Zum Tod von Henning Larsen

Der Erleuchter

Henning  Larsen wurde 1925 im dänischen Weiler Opsund in der Nähe von Ringkøbing in Westjylland geboren. 1950 begann er an der Architectural Association in London Architektur zu studieren und war im Anschluss bei Arne Jacobsen in Kopenhagen tätig, parallel aber noch an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen eingeschrieben. In den frühen 1950ern folgten mit Stipendien finanzierte Reisejahre – unter anderem in die USA. 1956 gründete Larsen zusammen mit Max Brüel, Gehrdt Bornebusch und Jørgen Selchau ein erstes eigenes Architekturbüro, verließ die Arbeitsgemeinschaft aber bereits drei Jahre später, um 1959 sein eigenes Büro, Henning Larsens Tegnestue zu gründen.

Der internationale Durchbruch gelang dem Dänen mit dem Bau des saudischen Außenministeriums in Riad (1982–1984). Das festungsartige Bauwerk ist ein Paradebeispiel für die heute gern gebrauchte Formulierung der Verschmelzung islamischer und westeuropäischer Bautraditionen. Larsen entwarf hierfür ein monumentales Haus, das sich dem Geist des Ortes anpasst und bereits deutlich erkennen lässt, wie wichtig die Themen Lichtführung und Tageslichteinfall in seinem Gesamtwerk werden wird. Im Zentrum des Baus platzierte Larsen eine gebäudehohe gedeckte Halle auf dreieckigem Grundriss, von dessen längster Seite man auf einen Brunnen zugeht. Die helle Sonne des Nordens fällt aus Fensterbändern im Dach die Wände hinab und taucht den riesigen Raum in ein sanftes Licht.

Auch die späteren Bauten aus dem Büro Larsen zeichnen sich durch diesen sensiblen Umgang mit Licht und Schatten aus: zur Meisterschaft gebracht – und 2013 mit dem Mies-van-der-Rohe-Preis ausgezeichnet –  mit dem Konzerthaus Harpa (2007–2011) in der isländischen Landeshauptstadt Reykjavik, für das sich Larsen den (Licht)Künstler Olafur Eliasson ins Boot holte. Neben diesem großen europäischen Architekturpreis wurde Henning Larsen mit vielen anderen Auszeichnungen geehrt, unter anderem im vergangen Jahr als erster skandinavischer Architekt überhaupt mit dem Praemium Imperiale für Architektur.

Auch in Deutschland sorgten die Bauten des Dänen für Furore. Die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall (1999–2000) und der neue Hauptsitz der Zeitschrift ‚Der Spiegel‘ in Hamburg (2008–2011) zeugen von der hohen entwerferischen Qualität des gesamten Büros. Derzeit wird in München das Siemens-Hauptquartier am Wittelsbacherplatz errichtet, dessen Wettbewerb Henning Larsen Architects 2011 gewinnen konnten. Das Büro mit Standorten in Kopenhagen, Oslo, München, Istanbul und Riad beschäftigt heute über 100 Mitarbeiter. Doch nicht nur als Architekt, auch als Hochschullehrer war Henning Larsen erfolgreich – und bei seinen Studierenden sehr beliebt. Von 1968 bis 1995 unterrichtete er an der Architekturschule der Königlichen Dänischen Akademie, deren Direktorin Lene Dammand meinte, Dänemark habe „…nicht nur einen international anerkannten Architekten, sondern einen Inspirator und Mentor für viele Generationen dänischer Architekten verloren“.  Henning Larsen verstarb bereits am Samstag im Alter von 87 Jahren in Kopenhagen.
David Kasparek

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