Wiener Baugeschehen zur Zeit des Nationalsozialismus

Zweite Welthauptstadt

Dass Berlin als „Germania“ die „Welthauptstadt des Deutschen Reiches“ werden und damit die Machtansprüche Hitlers und der Nationalsozialisten gigantomanisch festigen sollte, ist bekannt. Kaum thematisiert wurde jedoch bisher, dass Wien in der Rangfolge sogleich nachfolgte: Mit der Schaffung von Groß-Wien sollte die Metropole zur zweitgrößten Stadt des Reiches aufsteigen. Das Architekturzentrum Wien widmet dem Baugeschehen der Landeshauptstadt während des Nationalsozialismus jetzt erstmals eine umfassende Ausstellung.

„…diese Stadt ist in meinen Augen eine Perle!“, sagte Hitler 1938. Um dem angestrebten  Status einer Gauhauptstadt  gerecht zu werden und die Stadt, die auf Grund ihrer geographischen Lage perfekt als Transitraum nach Südosteuropa fungierte, der Ideologie entsprechend umzuformen, investierten die Deutschen in Infrastruktur, Industrie und Bebauung. Dabei konnten sie an vorherige umfassende Neuplanungen und monumentale Architekturen physisch und gedanklich anknüpfen. Nicht zuletzt bot die unter Kaiser-Franz Joseph I. angelegte Wiener Ringstraße mit ihren repräsentativen Bauten und Plätzen ein ideales Terrain – der Helden- und Rathausplatz beispielsweise sollte zum Aufmarschplatz umfunktioniert werden. Die meisten Planungen wurden jedoch nie realisiert.

„Architektur, Stadt- und Raumplanung wurden als Machtinstrumente für monumentale Selbstdarstellungen und Neugestaltungen vereinnahmt und ihre Protagonisten zu Verbündeten eines totalitären Systems“, heißt es im Ankündigungstext des Az W. Systematisch gehen die Kuratorinnen dem nach und untersuchen in der Ausstellung sowie in einer Vielzahl von Begleitprogrammpunkten die Planungen, Realisierungen und Rolle der Architektinnen und Architekten zwischen Anpassungsdruck und Geltungsdrang.

Red.

„Wien. Die Perle des Reiches“ Planen für Hitler
19. März bis 17. August 2015
Öffnungszeiten: Mo bis So 10.00 bis 19.00 Uhr
Eintritt:  8,- Euro, ermäßigt 6,- Euro

Symposium: Im Fokus: Wien im Nationalsozialismus
11. April 2015, 10.00 bis 18.00 Uhr
Tickets: 28,- Euro, ermäßigt 22,- Euro

Architekturzentrum Wien
Museumsplatz 1, im MQ
1070 Wien, Österreich

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