Wie sich der Fuchs an die Stadt und den Menschen anpasst

Stadtfüchse

Weit mehr als 400.000 Füchse werden Jahr für Jahr in Deutschland durch Jägerhand getötet. Überwiegend auf dem Land und in Offenlandschaften. Die Städte hingegen bieten den an sich scheuen Wildhunden beinahe ideale Rückzugsräume. Hier finden sie Nahrung und zahlreiche Möglichkeiten der Entfaltung, trotz mancher Gefahr, die eine Stadt mit sich bringt. Der Rotfuchs gibt ein Beispiel dafür, wie Mensch und Tier ein für beide Seiten einträgliches Miteinander gestalten können, sagt die Biologin Sophia Kimmig. Sie plädiert für eine friedliche Koexistenz, indem wir den Tieren – vom Falter bis zum Eichhörnchen – insbesondere in den Städten mehr Lebensräume zugestehen.

Einer unserer erfolgreichsten und vielleicht eindrücklichsten tierischen Stadtbewohner ist der Rotfuchs. Eindrücklich, da der rote Wildhund nicht nur durch seine auffällige Farbe, sondern auch durch seine hochbeinige Erscheinung besonders ins Auge fällt, erst recht, wenn er in der kalten Jahreshälfte sein dichtes Winterfell trägt. Der Fuchs, einst klassischer Bewohner von Feld, Wald, Wiesen- und Weidelandschaften, ist in unseren Städten angekommen. Bereits in den 1950er-Jahren wurden beispielsweise in Berlin erste Tiere im Stadtinneren beobachtet. Schon seit den 1990er-Jahren gilt die Hauptstadt als flächendeckend vom Fuchs besiedelt und bis auf krankheits­bedingte Populationseinbrüche durch Räude- oder Staupe-Wellen (1), ist sie es geblieben. Es ist davon auszugehen, dass jegliche geeigneten vorstädtischen und städtischen Räume über kurz oder lang auch vom Fuchs genutzt werden. Nicht nur in Berlin leben daher „Stadtfüchse“. Ob London, Zürich oder Tokyo, die anpassungsfähigen Wildtiere haben sich weltweit zu echten „Städtern“ entwickelt.

Was treibt den Fuchs in die Stadt?

Sein Vordringen in diese fremdartigen Lebensräume hat verschiedene Ursachen. Städte bieten dem Fuchs ein vielfältiges Nahrungsangebot. Er ist ein Allesfresser, der sich sowohl von tierischer als auch von pflanzlicher Kost ernährt. Diese Flexibilität hat es ihm schon vor der Besiedlung urbaner Räume ermöglicht, sich über weite Teile des Globus auszubreiten und ihn so zum erfolgreichsten Landraubtier der Erde gemacht. Hauptnahrungsquelle des Fuchses sind Mäuse und Wühlmäuse, auf deren Jagd er sich im Lauf der Evolution vorrangig spezialisiert hat. Dieser Spezialisierung verdankt er auch sein katzenhaftes Auftreten. Für einen Wildhund seiner Größe ist der Fuchs extrem leicht. Nur fünf bis sieben Kilogramm bringt er im Mittel auf die Waage. Seine drahtige Statur und sein Geschick machen ihn nicht nur zu einem hervorragenden Mäusejäger, sondern eröffnen ihm auch in der Stadt zusätzliche Wege, auf denen man ihn zunächst nicht erwarten würde. Es mag überraschen, doch Stadtfüchse entdeckt man gelegentlich erst, wenn man nach oben sieht. Denn Füchse sind gut im Balancieren und können als einzige Wildhunde ihre Krallen teilweise einziehen. Leichtfüßig und mühelos balancieren sie über Gartenzäune und Dächer. So entdeckt man manche Füchse auf Mauern, Baugerüsten oder Fenstersimsen. Besonders in Kleingartenanlagen kann man sie häufig, in der Sonne ruhend, auf den Dächern von Lauben beobachten. Selbst Flachdächer einstöckiger Gebäude dienen als Ruheplätze.

