Reliktmengenwachstum im Denkmalschutz

Dornröschen und seine Geschwister

Etwas vereinfacht lässt sich zwischen zwei Sorten von Denkmälern unterscheiden: den „gewollten“ auf der einen Seite und den „gewordenen“ auf der anderen. Der erste Typus ist von Anfang an als Erinnerungsort konzipiert, der zweite wird erst durch einen juristischen Akt, geregelt durch ein Denkmalschutzgesetz, dazu erhoben. Ein Objekt gilt dann als bedeutender Zeuge aus „vergangener Zeit“. Andreas Hild beschäftigt sich … Mehr lesen

editorial

wippe und kreuz

Mit der nationalstaatlichen Symbolik hat sich die Bundesrepublik immer schwer getan. Unvergessen, wie man in den frühen 1990er Jahren dem Bundesadler aus dem Bonner Plenarsaal ausgerechnet in der Herzgegend eine ordentliche Materialprobe entnommen hatte, um zu sehen, ob das Tier den Umzug nach Berlin überleben würde. Das Foto, das damals vom herzlosen Adler entstand, der wegen seiner Leibesfülle „Fette Henne“ … Mehr lesen

Buch der Woche: Bedeutsame Belanglosigkeiten

Die schönsten Nebensachen

Ausgerechnet im Berliner Stadtteil Lichterfelde kam es im vergangenen Jahr wieder zum Streit um die Straßenbeleuchtung. Einige der alten gasbetriebenen Kandelaber wurden hier durch neuere LED-Modelle ersetzt, was bei der Anwohnerschaft für Unmut sorgte. Von „Licht-Ufos“, die sich wie fremdartige Wesen dort niedergelassen hätten, war laut Medienberichten die Rede. Was bei dieser Debatte beispielhaft zum Ausdruck kam: Der Straßenraum und … Mehr lesen

Buch der Woche: Das Massiv der Namen

Gesamteuropäisches Erinnern

In diesen Tagen jährt sich jenes Treffen zum 78. Mal, bei dem 15 hochrangige Repräsentanten von SS-Behörden und nationalsozialistischer deutscher Reichsregierung die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas zur Vernichtung in den Osten beschlossen. Diese Zusammenkunft ging nach dem Zweiten Weltkrieg als Wannseekonferenz in die Geschichte ein: als jener kaltblütige Auswuchs, den Hannah Arendt 1961 in Bezug auf den ehemaligen SS-Obersturmbannführer … Mehr lesen

16 Stationen. Wanderungen im Remstal

Station 6+7: Plüderhausen bis Urbach

Station 6: Plüderhausen Uwe Schröder Architekt, Bonn Geokoordinaten: 48.800239, 9.604695 Auf einer der für das Remstal typischen Streuobstwiesen steht über der Ortschaft Plüderhausen der „Hochzeitsturm“ von Uwe Schröder. Der Bonner Architekt hat einen lokalen Ritus zum Ausgangspunkt seines Entwurfs gemacht: In Plüderhausen ist es seit einigen Jahren wieder üblich, wie zu Zeiten der Landesmeliorisation im 18. Jahrhundert, dass Paare nach … Mehr lesen

Lebendige Verwunderung

Merkwürdig

Ich bin nicht immer aufmerksam, passe nicht auf, schweife ab, mache Fehler. Deshalb versuche ich, mich zu konzentrieren, und mache Fehler, weil ich meine Aufmerksamkeit, um sie zu erhöhen, einschränke. So entgeht mir vieles. Die Aufmerksamkeit gleitet, sie begleitet das Geschehen. Und doch ereignet sich das Geschehen in der Aufmerksamkeit, fast unmerklich oder auffällig. Ich merke es und merke es … Mehr lesen

der architekt 5/15

vollzug oder diskurs

vom umgang mit dem baulichen erbe Die deutschen Begriffe „Denkmalschutz“ und „Denkmalpflege“ sind vielsagend. Wir schützen und pflegen nämlich ausschließlich Dinge, die wir schätzen. Dem geht eine Bewertung voraus, die das Schützenswerte zuungunsten des Nicht-Schützenswerten auswählt. Der Denkmalschutz versucht im Allgemeinen darzulegen, dass dieser auch für seine Belange grundlegende Prozess von objektiven Kriterien geleitet sei. Wenn wir einmal die theoretische … Mehr lesen

Andreas Hild

Denkmalschutz

Vollzug oder Diskurs Die deutschen Begriffe „Denkmalschutz“ und „Denkmalpflege“ sind vielsagend. Wir schützen und pflegen nämlich ausschließlich Dinge, die wir schätzen. Dem geht eine Bewertung voraus, die das Schützenswerte zuungunsten des Nicht-Schützenswerten auswählt. Der Denkmalschutz versucht im Allgemeinen darzulegen, dass dieser auch für seine Belange grundlegende Prozess von objektiven Kriterien geleitet sei. Wenn wir einmal die theoretische Angreifbarkeit eines solchen … Mehr lesen

neu im club

Begriffserweiterung

Moritz Schloten, Architekt BDA, ANNABAU, Berlin Groß ist es nicht, das Büro von ANNABAU im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg: ein langer Raum, zur Straße und zum Garten an den Schmalseiten von raumhohen Glasfronten begrenzt, seitlich von Sichtbetonwänden flankiert, die teilweise mit Präsentationsplänen behangen sind. Neben den beiden Büropartnern Sofia Petersson und Moritz Schloten arbeiten noch vier weitere Mitarbeiter an weißen … Mehr lesen

Eine Inkunabel der Baukunst

Nachts im Haus Schminke

Es ist des Häuslebauers Traum: Ein Wohnhaus ganz nach eigenen Vorstellungen, von professioneller Architektenhand sorgfältig geplant, begleitet und bis in alle Einzelheiten durchdacht. Als sich Fritz und Charlotte Schminke in den 1920er Jahren auf die Suche nach einem Architekten begeben, der ihnen diesen Traum erfüllt, sind sie unter anderem auf der Werkbundausstellung 1929 in Breslau zu Besuch. Dort lernen sie … Mehr lesen