Einfamilienhaus von UNStudio

Spiel mit Innen und Außen

Das von UNStudio realisierte W.I.N.D. House fügt sich mit ungewöhnlich geformtem Baukörper in die raue Polderlandschaft Nordhollands ein und deutet technisch auf die Zukunft des Wohnens. Schon der Name des Einfamilienhauses verweist auf das Wechselspiel von Außen und Innen, der hier besonders augenfällig ist: W.I.N.D. – ein Akronym der Initialen der Bauherrenfamilie – rekurriert zum einen auf den hier ständig präsenten Wind der Außenwelt, zum anderen nach innen auf das zentrale Erschließungsmerkmal des Hauses, das gewundene (engl.: winding) Treppenhaus.

Die Grundrissform des Hauses kommt einem Klee- oder Blütenblatt nahe: Die vier Flügel wölben sich konkav nach außen, dazwischen schwingt die Fassade konvex nach innen. Das Haus wird in Kompartimente geteilt, die die Orientierung erleichtern. Die „Blütenblätter“ sind zum Teil verglast – je nach Standpunkt kann man das Haus ganz unterschiedlich wahrnehmen. Einmal weitet sich der Blick auf die Polderlandschaft, ein andermal schaut man in den nächsten Flügel, in andere Teile des Hauses. Dadurch entspinnt sich ein komplexes, dynamisches  Sichtachsennetz, das sein Zentrum im Herzen des Hauses hat, wo eine Treppe die Geschosse verbindet. Auch dort ergeben sich mit jeder Wendung auf den Treppenabsatz neue Ein- und Ausblicke.

Die Räume sind so aufgeteilt, dass die privateren Schlaf- und Arbeitsräume im hinteren Bereich liegen, der von schützenden Bäumen umgeben ist. Der Wohnbereich öffnet sich zur Landschaft. Fenster mit getönten Scheiben lassen Tageslicht in das Innere fluten, und schützen gleichzeitig die Privatsphäre der Bewohner. Es gibt genügend Raum, dessen Nutzung nicht festgeschrieben ist – der sich also verändernden Bewohnerstrukturen anpassen kann. Die vertikale Gliederung folgt dem Split-Level-Prinzip: Im Keller befinden sich Carport und Serviceräume, darüber die Kinder- und Musikräume. Von hier aus geht es weiter zur ersten Ebene an der Vorderseite des Hauses mit Wohnbereich und Küche. Die Treppe führt hinauf in die zweite Ebene auf der Rückseite des Hauses, wo sich das Schlafzimmer mit Hamam und das Gästezimmer befinden, bevor sich schließlich das letzte Level anschließt: die großzügige Dachterrasse mit Blick auf die Polderlandschaft.

Das Nullenergiehaus kombiniert moderne Technologien mit natürlichen, umweltfreundlichen Materialien: Ein „Smart House“ ist es, da die Haustechnik komplett steuerbar ist – einschließlich der Sonnenkollektoren, der zentralen Luft-Wasser-Wärmepumpe und der mechanischen Ventilation mit Wärmerückgewinnung. Ein zentraler Touchscreen, mit LAN-Verbindung ausgestattete Fernbedienungen und einige dezentral angelegte Geräte sollen eine vollkommene Kontrolle der Technik erlauben. Dabei zeigen die Architekten auch durch die Wahl der Materialien, dass zukunftsweisende Technik nicht im glatten hyper-futuristischen Stil daherkommen muss: mit Lehm verputzte Wände und Decken sowie Lehmziegel sorgen für eine gleichmäßige Innenraumtemperatur, Holzlatten auf dem Dach und der Fassade kreieren ein Licht-Schatten-Spiel, öffnen sich zu kleineren Fenstern im Küchen- und Badbereich und integrieren den Bau auch farblich in die umgebende Natur.

Juliane Richter

UNStudio, W.I.N.D. House, Nordholland, Niederlande 2014
Bauherrr: privat
Fotos: Fedde de Weert, Inga Powilleit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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