200 Abb., 29,80 Euro, ISBN 978-3-86335-735-1

Artikel teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert