Pavillon von Max Dudler in Bielefeld

Schicht um Schicht

Gegenüber der Bielefelder Sparrenburg, und von dieser getrennt durch ein Tal mit dem stark befahrenen Ostwestfalendamm, wird am 21. März der „Informationspunkt Parklandschaft Johannisberg“ eröffnet. Max Dudler plante ihn als Geschwisterbau des Besucherinformationszentrums an der mittelalterlichen Sparrenburg, das bereits 2014 eröffnet wurde.

Um eine visuelle Klammer zu bilden, sprechen Pavillon sowie ein begleitendes Toilettenhäuschen und das Besucherinformationszentrum auf dem Nachbarberg die gleiche Sprache: kubisch, kantig, monolithisch sind sie, aber das markanteste Merkmal ist die Materialität. Sie sind aus Stampfbeton, der Schicht für Schicht aufgebaut wurde. Durch farbige Zuschläge entstand eine zarte Bänderung in verschieden Grautönen mit braunen, weißen und grünlich-gelben Anteilen. Dadurch nimmt das Bauwerk die Farben der umgebenden Parklandschaft auf, lässt aber auch Erinnerungen an Ablagerungen und Sedimentschichten von Gestein aufkommen. Beim Besucherzentrum der Sparrenburg sollte diese Bänderung die Layers der vorhandenen Architektur physisch wie symbolisch widerspiegeln: Die historischen Schichten aus mittelalterlicher Burg, neuzeitlicher Festung, 19.-Jahrhundert-Rekonstruktion und Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges werden ebenso fortgeführt und durch eine zeitgenössische Ebene ergänzt, wie das Material des Muschelkalks und Sandsteins und die verschiedenfarbigen Einschlüsse im Mauerwerk aufgegriffen werden. Der Pavillonbau ist ähnlich gestaltet, um die Ensemblewirkung zu unterstreichen. Ob die feine Wirkung der Wände jedoch von Dauer ist, bleibt noch abzuwarten. Am Besucherzentrum an der Sparrenburg sind schon erste Erosionen zu beobachten, die mit Spachtelmasse in unpassenden Farben „repariert“ wurden. Auch der Pavillon ist bereits beschädigt, angeblich durch Schneeräumfahrzeuge, wie die DBZ jüngst berichtete.

Die Grundform des Pavillons ist ein Würfel, der von zwei orthogonal leicht versetzt aufeinandertreffenden Räumen durchschnitten wird, wodurch eine Kreuzform im Grundriss entsteht. Im Inneren sind Wandnischen mit Sitzgelegenheiten und Regale beziehungsweise Vitrinen in die Wände eingelassen. Sind die vier Schiebetüren aus pulverbeschichtetes Aluminium in Bronzefarbe, aus denen die Silhouetten von Bäumen und Sträuchern geschnitten wurden, geöffnet, ergeben sich Durchblicke durch den gesamten Baukörper. Der Wind kann dann ungehindert hindurchpusten und die Materialien des Außenraumes hineintragen – eine leichte, offene Raumwirkung entsteht.

Das Gebäude dient dazu, Besucher über die Möglichkeiten der behutsam instandgesetzten Parklandschaft Johannisberg zu informieren, für den das Landschaftsarchitekturbüro L-A-E  mit dem Nordrhein-Westfälischen LandschaftsArchitekturPreis 2014 des BDLA ausgezeichnet wurde.

Juliane Richter

Max Dudler: Informationspunkt in der Park- und Gartenanlage Johannisberg, Bielefeld 2015, Bauherr: Stadt Bielefeld, vertreten durch Immobilienservicebetrieb (ISB)

Fotos: Stefan Müller

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