Kolloquium und Buchpräsentation in Hamburg

Peter Behrens schriftlich

Peter Behrens ist bekannt als Architekt und Gestalter von Schriften, Möbeln und Gebrauchsgütern. Er erfand das, was man später als Corporate Design bezeichnen sollte: Für die AEG entwarf er von Firmenschrift, Logo und Briefpapier über die Werkshallen bis hin zum Teekessel und Aschenbecher alles, was das visuelle Erscheinungsbild des Unternehmens prägte. Der studierte Maler trat erst in seinen Dreißigern als Architekt in Erscheinung, noch später als Stadtplaner. Sein bekanntestes Projekt ist die Umgestaltung des Berliner Alexanderplatzes unter Stadtbaurat Martin Wagner. Als Architekt verfolgte er eine Methode, die man heutzutage sicherlich als „partizipativ“ bezeichnen würde: „Peter Behrens bezeichnete die Rolle des Architekten […] als die eines Koordinators, der die Wünsche des Bauherrn und des Benutzers ausgleiche und ausführe“, schreibt Joan Campbell in einer Monographie zum Deutschen Werkbund 1981. „Er wies ausdrücklich jede Absicht zurück, Geschmack von oben aufzudrängen und stimmte mit Gropius überein, dass der Architekt nur für den allgemeinen Plan zuständig sei. Alle Einzelheiten sollten zwischen Handwerkern und Bewohnern ausgearbeitet werden.“

Über sein reiches Werk gerät oftmals in Vergessenheit, dass der Mitbegründer des Deutschen Werkbundes sich auch in Vorträgen und Artikeln zu theoretischen und praktischen Fragestellungen seiner Zeit äußerte: Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer veröffentlichte er auch mehrere Schriften, die bekannteste dürfte „Vom sparsamen Bauen“ (1918) sein, in der er sich für Typisierung und Rationalisierung sowie für den Einsatz günstiger Materialien wie Beton aussprach.

Im Mai 2015 erscheint nun zum ersten Mal eine kritisch kommentierte Gesamtausgabe seiner Schriften im Dölling und Galitz Verlag. Die mit Faksimiles der Originalschriften und Werkabbildungen illustrierte Ausgabe wird ergänzt um Essays der Herausgeber zum Gesamtwerk, zur Gestaltungslehre und zur Genese der Schriften von Peter Behrens.

Anlässlich der Publikation veranstaltet die Hamburger Architektenkammer im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers ein Kolloquium. Unter dem Titel „Zeitloses und Zeitbewegtes“ (so bereits der Titel eines Vortrags von Peter Behrens in Wien 1932) sprechen am 21. und 22. Mai Wissenschaftler aus aller Welt über Behrens‘ Ideen und Werk aus heutiger Sicht und seine Rezeptionen in den USA, der Sowjetunion, England, Italien und Frankreich. Ziel des Kolloquiums sei es, so die Veranstalter, „sowohl zu einer zeitgemäßen Einschätzung der Bedeutung dieses Werkes aus heutiger Sicht und nach derzeitigem Stand der Forschung beizutragen als auch die Tragfähigkeit seiner Ideen und Konzepte für die baukulturellen Debatten des 21. Jahrhunderts einzuschätzen.“

Red.

Kolloquium: „Zeitloses und Zeitbewegtes“ Zur wechselnden Wahrnehmung und Wirkung des Werkes von Peter Behrens
21. Mai, 14.00 – 19.00 Uhr und 22. Mai, 10.00 – 17.00 Uhr

Warburg-Haus
Heilwigstraße 116
20249 Hamburg

Vorträge:

Hartmut Frank, Hamburg: Behrens in Deutschland
Ruth Hanisch, Dortmund: Behrens in Österreich
Silvia Malcovati, Turin: Behrens in Italien
Francoise Very, Grenoble: Behrens in Frankreich
Allan Powers, New York: Behrens in England
Herman van Bergeijk, Delft: Behrens in Holland
Giacomo Calandra, Hamburg/Venedig: Behrens in den Vereinigten Staaten
Joaquin Medina Warmburg: Behrens in Spanien und Lateinamerika
Luka Scansi, Venedig: Behrens Schüler in Wien und auf dem Balkan
Marko Pogacnik, Venedig: Behrens und seine seine Details

Publikation:

Frank, Hartmut / Lelonek, Karin / Schwarz, Ullrich (Hrsg.): Peter Behrens „Zeitloses und Zeitbewegtes“ Aufsätze, Vorträge, Gespräche 1900 – 1938, Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs, Bd. 29, 1.152 Seiten, 320 Abbildungen, inkl. 100 ganzseitiger Werkdarstellungen, Hardcover mit Fadenheftung und Schutzumschlag, ISBN 10: 3-86218-032-8, ISBN 13: 978-3-86218-032-5, 79,- Euro

Fotos: Dölling und Galitz Verlag, Christos Vittoratos, DmitriyGuryanov via Wikimedia

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