Editorial

E wie Faltung

In der Publikation „Getting to Yes“ von 1981 wurde eine bis heute anerkannte Technik beschrieben, mit der Konflikte zwischen Menschen gelöst werden können. Das sogenannte „Harvard-Konzept“ entwickelte Kriterien, mit denen ein Streit selbst in ausweglos erscheinenden Situationen friedvoll beigelegt und eine für alle Parteien befriedigende Übereinkunft gefunden werden kann. Die dritte der insgesamt vier Bedingungen, die dort als Grundlage für … Mehr lesen

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Deutschland: Ein Abriss*

Mehr als vier Millionen Wohnungen könnten in Deutschland aus reinem Bestand gewonnen werden – so das Ergebnis einer Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde (siehe Die Architekt 3 / 22). Besonderes Potential bieten interessanterweise bestehende Büro- und Verwaltungsgebäude, die oft mit geringem oder mittlerem Aufwand zu Wohnzwecken umgebaut werden könnten. Die vielfach formulierte und zunächst naheliegende … Mehr lesen

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Verhinderter Profiteur

Fritz Höger ist nicht länger der Namenspatron des Preises für Backsteinarchitektur. Die Auslober der Initiative Bauen mit Backstein haben entschieden, den Namen des berühmten Hamburger Baumeisters, der unter anderem das Chile-Haus entwarf, abzulegen und bis September eine neue Firmierung zu suchen. Dass der „Klinkerfürst“ Teil der reaktionären Heimatschutzbewegung war und dem Nationalsozialismus nahestand, ist schon länger bekannt. So schrieb Ulrich … Mehr lesen

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Mobile Wohnzimmer

„Woodstock im öffentlichen Nahverkehr“, „Die Angst grassiert“, „Sylt für alle!“ Jenseits der Prognosen zu Fluch und Segen des Neun-Euro-Tickets ist klar: Es entlastet die breite Bevölkerung angesichts gestiegener Lebenshaltungskosten, ermöglicht von Armut betroffenen Menschen eine neue Mobilität und der besonders Corona-gebeutelten Jugend ein bisschen Interrail-Flair in Regionalzügen und S-Bahnen quer durch die Republik. Gleichzeitig steht hinter dem Ticket auch die … Mehr lesen

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die späteste moderne

Als der Intercity-Express (ICE) Ende Mai seinen 30. Geburtstag feierte, brandete in journalistischen Rückblicken und sozialen Netzwerken eine Welle der Nostalgie auf. Die Zukunft, die der Innenraum des ICE 1 mit seinen beigen Sitzpolstern und blass-violetten Lehnen sowie den zum Teil mint-grünen Wandverkleidungen anno 1991 versprach, wirkte clean und gemütlich zugleich. Indirekt mitgefeiert wurde zu diesem Jubiläum auch das Ziel … Mehr lesen

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wo bist du heute?

Jedes Mal, wenn wir unseren Chefredakteur Andreas Denk in unserer wöchentlichen Videokonferenz getroffen haben, gab es eine kleine Überraschung. Denn immer erschien er vor einem anderen originellen Bildhintergrund, der uns Anlass zum Rätseln und zur Frage gab: „Na, wo bist Du heute?“. Manchmal war erst nach einigen Momenten klar, dass es sich hierbei um Fotografien handelt und nicht um reale … Mehr lesen

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eine verlorene utopie

An manche Sportereignisse erinnere ich mich äußerst gerne. Meist sind es die fast immer schicksalhaften Spiele meines schwarz-gelb bekittelten Heimatvereins. Große Spiele mitunter, große Siege, große Spieler, große Tradition, aber auch ebenso große Niederlagen, Pleiten, Pech und Pannen – das gehört zum Leben als „Sportsfreund“ und begleitet einen eben durch die Zeit, den Dortmunder genauso wie die Bayerin, den Schalker … Mehr lesen

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39° 8‘ 4,6‘‘ N , 26° 30‘ 12,6‘‘ O

Die geographischen Koordinaten des Flüchtlingslagers Moria nahe Mytileni auf der griechischen Insel Lesbos geben nicht preis, dass dies der Ort ist, an dem die europäische – und damit die deutsche – Flüchtlingspolitik an einem Tiefpunkt angekommen ist. Das „Erstaufnahmelager“ bei Moria wurde 2014 eingerichtet. Im Zuge der Fluchtwelle 2015 wurde das Lager, das von der griechischen Polizei und der UN-Flüchtlingsagentur … Mehr lesen

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wippe und kreuz

Mit der nationalstaatlichen Symbolik hat sich die Bundesrepublik immer schwer getan. Unvergessen, wie man in den frühen 1990er Jahren dem Bundesadler aus dem Bonner Plenarsaal ausgerechnet in der Herzgegend eine ordentliche Materialprobe entnommen hatte, um zu sehen, ob das Tier den Umzug nach Berlin überleben würde. Das Foto, das damals vom herzlosen Adler entstand, der wegen seiner Leibesfülle „Fette Henne“ … Mehr lesen

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rechte räume und linker populismus

Die belgische Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe spricht sich seit längerem dafür aus, dass die politische Linke ihre Ziele mit einer anderen Rhetorik deutlich machen müsse. Gegen den Populismus von rechts, aber auch gegen eine konservative Oligarchie, die demokratische und ökologische Weiterentwicklungen blockiere, müssten linke Positionen konfrontativ vorgebracht werden. Ob Mouffes Idee, Gleiches mit Gleichem zu beantworten, im politischen Diskurs Deutschlands Aufnahme … Mehr lesen