Mäuse, Ratten, Essensreste

Foto: Thorsten Emberger

Bei einem Bürgeraufruf des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Fotos von Füchsen in der Stadt einzusenden, trudelten entsprechend zahlreiche Bilder von Füchsen auf Dächern, vor Fenstern, auf Baugerüsten und anderen ungewöhnlichen Orten ein. Häufigstes Motiv war jedoch der Fuchs im heimischen Garten, mal tobend auf dem Rasen, mal sich auf der Gartenliege sonnend. In Kleingartenanlagen und den Gärten privater Wohnhäuser finden Füchse dabei neben Mäusen viele weitere Nahrungsquellen. Verschiedene Insekten und Weichtiere machen, ebenso wie Früchte, einen erheblichen Teil seines Speiseplans aus. In Gärten finden die Tiere Käfer, Insektenlarven, Fallobst und Regenwürmer. Darüber hinaus sind Füchse auch dem weggeworfenen Dönerrest im offenen Mülleimer des Stadtparks, der matschigen Pommes auf dem Boden hinter der Imbissbude oder einem angebissenen Brötchen auf dem Bordstein nicht abgeneigt. Anthropogene, also durch den Menschen absichtlich oder unabsichtlich bereitgestellte Nahrung, kann durchaus die Hälfte der konsumierten Nahrung eines Fuchses ausmachen. Das betrifft nicht nur Essensreste aus dem Hausmüll, sondern vor allem auch im Freien bereitgestelltes Hunde- und Katzenfutter. Je nach lokalem Angebot und individuellen Vorlieben unterscheidet sich der Speiseplan der einzelnen Füchse. Einige Tiere ernähren sich gänzlich von natürlichen Quellen, andere sind regelrecht auf Abfälle spezialisiert. Insgesamt bleiben Nagetiere jedoch die wichtigste Nahrungsquelle des Fuchses, der in der Stadt auch Ratten auf dem Speiseplan hat.

Die Stadt – ein jagdfreies Refugium

Neben Nahrung benötigen Füchse vor allem Schutz und Rückzugsmöglichkeiten, und beides finden sie in der Stadt. Dieses Bedürfnis stellt möglicherweise den größten Treiber der „füchsischen Landflucht“ dar. Denn auf dem Land werden Füchse intensiv bejagt. Über 400.000 Tiere werden in Deutschland jedes Jahr durch Jäger getötet. Diese Jagd stellt einen massiven Eingriff in das Sozialgefüge der Füchse dar und ist bei weitem die größte Bedrohung für einen Fuchs auf dem Land. Städte bieten dagegen überwiegend jagdfreie Refugien. So haben Stadtfüchse bis zu einem gewissen Grad gelernt, dass von Menschen meist keine unmittelbare Gefahr ausgeht. Die Städter jagen die Füchse nicht, stattdessen scheinen sie eher wandelnde Futterspender zu sein. Die Fluchtdistanzen der Stadtfüchse haben sich gegenüber denen ihrer ländlichen Artgenossen entsprechend deutlich reduziert, das heißt, sie lassen Menschen viel näher an sich herankommen, bevor sie fliehen. Dies gilt besonders dann, wenn man ihnen beim Aufeinandertreffen keinerlei Beachtung schenkt. Sehr zutrauliche und sogar aufdringliche Tiere, die Menschen um Futter regelrecht anbetteln oder durch offene Terrassentüren ins Haus gelangen, sind allerdings eher die Ausnahme. Meist wurden sie zuvor aus falsch verstandener Tierliebe heraus durch Menschen angefüttert. Was zunächst gut funktioniert – Füchse merken schnell, wo es etwas zu holen gibt –, endet häufig nicht gut für die Füchse: Sie verlieren ihre natürliche Scheu und entwickeln problematische Verhaltensweisen. Mitunter steht am Ende doch der Stadtjäger vor der Tür und muss das Fehlverhalten der Fütternden zum Nachteil des Fuchses ausbügeln. Aber nicht jeder zutrauliche Fuchs wurde angefüttert. Tiere, die zwar nicht betteln oder die Nähe der Menschen aktiv suchen, sich aber dennoch kein bisschen an ihnen zu stören scheinen, gibt es überall in der Stadt. Besonders Füchse in sehr zentralen Stadtgebieten zeigen teils sehr wenig Scheu. Für diese Füchse sind Menschen schlicht ein normaler Bestandteil ihrer Lebenswirklichkeit, sie sehen sie jeden Tag auf ihren Streifzügen oder direkt vor ihrer „Haustür“. Füchse, die am helllichten Tage auf Bordsteinen flanieren, im Park zwischen grillenden und sonnenbadenden Städtern auf der Wiese liegen oder in U-Bahnstationen auftauchen, sind keine Seltenheit.

