BDA Bayern

Schule braucht Raum

Zur Messe SCHULBAU am 16. und 17. November 2016 in München

Mit über 40 Schulen und einem Investitionsvolumen, das auf neun Milliarden Euro geschätzt wird, ist die vom Münchner Stadtrat beschlossene „Schulbauoffensive“ deutschlandweit einzigartig. Für uns als BDA ist die Messe Schulbau eine richtungsweisende Plattform, die versucht, dieser hohen Verantwortung gerecht zu werden. Die Bauaufgabe Schule ist neben der Schaffung von Wohnraum vielleicht die größte Herausforderung für uns alle am Bau Beteiligten. Schließlich bauen wir mit unseren Schulen nicht nur Häuser, sondern die Fundamente für die Zukunft unserer Gesellschaft. Und dies in einer Zeit, in der Orientierung, Flexibilität und Offenheit, die Bildung selbstbewusster, kreativer und toleranter Persönlichkeiten mit großen sozialen Kompetenzen genauso wichtig ist, wie eine hervorragende Ausbildung zu fachlicher Qualifikation.

Was verstehen wir unter einem gelungenen Schulbau?

Sicherlich: Die Einhaltung von Kosten und Terminen, sowie das Zusammenführen sich oft widersprechender Anforderungen zu einem logischen harmonischen Ganzen. Schule muss aber noch weit mehr leisten: Als einer der prägenden Räume im Leben junger Menschen nimmt sie eine zentrale Stellung in unserer Gesellschaft ein und so liegt es in unserer ganz besonderen Verantwortung, der Schule auch räumlich einen besonderen Platz in unseren Stadtquartieren vorzubehalten. Im Kern sind gut gestaltete Schulgebäude ein Ausdruck der Wertschätzung, die eine Gesellschaft der Bildung und ihren Akteuren entgegenbringt – Lehrern wie Schülern.

Schule braucht Raum, um Freiräume zu schaffen, um Neues zu ermöglichen und Unbekanntes zu entdecken für eine Zukunft, die wir heute noch nicht kennen können.

Doch wie viel Einfluss hat unser Berufsstand auf das Resultat? Sind die wichtigsten Entscheidungen wie Standortwahl, Größe und Raumprogramm nicht schon gefallen, lange bevor wir als Architekten mit dem Entwurf beginnen? Und ist die sorgfältige Entwicklung eines überzeugenden Bauwerks, das in idealer Weise auf den jeweiligen Standort und die individuelle Aufgabenstellung eingeht, angesichts der schmalen Budgets und straffen Zeitpläne überhaupt noch möglich? Durch unser Berufsethos, aber auch durch das Architektengesetz, nach dem wir nicht nur unserem Auftraggeber Rechenschaft schuldig sind, sondern auch dem Allgemeinwohl, sind wir verpflichtet, Maßnahmen zur Rationalisierung und Effizienzsteigerung auf ihre tatsächliche Effektivität und Auswirkungen auf die Qualität des Schulbaus zu hinterfragen. Solche Ansätze sind durchaus legitim aus der Sicht der Stadt und des Landes, die sich dem Steuerzahler gegenüber verantworten müssen. Laut Bayerischer Verfassung ist Bayern aber auch ein Kulturstaat und die wichtige Frage des Schulbaus auch eine Frage der Baukultur.

Dass qualitätvoller Schulbau in den letzten Jahren in Bayern durchaus möglich war, zeigen nicht zuletzt die neun herausragenden Beispiele der BDA Ausstellung „Schulbauten – Best Practice 2012–2016“, die freilich nicht allein das Werk von Architekten sind, sondern in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit vielen Beteiligten entstanden sind. Bayern und die Landeshauptstadt können also stolz auf das bisher Erreichte sein. Der Münchner Stadtrat hat sich dezidiert zur Qualität im Schulbau bekannt, nicht nur quantitativ durch seinen Beschluss vom Juli 2015 zur „Schulbauoffensive 2013–2030“ und der Freigabe der dafür erforderlichen Mittel.

Wofür setzt sich der BDA im Schulbau in Bayern ein?

Architektenwettbewerbe haben sich jahrzehntelang bewährt. Erst die Gegenüberstellung von alternativen Ansätzen ermöglicht die Findung der idealen Lösung. Als Mentoren für Baukultur appellieren wir zudem, ökonomische Strategien und Technologien der Rationalisierung zu verifizieren und angesichts der sich ständig verändernden aktuellen Verhältnisse des Marktes zu überprüfen. Die wirtschaftlichen und terminlichen Nöte weniger Jahre dürfen nicht die Zukunft unserer reichen Gesellschaft auf Jahrzehnte beeinträchtigen!

Wenn wir wirklich der Überzeugung sind, dass das Gebäude der dritte Pädagoge ist – neben gleichaltrigen Mitschülern und dem Lehrer – dann müssen wir dem Schulbau auch in Zukunft den entsprechenden Raum geben, qualitativ wie finanziell. Schule braucht Raum – um Raum zu schaffen: für Orientierung, Offenheit, Toleranz, Kreativität, Selbstvertrauen, Mut und nicht zuletzt: die Freude am Lernen.

Lydia Haack

Prof. Dipl.-Ing. Lydia Haack studierte Architektur an der Hochschule München und der Architectural Association, London. Seit 1996 führt sie mit John Höpfner das gemeinsame Büro Haack + Höpfner . Architekten BDA in München. Sie ist Professorin für Baukonstruktion und Entwerfen an der HTWG Konstanz und seit 2012 stellvertretende Landesvorsitzende des BDA Bayern.

Foto: Stefan Meyer

Schlicht Lamprecht Architekten, Fassadensanierung Bereich „Schublade“, Celtis Gymnasium, Schweinfurt 2014–2015, Foto: Stefan Meyer

Schlicht Lamprecht Architekten, Fassadensanierung Bereich „Schublade“, Celtis Gymnasium, Schweinfurt 2014–2015, Foto: Stefan Meyer

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