Es könnte schnell der Eindruck aufkommen, Stadtfüchse wären allesamt recht abgebrüht, was die menschlichen Stadtbewohner angeht. Die große Mehrheit der Füchse lebt jedoch eher zurückgezogen. Sie nutzen die Stadt bevorzugt, wenn wir schlafen und das Risiko, einem Menschen zu begegnen, möglichst gering ist. Sobald die Menschen abends ins Bett gehen, ziehen die Füchse los, sie gehen auf Beutezug und patrouillieren durch ihr Revier. Wenn morgens wieder die ersten Busse und Straßenbahnen anrollen und sich die Menschen auf den Weg zur Arbeit machen, gehen die Füchse schlafen. Das Stadtleben der Füchse funktioniert also überwiegend asynchron zum menschlichen Stadtleben und so gibt es überall in den Großstädten ein Nachtleben jenseits von Bars und Clubs, das den meisten Städtern verborgen bleibt. Das Bestreben der Füchse, uns aus dem Weg zu gehen, lässt sich auch anhand der verschiedenen Tagesgewohnheiten der Tiere beobachten. In Bereichen des Stadtgebiets, in denen sie ungestört leben können, sind Füchse teilweise tagsüber genauso aktiv wie nachts. Anstatt den Tag in sicheren Verstecken abzuwarten, sind sie rund um die Uhr unterwegs und legen zwischendurch immer wieder kleine Schlafpausen ein.

Städtische Rückzugsräume in Gefahr

Stadtfüchse weichen dem Menschen sowohl zeitlich als auch räumlich aus. Die Struktur unserer Städte, besonders der größeren Metropolen, bietet dem Fuchs dafür diverse Rückzugsmöglichkeiten. Während unsere Offenlandschaften häufig von Forstwirtschaft und industrieller Landwirtschaft dominiert werden, die arm an Struktur und Arten sind, bilden Städte bunte, reich strukturierte Lebensräume mit vielen Versteckmöglichkeiten. Beliebt sind Friedhöfe und Brachflächen, die ohnehin einen hohen Wert für die städtische Biodiversität aufweisen. Grünanlagen um öffentliche Gebäude wie Museen, Schulen oder Kirchen, aber auch Sperrflächen entlang von Bahnanlagen oder anderer öffentlicher Infrastruktur sind häufig eingezäunt und weniger frequentiert als öffentliche Parks und Grünanlagen. Wichtige städtische Flächen für Füchse sind also nicht besonders grün, sondern vor allem besonders menschenleer.

Solche Orte dienen als Rückzugsorte, Schlafplätze oder gar für die Jungenaufzucht. Die meisten Stadtfüchse sind keine zugewanderten Landfüchse, sondern „Stadtfuchs in x-ter Generation“. Auch wenn Füchse während ihrer Aktivitätsphase sämtliche städtischen Bereiche für sich nutzen können und selbst in höchst urbanisierten Stadtbereichen unterwegs sind, bevorzugen sie für besonders vulnerable Phasen, wie während des Schlafs und der Aufzucht der Jungen, eindeutig Flächen, die uns Menschen nicht zugänglich sind. Auch der Fuchs hat daher mit den Folgen der Wohnungsnot zu kämpfen. Durch Nachverdichtung und Neubau verschwinden alte Areale, Freiflächen und Industriebrachen oder verwilderte Grünbereiche wie dichter Heckenbewuchs in Wohnanlagen. Gerade diese sind aber wegen ihrer geringen Menschendichte und der guten Versteckmöglichkeiten wichtig für den Fuchs.

Wilde Ecken

Füchse sind sehr gut darin, uns Menschen und unsere Abläufe genau zu beobachten. So kommt es, dass manche Füchsin ihre Jungen mitten auf einem Schulgelände großzieht, obwohl in einer Schule eine Menge Trubel herrscht. Von einem stillen Rückzugsort kann hier sicherlich nicht die Rede sein. Im Gegensatz zum Menschenaufkommen an vielen anderen Orten ist dieser Trubel jedoch berechenbar. Er folgt einer festen Taktung, vom Schulbeginn bis zum letzten Klingeln. Danach kehrt Ruhe ein. Füchse wissen das und machen es sich zunutze. Genauso erkennen die Tiere gut, welche Mikrobereiche eines Areals wenig frequentiert werden. Viele ältere Sportanlagen verfügen beispielsweise neben den eigentlichen Sportstätten über Grünbereiche entlang von Zäunen, hinter Turnhallen oder Versorgungsinfrastruktur, die nur von wenig Menschen betreten werden. Bereits ein einzelner, breiter Heckensaum kann ausreichend Sicherheit bieten, so dass ein Fuchs seinen Schlafplatz wenige Meter neben Fußball spielenden Menschen wählt.

Solche kleinräumigen, dicht bewachsenen und wenig zugänglichen Grünstrukturen sind daher wichtige städtische Elemente für den Fuchs. Da auch andere Wildtiere dieses Sicherheitsbedürfnis teilen und „verwilderte“ Strukturen meist mehr Artenreichtum bieten, sind diese generell von hoher Bedeutung für die städtische Biodiversität. Bei der Planung von Grünflächen und Wohnanlagen wäre daher die Bereitstellung selbst kleiner Bereiche ein echter Zugewinn. Meist reichen dafür schon wenige Quadratmeter, möglichst umzäunt, aber durchlässig für Igel. Davon profitieren auch die Menschen, die Igel, Eichhörnchen, Singvögel, Füchse auf den Freiflächen beobachten. „Wilde Ecken“ bieten also Lebensraum und Rückzugsmöglichkeit für Stadtwildtiere, während ihre Anwesenheit sowie der erhöhte Grünflächenanteil zugleich die Lebensqualität der Menschen steigern.

Die Stadt als Gefahrenraum

Selbstverständlich verursachen Füchse im Siedlungsraum auch das ein oder andere Ärgernis. Seien es Versuche auf akribisch gepflegtem Rasen oder in liebevoll gestalteten Beeten Erdbaue auszuheben, unerwünschte Hinterlassenschaften im Garten oder gar gestohlene Gegenstände. Bedenkt man aber, wie viele Menschen und Füchse in deutschen Städten auf dichtem Raum zusammenleben, hält sich der Schaden in Grenzen. Viele Menschen erfreuen sich vielmehr an den Füchsen. Dass sich Fuchs und Mensch in der Stadt häufiger über den Weg laufen als auf dem Land, liegt indes nicht nur am hohen Menschenaufkommen, sondern auch an deutlich höheren Fuchsdichten in der Stadt. Je nach untersuchter Stadt variieren die Zahlen, aber es ist sicherlich davon auszugehen, dass die Fuchszahlen im städtischen Raum die auf dem Land um ein Zehnfaches übersteigen. In Berlin leben laut Hochrechnungen circa 4500 Altfüchse. Im Sommerbestand, wenn also die neugeborenen Jungfüchse des Jahres dazukommen, muss diese Zahl mehr als verdoppelt werden. Nicht alle Jungtiere schaffen es, in der herausfordernden städtischen Lebenswelt zu überleben. Viele von ihnen fallen dem Straßenverkehr zum Opfer. Letztlich ist es Teil der füchsischen Fortpflanzungsstrategie, mehr Jungtiere zu bekommen, als es tatsächlich bis ins Erwachsenenalter schaffen. Dennoch stellt der Straßenverkehr eine erhebliche Bedrohung für die Füchse dar. Allein in der Pathologie des Landeslabors Berlin-Brandenburg werden jedes Jahr mehrere Hundert überfahrene Füchse eingeliefert. Das Durchschnittsalter dieser Füchse liegt bei gerade einmal anderthalb Jahren. Und das, obwohl Füchse bei guten Bedingungen an die zehn Jahre alt werden können, in Gefangenschaft sogar noch älter. Da es vermutlich eher junge Tiere trifft, spiegelt die Zahl von anderthalb Jahren aber nicht die tatsächliche Altersverteilung der Füchse wider. So gibt es unter den Stadtfüchsen auch diejenigen Tiere, die gelernt haben, den Verkehr besser einzuschätzen und ein hohes Alter erreichen. Immer wieder hört man auch Berichte von Füchsen, die an Ampeln auf die Grünphase warten. Ob manche der schlauen Tiere dieses Prinzip tatsächlich verstanden haben, bleibt allerdings offen.

Anpassung an den urbanen Raum

Klar ist, Stadtfüchse leben in einem neuartigen Habitat und haben sich an ihr urbanes Leben in Teilen angepasst. So machen sie auch einiges anders als ihre Artgenossen auf dem Land. Deren unterirdische Behausungen können sehr komplex werden. Besonders, wenn Füchse große, ursprünglich von Dachsen angelegte Baue nutzen und erweitern. Solche Bausysteme können mehrere Meter tief ins Erdreich hinabreichen und dutzende Ausgänge besitzen. In der Stadt werden Füchse dagegen kreativ, wenn es um die Aufzuchtstätten für ihre Jungtiere geht. Auf Brachen und anderen ungestörten Stadtflächen finden sich durchaus vergleichbar große unterirdische Bauwerke, wie sie ihre Vettern auf dem Land anlegen. Die meisten Füchse nehmen jedoch, was sie finden können. Häufig verzichten sie sogar ganz auf einen Bau und bekommen ihre Welpen beispielsweise in Hohlräumen unter Garagen oder Gartenhütten. Aber auch Stadtfüchse graben gerne in Gärten oder Baustellen. Auf letzteren gibt es häufig Hänge mit aufgelockerter Erde, die Füchse für ihre Baue bevorzugen. Da solche Baustellen naturgemäß nur vorübergehend bestehen, ist dieser Teil des Fuchslebens im Stadtgebiet von hoher Fluktuation geprägt. Dennoch bilden Füchse auch in der Stadt stabile Reviere und sie rücken, ganz wie die menschlichen Bewohner, zusammen. Ihre Reviere sind kleiner als auf dem Land und werden meist von mehreren Tieren geteilt.

Gekommen, um zu bleiben

Der Fuchs ist in unseren Städten angekommen und er wird bleiben. Besonders gut finden sich diejenigen Tiere zurecht, die sich trotz menschlicher Nähe behaupten. Dennoch ist das Leben in der Stadt eine immense Herausforderung für den eigentlich sehr scheuen und zurückhaltenden Wildhund. Hätten die Füchse die Wahl, würden sie die Stadt wahrscheinlich lieber ohne den Menschen darin bewohnen. Auch wenn das ein wenig schmeichelhafter Gedanke ist, kann man es ihnen nach Jahrhunderten der Bejagung kaum verdenken. Wenn wir ihnen und ihren wilden Nachbarn – vom Falter bis zum Eichhörnchen – mehr Raum in unseren Städten zugestehen, könnten sie jedoch in friedlicher Koexistenz in unserer Nähe leben, zum beiderseitigen Gewinn.

Dr. Sophia Kimmig (*1988) ist Biologin und erforscht die Anpassung von Wildtieren an sich verändernde Lebensbedingungen. Sie studierte von 2007 bis 2012 in Osnabrück und Mexiko Biologie und Biowissenschaften und promovierte von 2015 bis 2021 an der Freien Universität Berlin zur Anpassung von Füchsen an das Leben in der Stadt. Darüber hinaus war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Forschungsprojekt zu heimischen Säugetierarten im Stadtgebiet tätig. Aktuell arbeitet Kimmig in einem Projekt zu Lichtverschmutzung sowie einer Studie zum Waschbären und invasiven Arten in Deutschland und Europa. Dem Fuchs und seiner Erforschung hat Sophia Kimmig ihr erstes Buch „Von Füchsen und Menschen“ gewidmet, im März 2023 ist ihr zweites Buch „Lebendige Nacht“ erschienen.

Fußnote

1) Durch die Räude, eine parasitäre Hauterkrankung und die Staupe, eine Viruserkrankung, die beide für den Fuchs tödlich enden können, werden Fuchspopulationen immer wieder dezimiert. Im Gegensatz zur Tollwut oder dem Fuchsbandwurm sind sie für den Menschen jedoch ungefährlich. Deutschland gilt laut der Weltorganisation für Tiergesundheit (World Organisation for Animal Health WOAH) seit vielen Jahren wiederum als tollwutfrei und Erkrankungen des Menschen durch den Fuchsbandwurm sind extrem selten.

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